Apostelgeschichte 10,45
Andachten
Auf die Heiden ward die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen; denn sie hörten, dass sie mit Zungen redeten und Gott hoch priesen.
Als nach der Himmelfahrt Jesu die Erstlinge aus den Juden bekehrt wurden, so sagte Petrus, Apost. Gesch. 2,38., zu ihnen: tut Buße, und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünde, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Und als der Hauptmann Cornelius und die Seinigen als die Erstlinge unter den Heiden in die christliche Kirche aufgenommen werden sollten, so ward auch über sie die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen; weil aber Gott wusste, wie schwer es die getauften Juden ankomme, mit Heiden in eine brüderliche Gemeinschaft zu treten, so gab Er diesen bei der Ausgießung des Heiligen Geistes auch eine Wundergabe, nach welcher sie plötzlich mit fremden Sprachen reden konnten. Sie wendeten auch alsbald diese Gabe so an, dass sie Gott in solchen fremden Sprachen hoch priesen, und die gegenwärtigen gläubigen Israeliten, die es hörten, konnten auf eine unfehlbare Weise daraus schließen, dass der Heilige Geist auf Jene ausgegossen worden sei, und sie also hinfüro für Brüder in Christo gehalten werden müssen. Wer also mit andern Heiligen ein Bürger im Reich Gottes, wer ein Hausgenosse Gottes, wer ein Miterbe gläubiger Kinder Gottes, wer ein Glied am Leib Christi sein will, muss den Heiligen Geist als die höchste Gabe Gottes empfangen. Gute Rührungen, ja auch fortgehende Gnadenwirkungen Gottes, dergleichen Cornelius schon vor der Ankunft Petri in seinem Hause erfahren hatte, bringen den Menschen nahe zu diesem neutestamentlichen Gnadenstand: dieser Stand selber aber erfordert eine Ausgießung und darauf folgende Inwohnung des Heiligen Geistes. Mit derselben hört der Mensch auf unter dem Gesetz zu sein, und er fängt nun an unter der Gnade zu sein. Nun geht der unruhige und auf eine beständige innerliche Verurteilung hinauslaufende Zwang zu Ende, der Röm. 7,15. u.ff. beschrieben ist, und der Mensch fängt an, innerlich geistlich gesinnt zu sein, und Leben und Frieden zu genießen. Nun darf er nicht immer ächzen, klagen, und streng richten, sondern kann unter dem Trieb des Geistes Gott hoch preisen, und nach dem königlichen Gebot der Liebe denken, reden und handeln, soll aber auch von allen Kindern Gottes brüderlich geliebt werden. Nun ist das Alte vergangen und Alles neu worden. Diese selige Veränderung versteht Niemand als wer sie erfährt. Die Weisen dieser Welt, sonderlich diejenigen, die als Schriftgelehrte Andere unterrichten, wollen oft auch für Kinder Gottes und Brüder in Christo gehalten sein, wenn sie bei dem dunkeln Vernunftslicht eine buchstäbliche Wissenschaft gesammelt, und nach dem Trieb des Gewissens, zur Erhaltung ihrer Ehre und ihres Einkommens, einen Schein der Tugend um sich herum haben, woran sie sich selbst oft genug ergötzen. Allein das Licht des Heiligen Geistes ist unermesslich edler als die Vernunft, und sein Trieb ist kräftiger und vortrefflicher als der bloße Trieb des Gewissens, und was Er wirkt, ist rechtschaffenes Wesen in Christo Jesu, und gereicht zum Lob der Herrlichkeit Gottes. Ach Gott, gieße Deinen Geist auch in unserer Zeit reichlich aus, damit Dein Name verherrlicht, und Dein Reich ausgebreitet werde! (Magnus Friedrich Roos)