Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Johannesevangelium » Johannes 20,12
Zuletzt angesehen: Johannes 20,12

Johannes 20,12

Johannes 20,12

Andachten

Und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten, und den anderen zu den Füßen, da sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und dieselbigen sprachen zu ihr: Weib, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück, und sieht Jesum stehen, und weiß nicht, dass es Jesus ist.
Tiefbetrübte Menschen, Menschen, die in ihrer Traurigkeit gleichsam verbohrt sind, deuten sich alles aufs Traurigste. So sieht auch Maria „den Wald vor lauter Bäumen nicht“. Trotzdem das Grab leer ist, trotzdem freudestrahlende, triumphierende Engel darin sitzen, kommt ihr auch nicht einmal der Gedanke an eine Auferstehung Jesu. Ach, nein, nur ein neues Unheil ist geschehen. Nachdem man mir erst den lebendigen Heiland genommen, (so denkt sie,) hat man mir nun auch noch den Leichnam geraubt; es geht Alles über mich! Darum macht auch die Erscheinung der Engel keinerlei Eindruck auf ihr Herz, das in Traurigkeit erstorben ist. Sie fürchtet sich nicht vor ihnen, wie es sonst immer heißt, dass die Menschen vor den himmlischen Erscheinungen zusammenschrecken. Sie hat nichts mehr zu fürchten, weil sie nichts mehr zu hoffen hat. Für sie gibt es weder Glück' noch Leid, weil Jesus tot ist. - Sie nimmt gar keine weitere Notiz von ihnen und ihre Teilnahme rührt sie nicht im Mindesten. Ja, früher war es ihr wohl als das höchste Ideal erschienen, mit den himmlischen Geistern so schwesterlich-traulich verkehren zu dürfen. Nun aber kann nichts im Himmel und auf Erden erfreuen, weil Jesus tot ist. Sogar der tote Jesus ist ihr noch lieber wie die lebendigen Engel. Darum freut sie sich auch nicht über die Engel. „Weib, was weinst du?“ so tönt's von den holdseligsten Lippen weich und warm an ihr Herz; aber dieser Ton dringt nicht in ihr umnachtetes Herz. „Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben,“ antwortet sie schmerzlich, als wollte sie sagen: „Ihr habt gut reden und trösten. Was wisst ihr von meinem Schmerz? Ich aber habe mein Alles verloren“.

Indem sie so antwortet, wendet sie sich auch schon ab als von leidigen Tröstern, denn hinter sich hat sie Schritte gehört. Da steht ein Mann. Was für ein Mann? Nun, was konnte ihr daran liegen? Irgend ein Mann! Sie konnte durch ihre Tränen hindurch nicht so genau sehen; sie wollte auch nicht so genau sehen; aber hören musste sie doch. Und grade als wenn der Mann, den sie für den Gärtner hält, es mit den Engeln verabredet hätte, stellt auch Der ihr die teilnehmende und ihr doch so peinliche lästige Frage: „Weib, was weinst du? Wen suchst du?“ Sie würde ihm wohl gar nicht geantwortet haben, aber sie hofft, der Gärtner könne ihr Aufschluss darüber geben, wo der Leib Jesu geblieben sei. Und doch redet sie bereits mit Dem, den sie weinend sucht. Ihn selbst, den sie sucht, hält sie für den Räuber Dessen, den sie sucht. O seliger Schmerz, entzückende Selbsttäuschung, da ein hochbetrübtes Herz seinen Heiland findet, und die Engel im Grabe weiden sich daran.

Zinzendorf hat einmal gesagt: „Ich habe nur eine Passion und die ist Er, nur Er!“ Was er damit sagen will, können wir hier bei der Maria lernen; möchten wir aber auch in unserem Herzen diese eine, Alles beherrschende Passion finden! so wäre uns ewig geholfen. Ja, Heil dem Menschen, der Jesum so wie Maria Magdalena aufgenommen hat, dass ihm die ganze Welt, ja das eigne Leben nichts mehr wert ist, wenn ihm Jesus entschwunden und verloren ist. Wer Ihn so liebt, der kann in tausend Zweifel und Finsternisse geraten und sie werden ihm schließlich alle dazu dienen, die Sonne des ewigen Heils so viel lichter und freudenreicher zu machen. „Denn die Liebe ist die größte,“ und aus dem Quell heiliger Jesusliebe strömt dann auch immer wieder neues Glaubens- und Hoffnungs-Leben in die Seele hinein. (Otto Funcke)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/43/johannes_20_12.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain