Johannes 18,36
Andachten
Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
Das sind königliche Worte, mitten aus der Leidensgeschichte heraus. Unser Heiland heißt nicht umsonst schon in Jef. 9, 6 der Wunderbare; er ist ein wunderbarer König: herrlich vor seinen Gläubigen, unverstanden und verachtet vor der Welt. Er steht da, als der Verspottete, Verspiene, Geschlagene und Gelästerte; ist er ein König, so kann sein Reich nicht von dieser Welt sein. Könige dieser Welt stehen und fallen mit äußerem Glanz und äußerer Macht; ihr Thron, und Reich geht zu Grunde, sobald sie der Verachtung anheim fallen und Gewalt der Waffen sie nicht mehr hält. Eben darum sind die Reiche dieser Welt vergänglich; ihre Grundlagen sind keine ewigen, sie stammen aus der Eitelkeit. Christus ist der König der Wahrheit, und sein Reich das Reich der Wahrheit. Darum behält er auch in aller Schmach, sei es vor dem Hohenpriester, oder vor Pilatus oder Herodes seine königliche Würde und Majestät. Seine Krone ist nicht von Volkes Gnaden, der ewige Gott hat sie ihm gegeben. Seine Dynastie ist keine zeitliche, er ist der König der Ewigkeit. Speichel, Schläge, Spott und Hohn können seine Herrlichkeit nicht schmälern, sie besteht in der Wahrheit, gegenüber der Lüge und dem Schein. Die Welt lebt von der Lüge und dem Schein, seit der Mensch dem Satan geglaubt hat. Was sie erobert und zusammenhält, tut sie mit Gewalt; was unser König Christus erobert, erobert er durch das Wort der Wahrheit; Anwendung äußerer Gewalt ist seinem Reiche fremd. Ein solches Königtum versteht Pilatus und Herodes nicht; dem Ersteren erscheint es als Eigensinn, dem Letzteren als Narrheit. So ist es heute noch. Lassen wir uns nicht irre machen. Christi Jünger verschmähen die Art und die Mittel der Weltreiche; sie wollen nicht äußerlich herrschen und glänzen; sie stützen sich nicht auf die Gunst der Mächtigen dieser Erde, noch auf den Beifall der Menge; ihre Macht und Herrlichkeit ist die Wahrheit. Von dieser zeugen sie, wie der Meister es getan, und folgen ihm nach durch die Schmach in der Gewissheit: Die Reiche der Welt müssen unsers Herrn und seines Christus werden. Offb. 11,15.
Ja, Herr! Du bist mir herrlich. Du bist der Schönste unter den Menschenkindern, auch inmitten der Schmach. Deine Stimme will ich hören und Dir folgen. Amen. (Elias Schrenk)
Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Die Kirche Christi ist nicht von dieser Welt. Sie braucht von keinem weltlichen Potentaten beschützt zu werden; solch ein Protektorat kann sie getrost entbehren. Sie hat, wenn sie angegriffen wird, himmlische Waffen und Bundesgenossen. Christi Blut und Gerechtigkeit, wer darauf steht, hat ein Panzerkleid, und kann allen Weltfeindschaften Trotz bieten. Vielen Kirchenmännern ist es aber eine harte Bedingung, ihr Reich nicht in dieser Welt zu suchen. Sie haben so gern ein fettes Amt, reiche Gönner und schöne Neujahrsgeschenke. Dabei kann man dann manchem Geld- und Weltmann durch die Finger sehen, und milder predigen, um nicht zu schroff zu scheinen. Allein was bringt dann solch eine Amtsführung für Früchte? Man gehe bei solchen Welt-Predigern in die Kirche, etwa in einen Nachmittagsgottesdienst, wie viele Zuhörer findet man? Reine, als die Herren von Stühlingen und von Bänkenriet. Geistliche und Nichtgeistliche können nur einem Meister dienen, und Christus erkennt die Seinen an der Verleugnungskraft. Wer diese irdische Welt daran setzt, der wird in dem Reich Christi Besseres finden als Geld und Ehre, und die Schmach des Gekreuzigten höher achten lernen als alle Schätze Ägyptens. Solch ein Königtum kann aber ein Pilatus nicht begreifen, und ebenso, wer dem Schwert des Geistes die Spitze abgebrochen hat, der ist dann selber so stumpf geworden, dass es ihm nicht einleuchtet, wie es Prediger gibt, die so intolerant sein können. (Friedrich Lobstein)