Johannes 20,31
Andachten
Diese aber sind geschrieben, dass ihr glaubt, JEsus sei Christ, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
Welch ein Schatz hiermit der Kirche und jeder einzelnen, nach dem Heile verlangenden Seele ist dargereicht worden; was dieses „innige zarte, rechte Herzensevangelium,“ wie Luther es nennt, in dem Christi innerstes Herz aufgedeckt ist, schon gewirkt hat und weiter wirken wird, so lange es eine christliche Gemeinde gibt, das brauchen wir uns nicht erst auszuführen. Vielmehr wollen wir von Herzen darum bitten, dass der Herr auch uns erleuchtete Augen des Verständnisses dafür gebe, damit wir je mehr und mehr die heilige, lichte, seligmachende Erscheinung des Gottmenschen, die uns darin vorgeführt wird, in unsere Seele aufnehmen und nutzbar für sie machen können, und uns daran erfreuen mit Heiliger Freude! (Ernst Stähelin.)
Diese Zeichen aber sind geschrieben, dass ihr glaubt, Jesus sei Christ, der Sohn Gottes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habt in Seinem Namen.
In diesen Worten hat Johannes, der Liebling Jesu, den Hauptzweck der evangelischen Geschichte recht eigentlich zu erkennen gegeben.
Die wohltätigen Wunder, welche im Alten Testament auf Christum geweissagt waren, hat Jesus, der Sohn Maria, vor den Augen vieler tausend Menschen verrichtet, und Sich selbst Matth. 11,4. ff. ausdrücklich darauf berufen, dass es nicht schwer sei, daran zu erkennen, ob in Seiner Person der verheißene Messias in der Welt erschienen sei oder nicht. Weil aber Jesus in Seinen Reden nicht nur behauptete, dass Er Christus, sondern auch, dass Er der Sohn Gottes, dass Er mit dem Vater Eines, dass Er vor Abraham schon gewesen sei, so sind Seine Wunderwerke zugleich auch ein Beweis von Seiner ewigen Gottheit, welche freilich nach Seiner wirklichen Erscheinung auf Erden deutlicher und allgemeiner bekannt wurde, als zuvor; ob es schon auch zu den Zeiten des Alten Testaments nicht an Zeugnissen von der göttlichen Würde des zukünftigen Messias gefehlt hatte. Darum versichert Johannes, man könne durch die Erzählung von den Wundern Jesu nicht nur überzeugt werden, dass Er Christus sei, sondern auch, dass Er der Sohn Gottes sei: zugleich aber versichert er, durch den Glauben an den Sohn Gottes erlange man das ewige Leben in Seinem Namen. Die Propheten im Alten Testament und die Apostel im Neuen Testament haben auch durch Wunder und Zeichen erwiesen, dass sie von Gott gesandt, und göttliche Botschafter an das menschliche Geschlecht seien, deren Zeugnis nicht nur glaubwürdig, sondern schlechterdings unbetrüglich und unverwerflich ist. Ihren Reden ist man also Beifall, und ihren Anweisungen Gehorsam schuldig, nicht weniger, als den Worten und Vorschriften Christi selbst. Man kann aber doch von keinem Propheten und von keinem Apostel sagen, dass er in dem Verstand, wie es von Jesu wahr ist, der Sohn Gottes sei, und dass man durch den Glauben an ihn das Leben habe in seinem Namen; man wollte denn die Ehre, die Gott allein gebührt, auf eine höchst strafbare Weise einem Geschöpf zuwenden. Durch den Namen Jesu haben also diejenigen, die an Ihn, als an den eingeborenen Sohn des Vaters, glauben, das Leben; nicht nur darum, weil sie sich durch Seine weisen und heiligen Lehren zu Vermeidung der Laster und zur Ausübung der Tugend bewegen lasen (denn sonst hätte Er vor andern Knechten Gottes einen schlechten oder gar keinen Vorzug); sondern darum, weil sie Ihn für den erkennen und verehren, der Er in der Tat ist; weil sie Ihm den Respekt, der Ihm gebührt, williglich zukommen lassen, und sich dadurch von den Rebellen, die Seine unumschränkte Herrschaft nicht anerkennen wollen, unterscheiden; weil sie durch Ihn und in Ihm allein dasjenige Heil suchen, das Er als der einige Mittler zwischen Gott und Menschen durch Seinen blutigen Versühnungstod am Kreuz erworben hat; weil sie in demütiger Erkenntnis ihrer verdammlichen Sündenschuld diejenige Gerechtigkeit, die allein vor Gott gilt, und die Er ihnen selbst durch das Evangelium anbietet, dankbarlich annehmen, und dem göttlichen Erlöser die schuldige Ehre lassen, dass Er allein ihr Versühner, Mittler und Seligmacher sei, durch den sie zu Gott kommen, und Seiner Gemeinschaft auf Zeit und Ewigkeit froh sein können. (Magnus Friedrich Roos)