Johannes 3,17
Andachten
Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde.
Wer Arges tut und am Argen seine Lust hat, der hasst das Licht, und kommt nicht an das Licht. Das ist der letzte und tiefste Grund, weshalb so viele Gottes Wort nicht hören mögen, weshalb sie nicht betend vor Gott treten mögen. Sie haben am Argen ihre Lust; deshalb kommen sie nicht an das Licht, weil von dem Licht ihre Werke gestraft werden. Deshalb suchen sie mit solcher Hast Zerstreuungen und Arbeit und den Rausch des Weltlebens, vergraben sich nur um so tiefer in ihre Finsternis, um nicht ans Licht zu kommen, um nur nicht die strafende Stimme des Geistes zu hören. So muss sie Gott dem Gericht überlassen. Dahingegeben sein in des Herzens Finsternis, untergehen in Trotz und Schuld - das heißt schon gerichtet! Davor behüte uns der gnädige Gott! Wir wollen uns von seinem Geist strafen lassen, wollen an sein Licht kommen, wie weh es uns auch tue. Dann wird er uns aufwecken zu neuem Leben, zu Werken, von denen es heißt: sie sind in Gott getan. Dann wird die Pfingstsonne in unsern Herzen aufgehen und in dem armen, harten Boden die Früchte des Geistes reifen: Liebe, Friede, Freude, Geduld, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Und wenn der heilige Geist uns in diesem Augenblick an ein besonderes, einzelnes Werk erinnert, das wohl wäre in Gott getan, das uns aber bisher zu schwer war, lasst den Geist uns wecken, so können wir's, heute noch. (Adolf Clemen)
Wir feiern heute das liebliche Christfest. Da müssen wir vor allem es recht an uns kommen lassen, dass Gott, Gott Selbst, etwas getan hat; Er, der Himmel und Erde gemacht hat und Der eine große Liebe hat zu Seinen Kindern - wenngleich sie alle jetzt“ Welt“ heißen, d. h. sich so gegen Ihn gestellt haben, als gehe Er sie nichts an! Was hat Er denn getan? Er hat Seinen Sohn gesandt in die Welt. Mit Ihm hat Er Sein eigenstes Ich hingegeben für sie. Besinne dich doch, lieber Christ, was das ist!
Wenn aber Gott Sich Selbst gibt, so denke auch daran, was Er ist und wie Er von dir genannt sein will. Er will heißen: „Barmherzig, gnädig, geduldig, von großer Güte und Treue“ (2. Mose 34, 6). So will Gott heißen! Wenn Er nun der sündigen Welt Seinen Sohn schenkt: kann Er damit etwas Böses meinen? Kann Er als ein strenger, unnachsichtiger Richter sich durch Seinen Sohn bezeigen wollen? O nein, das nicht! Wenn Er richten, verwerfen, verdammen wollte, so würde Er doch das nicht durch Seinen Sohn tun lassen! Da würde Er sich anderer Werkzeuge bedienen und dieses harte Geschäft nicht Seinem Sohne übertragen!
Du siehst also, der Vater im Himmel möchte gerne das Gericht abwenden, das allen droht und das zuletzt doch über alle kommen müsste, weil Er mit einer Welt, wie sie ist und sich gemacht hat, doch nicht ewig so fortmachen könnte! Das, lieber Christ, lass dir recht sagen! Und zwar nicht bloß für dich selbst, sondern auch für die vielen Sünder, die du zum Teil so gräulich verderbt um dich herum siehst - dass du meinen könntest, du seiest diesen gegenüber gar sauber und gerecht und bedürftest kaum eines Heilandes. Auch diese, die rechte“ Welt“, will Gott nicht durch Seinen Sohn gerichtet sehen! Sie sollen alle Seine Vaterliebe sehen und durch diese sich erweichen lassen, mit kindlichem Glauben wieder zu Ihm zurückzukehren. Nicht in der Hölle und Verdammnis, sondern in dem Himmel und der Seligkeit möchte Er die Welt wissen. Denn nicht die Braven und Frommen allein, sondern die“ Welt“ - sage die“ Welt“, welche die Braven oft so gar weit von sich wegstoßen! - soll der Sohn selig machen. Dazu hat der liebe Vater Seinen Sohn gesandt. Der Sohn aber sagt es jetzt selbst in diesem Wort, so sei es. Sie wollten Ihn nicht recht hören - und was haben sie Ihm nicht alles dafür getan, dass Er sie hat selig machen wollen?
Ich meine aber, es müsse Ihm noch gelingen! Denn ein so Großes tut doch Gott nicht für nichts! Und wenn Er die Welt meint, so muss es doch etwas recht Bedeutendes sein, das Er erreicht wissen will. Ja, weil Er die Welt meint, so wird Er auch durch Seinen Sohn, nachdem dieser wieder zu Ihm entrückt worden ist, noch etwas tun, um Seine Liebesgedanken so umfangreich als möglich auszuführen. Ja, Er wird es tun! Sonst müssten wir ja geradezu an Ihm und Seinem Sohne und allem Evangelium irre werden. Irre werden aber wollen wir in diesen Tagen nicht! Wir wollen hoffen und in Geduld warten. Das Höchste kommt gewiss noch nach: Der HErr wird sich noch aufmachen und wird Seine seligmachende Herrlichkeit offenbar machen an allen Geschlechtern der Erde. Harren wir der Zeit! Sie wird so gewiss kommen, als wir in diesen Tagen gewiss sind, dass Jesus Christus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen. Er wird nochmals ein Weltheiland offenbar werden! (Christoph Blumhardt)
Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass Er die Welt richte, sondern dass die Welt durch Ihn selig werde.
Wie ist es mit der Handschrift bestellt, so wider uns ist, welche durch Satzungen entstand und uns entgegen war? Hat nicht Jesus sie längst schon für ungültig erklärt? Bezeugt nicht der Apostel, dass Er sie getilgt und aus dem Mittel getan hat, da Er sie an Sein Kreuz heftete?
Lesen wir nicht: „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist“ (Röm. 8,1)? Wir erfassen unseren hohen Beruf nicht völlig; wir versäumen den ganzen Nutzen aus dem vollbrachten Erlösungswerk zu ziehen, wir würdigen des Heilands Tat nicht richtig und eignen uns Sein Verdienst nicht seiner ganzen Ausdehnung nach an, wenn wir uns nicht zu dem völligen Glauben erheben, dass das geängstigte Gewissen beruhigt, die verklagenden Gedanken gestillt, das uns verdammende Herz freigesprochen, ja, die ganze Sündenlast, die durchs Gesetz erkannt wird, durch Christi Verdienst ein für allemal getilgt ist. Sollten wir, während diese Worte an unser Ohr dringen, nicht den erneuernden Pulsschlag jenes Lebens der Freiheit fühlen, dessen Kraft von der Quelle, woraus es entsprungen ist, vom Kreuz auf Golgatha herabfließt? Amen. (F. A. Seitz).
Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, dass er die Welt richte; sondern dass die Welt durch ihn selig werde. V. 18: Wer an mich glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Nicht als ein Weltenrichter, nur als ein Weltenheiland bist Du zu uns gekommen, da Du das erste Mal kamst! wenn Du zum letzten Mal kommst, ja, dann bist Du der Weltenrichter. Aber dazwischen liegen nun die langen Zeiten und Jahrhunderte Deiner Geduld, Sanftmut und Langmut, Deines Wartens und Harrens, dass doch so Viele, als nur irgend möglich, an Dich glauben, und vor dem Gericht errettet werden möchten; denn Du willst ja so gerne die Welt selig machen, Dein Herz brennt danach, dass kein Einziger verloren gehe, dass Alle, Alle selig würden, vom Ersten bis zum letzten. Doch kannst Du ja keinen zwingen, denn der Glaube ist die freieste Tat des freien Menschenherzens. O ja! wer an Dich glaubt, der kann freilich nicht gerichtet werden, des sind wir gewiss, so wir im Glauben stehen, denn da sind wir Eins mit Dir, Dein Leben und mein Leben fließen zusammen, meine Seele ruht in Deiner Liebe, wie im Mutterschoße und lebt von Deiner Kraft, welche reichlich ausströmt von Dir, dass ich Dir diene und in Deinen Wegen gehe nach Deinem alleinigen Befehl und zu Deinem alleinigen Wohlgefallen! und ob ich von einem Fehler übereilt werde, so wäscht Du mich rein mit Deinem heilig, teuren Blute und schenkst mir die reine, weiße Seide Deiner Gerechtigkeit als das himmlische Hochzeitskleid an Deinem großen Abendmahlstische, Du teuerstes Gottes-Lamm! - Aber freilich, wer nicht glauben will an Dich, trotz all' der Gnadenzüge und Gnadenstöße, der ist schon gerichtet, dieweil Er keinen Teil an Dir hat. Dein Name, o Jesu, ist wie eine ausgeschüttete Salbe! aber wer nicht glaubt an Deinen Namen, der liegt an der Landstraße, als unter die Mörder gefallen, die Sünde hat ihn ausgezogen, die Welt hat ihn bestohlen und betrogen und Satan hat ihm den Strick um den Nacken geworfen, und sobald das Maß voll ist, reißt er ihn weg! Ach ja, der ist schon gerichtet! Drum hilf uns, lieber Herr, dass wir standhaft glauben, und im Glauben fest beharren bis ans Ende, bis auf den herrlich großen Tag Deiner seligen Zukunft! (Nikolaus Fries)