Johannes 2,24
Andachten
Und Jesus vertraute sich ihnen nicht, denn er kannte sie Alle.
Jenen Juden, welche bloß an den Namen Jesu glaubten um der Werke willen, die er tat, vertraute er sich nicht. Er ging nicht in ihre Häuser, er blieb nicht bei ihnen über Nacht, sondern wanderte hinaus nach Bethanien am Ölberg, um die Nacht in dem Hause des Lazarus zu bleiben. Er fürchtete, nein, er wusste, dass jene dem Andringen seiner Feinde nicht widerstehen und ihn in ihre Hände überantworten würden. Anders im Hause des Lazarus, seine Tür war ihm offen, und die Herzen der Bewohner auch. Da hielt er seine Feierabende. Da redete er aus der Fülle und aus dem Frieden Gottes heraus. Diese Hütte ist lange zerfallen. Man zeigt zwar noch die Stätte, wo der Freund des Herrn gewohnt haben soll; aber wer will dafür bürgen, dass es dieselbe ist? Und doch sind noch Hütten da, wo der Herr ebenso einkehrt. Es gibt Herzen, denen er sich ganz vertraut, und über die er denselben Segen ausschüttet. O wie selig sind solche Christenseelen! Sie haben nicht die Taten, nicht das Wort des Herrn, sie haben ihn. Er wohnt in ihrem Herzen. Sie stehen mit ihm im innigsten Verkehr. Sie haben nichts Heimliches vor ihm. Ihre Sünde bekennen sie ihm täglich, seine Gnade preisen sie stündlich. Sie erfahren es in sich, wie er mit ihnen redet im Wort. Sie rufen hinauf, und er antwortet. Er ist ihr Himmel auf der Erde, ihr Reichtum in der Armut, ihre Wärme im Frost, ihr Leben im Tode. Sie suchen ihn nicht bei Gelegenheit, sie haben ihn. Wo sie hingehen, da gehet er mit. Gehen sie in Armut, so ist er mit ihnen arm, und doch reich. Gehen sie ins Gefängnis, so lässt er sich mit einschließen. Gehen sie in Schmach, so leidet er mit ihnen. Gehen sie in den Tod, so verlässt er sie nicht, sondern steht gerade recht bei ihnen. Gehen sie in das Gericht, so tritt er vor als der, welcher für sie gerichtet ist.
Herr Jesu Christe, wer dich hat, gegen den kann das Meer wüten und wallen, gegen den können sich alle Feinde zusammenrotten, über dem kann die Nacht alles Licht der Welt verdunkeln, er behält doch in seinem Herzen eine lichte, selige Stelle, die heißt: Hier ist Immanuel! Wer dich hat, dem kann der Feind alle Reiche der Welt bieten; er wird ihm antworten: Ich habe die köstlichste Perle gefunden, in der ich Alles habe; und gegen die ist das höchste Anerbieten Nichts. O treuer Herr, gib dich uns! Lass uns dich besitzen, vertraue dich uns nach deiner ganzen Herrlichkeit. Hilf, dass wir uns nicht an einzelnen Strahlen deines Glanzes genügen lassen, sondern immer mehr danach trachten, dich ganz zu eigen zu haben. Amen. (Friedrich Ahlfeld)