Johannes 16,16
Andachten
Über ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen und aber über ein Kleines, so werdet ihr Mich sehen, denn Ich gehe zum Vater.
Ihr alle, die ihr durch den Hingang des Menschensohnes die Erstlinge der Freuden habt, harrt nur Seiner Wiederkehr, wartet der Zukunft eures HErrn! Denn hier steht die Hoffnung und der große Trost der ganzen Kirche Jesu Christi: dass noch ist die Zeit, da der HErr kommt. Und der Geist und die Braut sprechen: komm! Und wer es hört, der spreche: komm! Und er spricht: „Ja, Ich komme bald!“ (Karl Hesselberg)
Über ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen; und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen; denn ich gehe zum Vater.
Noch hatten die Jünger ihre Freude; der Bräutigam war noch bei ihnen. O sie hatten eine selige Zeit bei ihm verlebt! Lieblich waren die Tage ihrer Bekehrung. Sie hatten gesehen, was Propheten und Könige zu sehen wünschten und doch nicht gesehen hatten. Sie sahen seine Herrlichkeit, als die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Da sagt Christus die obigen Worte. Was will der Herr damit sagen? Ehe ihr euch recht eurer Erlösung freuen könnt, müsst ihr hinunter in die Traurigkeit. Und sie haben hinunter gemusst. Voll Trauerns haben sie der Gefangennahme, dem Gericht, der Kreuzigung, dem Tode und dem Begräbnis des Herrn zugesehen. Da hat man mit Fingern auf sie gewiesen. Da hieß es von ihnen: Das sind die Toren, die auch an ihn geglaubt haben. Da feierte die Welt ihr Jubilate. Aber hinter jener Trauerweissagung des Herrn stand eine zweite, eine selige Freudenweissagung: „Und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen.“ Dann feiert ihr euer Jubilate, und das Jubilate der Welt ist verstummt. Und sie haben ihn wieder gesehen, vom Auferstehungsmorgen bis zu dem Tage, da er auffuhr gen Himmel. Sie haben sich gefreut vor Allem aber am Pfingsttage, als sein Geist Wohnung in ihnen machte. Er knüpfte das Band zwischen ihnen und ihrem Heilande so fest, dass es nicht mehr zerrissen werden konnte. Ob er schon sichtbar nicht mehr bei ihnen war, so war er nun doch bei ihnen alle Tage bis an der Welt Ende.
Herr Jesu, tue uns die Augen auf, dass wir recht erkennen, wo wir in deiner Führung stehen. Und wenn wir uns sagen müssen, wir stehen in der Nacht, wo die Sonne der Gnade ihr Angesicht verborgen hat, oder wir stehen am Abend, wo sie ihr Angesicht verbergen will, dann lass uns helle aufgehen und das Licht deines Wortes, dass es uns bezeuge: Es muss doch Morgen werden, es muss doch ein Tag der Ehre des Herrn und unseres Heiles kommen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Über ein Kleines, so werdet ihr mich nicht sehen, und aber über ein Kleines, so werdet ihr mich sehen; denn ich gehe zum Vater.
Wie das Wort im äußeren Leben gilt, so auch im innern. Ja er muss Jedem einzeln sein Antlitz verbergen, damit es dann erst recht als Gnadenantlitz leuchten könne. Noch nie ist ein Kindlein ohne Schmerzen zur Welt gekommen. Noch nie ist ein Mensch ohne Schmerzen zum neuen Leben wiedergeboren. Noch nie ist einer mit Lachen und Scherzen zur Vergebung der Sünde und zur Gerechtigkeit vor Gott gekommen. Überall ist es durch Schmerz, Angst, Scham und Demütigung vor Gott gegangen. Ohne diesen Durchgang ist keine Vergebung und keine Gnade. Der Weg von Ägypten nach Kanaan führt einmal durch die Wüste. Die Jünger sind in diese Wüste gekommen, als ihnen der Herr entrissen wurde. Dir wird er auch entrissen. Jenen hat ihn Kaiphas und Pilatus weggenommen; dir nimmt ihn Moses weg. Das Gesetz, welches Gott durch ihn gegeben hat, ist nun über 3000 Jahre alt. Aber seine Augen sind noch nicht dunkel geworden, seine Kraft ist noch nicht verfallen. Es sieht alle deine Sünden. Und für alle verkündet es Gottes Zorn. Da ist der Heiland verschwunden. Bist du drinnen in solcher Sündenangst: glaube nur, verlass dich auf das Wort, und rufe nur! Suche den Herrn in der Nacht der Trübsal; schreie nur ängstlich in deiner Züchtigung. Es heißt nur „Über ein Kleines.“ Er kommt doch. Und wenn er kommt, wenn er die Angst und den Bann vom Herzen wegnimmt, wenn er sein gnadenreiches Angesicht wieder offenbart, dann ist Freude über alle Freude.
Herr, himmlischer Vater. Du führst uns auch heute wieder aus der Nacht zum Tage, dass die Sonne uns wieder scheint, die sich verborgen hatte. O führe uns auch aus der Sündennacht, in der wir schlafen, und aus der Nacht der Schuld, in welcher sich die Sonne der Gnade uns verbirgt, dem hellen Tage entgegen über dem das Antlitz deines Sohnes, unsres Heilandes, uns leuchtet. Ja, verbirg dein Antlitz nicht vor uns, Herr Jesu Christe, sondern schaue gnädig herab auf unser Haus. Durchleuchte mit dem Licht deiner Wahrheit Herz und Sinne, dass sie hell bleiben, auch wenn der Tag Dunkel und Trübsal brächte. Amen. (Friedrich Ahlfeld)