Johannes 5,23
Andachten
Alle sollen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren: wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der Ihn gesandt hat.
Der HErr Jesus behauptete Joh. 5,19-23., dass Er der Sohn Gottes sei, und da Er erklären wollte, in welchem Verstand Er’s sei, so tat Er sehr wichtige Aussprüche von Seiner Verbindung und Gleichheit mit dem Vater. Er zeigte an, dass Er wegen der Vereinigung mit dem Vater nichts von Ihm selber tun könne, dass Er aber auf eine geheime Weise, welche etwas Höheres als der Glaube war, immer sehe, was der Vater tue, weil Ihn der Vater lieb habe, und es Ihm zeige, da Er dann eben dasjenige gleichermaßen tue, was der Vater tue. Die Werke des HErrn Jesu waren also Werke des Vaters und des Sohnes zugleich. Der Vater wirkte, und der Sohn wirkte auf eine gleiche Weise, das ist mit einer gleichen Gewalt und Kraft, und diese beiderseitige Wirksamkeit floss immer in Einem Werk zusammen. Der Vater zeigte, und der Sohn sah; folglich war das hellste Licht dabei. Der HErr Jesus erläutert diese Wahrheit V. 21. durch die Auferweckung der Toten, und sagt: wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, welche Er nämlich auferwecken und lebendig machen will, also auch der Sohn macht Tote lebendig, welche Er will, und diese Toten sind eben diejenigen, die der Vater zugleich lebendig macht. Der Vater handelt hierin nach Seinem Willen, und der Sohn handelt auch nach Seinem Willen. Hernach sagt Er V. 22., der Vater richte Niemand, sondern habe alles Gericht dem Sohn übergeben. Ohne Zweifel muss man diese Worte so verstehen, dass die Ehre des Vaters nicht geschmälert wird. Der Vater richtet Niemand ohne den Sohn, doch richtet Er die Welt durch den Sohn, Ap. Gesch. 17,31. Er hat aber alles Gericht dem Sohn übergeben, Er hat die Seligsprechung und Verdammung der Menschen in Seine Gewalt gestellt, Er hat Ihm die Macht gegeben, den Ausspruch zu tun, wer leben oder des andern Todes sterben soll. Das Buch des Lebens ist Sein Buch (Offenb. Joh. 13,8.). Er wird in Seiner verklärten Menschheit sichtbarlich erscheinen, und das Gericht halten, Er wird das Unrecht, das Seiner Person mittelbar oder unmittelbar angetan worden, rächen, und die Gerechten Seine Brüder heißen. Wenn wir uns wunderten, dass der Heiland von dem Richten anders geredet hat, als von der Auferweckung der Toten, so dürfen wir nur bedenken, dass Ihm der Vater die Macht gegeben hat, das Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist, V. 27. Das Verhältnis nämlich, in welchem Er als des Menschen Sohn mit den Menschen steht, fließt mehr in das Richten hinein als in die Auferweckung der Toten: wie denn bei jenem der Vater nicht sagen kann: Ich bin hungrig, Ich bin durstig gewesen usw., da hingegen alle Worte, die bei der Auferweckung vorkommen, geradezu auch dem Vater geziemen. Weil aber der Vater alles Gericht dem Sohn gegeben hat, und von diesem Niemand an einen Höheren appellieren darf, so sollen alle Menschen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Die höchste Gewalt zu richten, welche der Sohn von dem Vater empfangen hat, und der Vater durch den Sohn ausübt, soll sie dazu bewegen. Ihnen liegt daran, den Vater und Sohn durch den Glauben zu ehren, damit sie nicht ins Gericht kommen, V. 24. Weil auch der Vater Sich bei dem Richten keine höhere Gewalt vorbehält, sondern alles Gericht dem Sohn gegeben hat, so will Er auch nicht höher geehrt werden, als der Sohn, und gebietet, dass auch diesem alle Ehre gegeben werde. (Magnus Friedrich Roos)