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Johannes 5,39

Johannes 5,39

Andachten

Sucht in der Schrift; denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darinnen; und sie ists, die von mir zeugt.
Wie soll man die Bibel lesen? Nicht nur dann und wann, sondern täglich; keiner von uns vergisst sein Mittagsmahl, und der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus Gottes Munde geht. Nicht nur hie und da; das Blättern oder Haschen nach Troststellen führt nicht in die Schrift ein; Gott ist nicht ein Gott der Unordnung! da die ganze Schrift von Gott eingegeben und nützlich ist zum alltäglichen Lebensbedarf, so muss sie als ein Ganzes gelesen werden. - Nicht handwerkmäßig aber; es gibt Methoden, die Bibel in einem Jahr auszulesen, allein je mehr man liest, je weniger denkt man oft nach. Man lese wenig auf einmal, aber mit recht offenem Herzen, mit einem recht geweckten Gewissen, und mit wahrem Hunger und Durst nach Wahrheit, die aus Gott kommt. Nicht wie ein Mensch, der sein leibliches Angesicht in dem Spiegel betrachtet hat, und dann gleich alle seine Flecken vergisst. Die Bibel soll uns unser Herz aufdecken, soll uns aus dem Selbstbetrug heraustreiben, und ein lebendiger Same werden, der einen neuen Menschen macht. Dazu lasse man aber das gelesene Schriftwort den Tag über wirken; der h. Geist wird es schon mit seinem Griffel den Herzenstafeln eingraben und zur Zeit und Stunde daran erinnern, wem es darum zu tun ist, sich es wiederholen zu lassen. - Nicht mit zu vielen Ansprüchen, wenn anfangs Manches dunkel scheint. Die Bibel ist freilich nicht so wasserklar wie ein anderes Buch; Gott will im Dunkeln wohnen; wir könnten seine plötzliche Lichthelle nicht einmal ertragen; man denke an Jupiter und Semele. Aber es fällt doch immer ein Strahl von oben in das, was wir lesen, und die Aufhellung des Dunkeln hängt immer ab von dem rechten Gebrauch des schon Erkannten.

Nicht ohne Gebet endlich. Vor, während und nach dem Schriftlesen brauchen wir den h. Geist; ohne den Geist des Gebets tappt auch ein Professor im Finstern. Öffne mir die Augen, sagt David, dass ich schaue die Wunder an deinem Gesetz. Ist man treu in der Befolgung dieser Regeln, so wird man bald mit dem Kern und, Stern der Schrift zusammentreffen; die ganze Schrift ist ein Wegweiser zu Christus. Und wo Christus ist, da ist auch das ewige Leben, das selbst die Pharisäer in der Schrift zu finden meinten. (Friedrich Lobstein)


Sucht in der Schrift: sie ist’s, die von Mir zeugt.
Der HErr Jesus bewies Joh. 5. die Wahrheit Seines Evangelii, nach welchem man an Ihn glauben, und Ihn als den Sohn Gottes wie den Vater ehren solle, aus Seinen Werken, aus Seinem eigenen höchst glaubwürdigen Zeugnis, aus dem Zeugnis Johannis des Täufers, aus dem unmittelbaren Zeugnis Seines Vaters, welches bei Seiner Taufe gehört worden war, und endlich aus dem Zeugnis der Schrift, welche die Juden mit Recht für Gottes Wort hielten, und worin sie so forschten, dass sie meinten, sie könnten ohne den Glauben an Jesum das ewige Leben durch sie erlangen. Der liebe Heiland bestätigte zwar diese Meinung der Juden nicht, sondern bestrafte sie vielmehr V. 40., dass sie nicht zu Ihm kommen wollen, damit sie das ewige Leben haben möchten: hingegen gab Er ihnen zu verstehen, dass eben dieselbe Schrift, worin sie bei ihrem Unglauben forschen, ihnen zu diesem Kommen oder Glauben verhelfen könne, weil sie von Ihm zeuge. Moses, sagte Er V. 46., hat von Mir geschrieben; gleichwie auch Petrus Ap. Gesch. 10,43. spricht: von Jesu Christo zeugen alle Propheten, dass durch Seinen Namen Alle, die an Ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollten. Sie zeugen aber von Jesu durch eigentliche Weissagungen von Ihm, aber auch durch Beschreibung vieler Vorbilder, die Ihn abgebildet haben, wie der Schatten einen Körper, und endlich durch die ganze Beschreibung der Weise, nach welcher Gott bei den Patriarchen und hernach bei dem Volk Israel gehandelt hat, und welche überall anstößig wäre, wenn Gott nicht dabei auf den künftigen Erlöser der Menschen Seine Absicht gehabt hätte. Noch vollständiger und deutlich ist das Zeugnis von Christo, das in den Schriften des Neuen Testaments enthalten ist. Wer nun die heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments zur Erlangung des ewigen Lebens recht gebrauchen will, muss wahrnehmen, dass sie von Christo zeuge, und dieses Zeugnis in seinem Herzen so gültig und kräftig sein lassen, dass ein Kommen zu Christo, oder ein Glaube an Christum daraus entstehe. Wer in der Bibel forscht, oder wer sie auslegen hört, ist wegen seiner begangenen Übeltaten ein todeswürdiger Sünder, und, so lange er im Unglauben steht, ein Sklave der Sünde. Was nützte es nun einen solchen, wenn er alle Geschichten, die in der Bibel stehen, oder auch das Gesetz Gottes, die Sittenlehre Salomos und Anderes, als abgerissen von Christo, ohne den Glauben an Ihn sich bekannt machte, und darin auf eine gelehrte oder ungelehrte Art sich umsähe? Ein Sünder muss einen Erlöser haben. Hat er aber einen solchen, so muss er zu ihm kommen oder an ihn glauben. Und dazu muss ihm das göttliche Zeugnis der heiligen Schrift verhelfen. Die von Gott eingegebene Schrift muss ihn zur Seligkeit weise machen durch den Glauben an Christum Jesum. Dieser Glaube erlangt alsdann die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, durch Christum, er erlangt aber auch die Befreiung von der Knechtschaft oder Sklaverei, worin man vorher unter der Sünde gestanden ist. Wen der Sohn Gottes gerecht macht, der ist wahrhaftig gerecht, und wen Er frei macht, der ist recht frei. Daraus folgt aber auch das ewige Leben in Christo Jesu. So leite uns denn das Zeugnis der Schrift täglich zu Christo, damit wir auch in der Stunde des Todes in Ihm erfunden werden. (Magnus Friedrich Roos)


“Suchet in der Schrift.“
Jesus Christus ist das A und das O, der Anfang und das Ende der Heiligen Schrift. Er ist der immer wiederkehrende Gegenstand ihrer heiligen Blätter; von der ersten bis zur letzten Seite zeugt sie von Ihm. Bei der Schöpfungsgeschichte begegnen wir Ihm sogleich als einer der heiligen Personen der Dreieinigkeit; wir sehen einen Strahl von Ihm in der Verheißung des Weibessamens; wir sehen Sein Vorbild in der Arche Noah; wir wandeln mit Abraham, wenn er den Tag der Messias erblickt; wir wohnen in den Hütten Isaaks und Jakobs und sättigen uns an der gnädigen Verheißung; wir hören den ehrwürdigen Israel von Ihm reden; und in den vielen Vorbildern des Gesetzes finden wir den Erlöser reichlich und mannigfaltig abgeschattet. Propheten und Könige, Priester und Prediger, alle sehen nach einem Punkt, sie alle wenden wie die Cherubim ihren Blick dem Gnadenstuhl zu und wünschen hineinzuschauen, und das Geheimnis von der großen Versöhnung Gottes zu lesen. Aber noch weit mehr tritt uns im Neuen Testament unser Herr als der Hauptgegenstand vor die Augen. Hier findet ihr nicht da und dort ein Stückchen edles Metall, oder stellenweise dünne Vergoldung, sondern hier steht ihr auf einem Boden von dichtem Golde; denn der ganze Inhalt des Neuen Testaments ist der gekreuzigte Jesus, und selbst der letzte herrliche Schlusssatz ist mit dem Kleinod des Jesusnamens geschmückt. Wir sollten die Heilige Schrift immer in diesem Sinne lesen; wir sollten das Wort betrachten als einen Spiegel, in welchen Christus vom Himmel herab blickt; und dann sehen wir Sein Antlitz aus diesem Spiegel zurückgestrahlt in unser betrachtendes Auge; dunkel zwar, aber doch noch deutlich genug, um uns damit vorzubereiten auf das selige Schauen von Angesicht zu Angesicht. Dieser zweite Teil der Heiligen Schrift enthält die Worte Jesu Christi an uns, die von Seiner Liebe durchduftet sind. Diese Seiten sind die Kleider unseres Königs, und ihr Geruch ist wie der Geruch von Myrrhen, Aloe und Kezia. Das Wort Gottes ist die königliche Sänfte, in welcher Jesus getragen wird, ihr Boden mitten inne ist lieblich gepflastert, um der Töchter willen zu Jerusalem. Die Heilige Schrift ist das Wickelband des heiligen Kindes Jesus; löse es auf, so findest du deinen Heiland. (Charles Haddon Spurgeon)


