Johannes 1,15
Andachten
Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist, denn er war eher denn ich.
Christi Geburt ist nach Johannes Geburt verkündigt worden, Christus ist nach Johannes geboren, er ist auch nach ihm mit seinem Werk hervorgetreten, und doch ist er vor ihm gewesen. In Allem was menschliches Leben und Tun heißt, ist er nach ihm gekommen, und doch ist er vor ihm gewesen. Um sich recht klar auszusprechen, fügt Johannes noch dazu: „Denn er war eher denn ich.“ Ja er ist eher gewesen, und zwar so viel eher, wie es nur ein „eher“ geben kann. Er ist nicht allein vor Johannes gewesen, sondern auch vor allen Menschen, vor aller Kreatur, vor aller Zeit. Wie der Vater von Ewigkeit ist, so ist es auch der Sohn. Als alle Dinge ihren Anfang nahmen, da war er bereits. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. O wenn wir doch für dies Wunder, für diese größte Tat der Gnade, nur einmal recht helle Augen bekämen! Wenn doch die Schuppen, die uns das Fleisch und der feine, wenn auch noch so verborgene und unbewusste Unglaube, über dieselben gezogen haben, nur einmal herunterfielen! Wir müssten das Wort, dass um unsere Sünde willen der ewige Sohn Gottes ein Menschenkind geworden ist, mit der größten Freude ergreifen.
Herr rücke uns recht hinein in die Erkenntnis unserer Sünde und unseres Elendes. Gib unserem Herzen Trauer, unserem Verstande die Erkenntnis der Strafe, die wir verdient haben, und unseren Augen Tränen der Buße. Mit diesem zerschlagenen Herzen und weinenden Auge lass uns dann zu dir aufblicken und fragen: „Herr, was tust du mit mir?“ Und antworte uns: „Ich habe mich deiner erbarmt und will mich deiner erbarmen. Ich will das glimmende Docht nicht auslöschen und das zerstoßene Rohr nicht zerbrechen. Ich vergelte dir nicht nach deiner Missetat, ich töte dich nicht nach deinen Sünden, sondern ich gebe, ich gebe für dich in den Tod meinen eingeborenen Sohn, mein eigenes Herz.“ Ja Herr stärke unseren Glauben zur Erkenntnis solcher Liebe. Amen. (Fr. Ahlfeld)