“Sie ist es, die von mir zeugt.“
Das griechische Wort, das hier durch „suchen“ wiedergegeben ist, bezeichnet ein aufmerksames, eifriges, begieriges, angestrengtes Suchen, wie wenn Menschen Gold suchen, oder Jäger dem Wild nachspüren. Wir dürfen uns nicht damit begnügen, dass wir ein oder mehrere Kapitel mit flüchtiger Aufmerksamkeit durchlesen, sondern wir müssen mit dem Leuchter des Heiligen Geistes den verborgenen Sinn des Wortes mit allem Fleiß erforschen. Die Heilige Schrift will erforscht sein; Vieles in derselben lernt man nur durch sorgfältige Betrachtung verstehen. Sie enthält Milch für die jetzt geborenen Kindlein, aber auch starke Speise für die Vollkommenen. Die jüdischen Schriftgelehrten sagen, dass jedes Wort, ja jeder Buchstabe einen Berg von Inhalt berge. Der Kirchenvater Tertullian ruft aus: „Ich erstaune über die Fülle des Inhaltes der Schrift!“ Niemand, der im Buch der Bücher bloß blättert, kann daraus Belehrung empfangen: wir müssen graben und bohren, bis wir die verborgenen Schätze finden. Die Türe des Worts öffnet sich nur dem Schlüssel des Fleißes. Die Heiligen Schriften verlangen ein ernstes Forschen. Sie sind die Schriften Gottes und tragen das göttliche Siegel der Echtheit, wer darf sie mit Geringschätzung behandeln? Wer sie verachtet, verachtet Gott, der sie geschrieben hat. Gott verhüte, dass Einer von uns sich von dem teuren göttlichen Wort abwende und es gegen sich Zeugnis ablegen lasse am großen Tag der Rechenschaft. über das Wort Gottes belohnt ein fleißiges Suchen. Gott heißt uns nicht einen Berg von Spreu sichten, um hie und da ein Körnchen Weizen darin zu finden, sondern die Heilige Schrift ist geworfeltes Korn; wir brauchen nur die Vorratskammer aufzutun, so finden wir's. Die Heilige Schrift wächst unter der Betrachtung. Sie ist voll Überraschungen. Unter des Heiligen Geistes Belehrung leuchtet sie dem suchenden Auge mit dem Glanz der Offenbarung entgegen, wie ein weiter Tempel, der mit gewirktem Golde bekleidet, mit Rubinen, Smaragden und allerlei Edelsteinen geschmückt ist. Keine Kaufmannsgüter gleichen an Wert der Schriftwahrheit. Endlich offenbart uns die Schrift den Heiland. „Sie ists, die von Mir zeuget.“ Wer Jesum findet, findet das Leben, den Himmel, Alles. Selig, wer in der Schrift den Heiland findet! (Charles Haddon Spurgeon)

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nt/43/johannes_5_39.txt · Zuletzt geändert: von aj
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