Johannes 16,14
Andachten
Derselbige Geist wird Mich verklären.
Als es an dem war, dass der HErr Jesus die Welt verlassen und zum Vater gehen wollte, so bat Er Seinen Vater, Joh. 17,5.: verkläre Du Mich, Vater, bei Dir selbst, mit der Klarheit, die Ich bei Dir hatte, ehe die Welt war. Vorher aber weissagte Er von dem Geist der Wahrheit, dass Er kommen und Ihn verklären werde. Joh. 16,13.14. Jene Verklärung bei dem Vater hatte ihren Bezug allein auf Seine menschliche Natur, und war dem Stand Seiner Erniedrigung entgegengesetzt: diejenige Verklärung aber, von welcher Christus Joh. 16,14. geredet hat, und welche ein Werk des Heiligen Geistes ist, geschieht in den Herzen der Menschen, die der Heilige Geist erleuchtet und tüchtig macht, Jesum zu erkennen und anzubeten. Sie ist also der Unwissenheit und dem Unglauben der Menschen entgegengesetzt, und bezieht sich auf Christum, insofern Er Gott und Mensch ist. Er selbst sagte Joh. 17,4. zu Seinem Vater: Ich habe Dich verkläret auf Erden, und erläuterte diese Worte V. 6. so, dass Er sagte: Ich habe Deinen Namen offenbart den Menschen, die Du Mir von der Welt gegeben hast. Auf eben diese Weise verkläret Ihn der Heilige Geist nach Seinem Hingang zum Vater. So lange Er auf Erden war, sagte Er nie geradezu: Ich bin Gott, weil ein solcher Ausspruch Seinem damaligen Stand nicht gemäß war: auch redete Er nur kurz, sparsam, und zuweilen mit verblümten Worten von dem Nutzen Seines Leidens und Todes. Doch handelte und redete Er als Gott. Er übte über die Geschöpfe die höchste Gewalt aus, Er versprach, was nur Gott versprechen kann, Er gebot, was nur Gott gebieten kann, Er redete von Sich als dem eingeborenen Sohn Gottes, Er gab auch immer zu verstehen, dass man allein durch Ihn als den Mittler selig werden könne. Bei diesem Allem blieb noch viel Dunkelheit in den Herzen der Menschen übrig, wie man’s auch an den Apostel wahrnehmen kann, welche doch die verständigsten unter Seinen Zuhörern waren. Der HErr Jesus sagte auch selber Joh. 16,12. zu ihnen: Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt’s jetzt nicht tragen, setzte aber hinzu: wenn aber Jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten – derselbige wird Mich verklären, das ist: derselbige wird euch die völlige Erkenntnis Meiner schenken, deren ein Mensch auf Erden fähig sein kann. Wir können auch wahrnehmen, dass diese Verheißung an den Aposteln erfüllt worden sei, und dass deswegen in ihren Schriften von der Person und dem Mittleramt Jesu viel deutlicher geredet sei, als der HErr Jesus selbst wegen der Schwachheit seiner Zuhörer hat reden können.
Doch sollen wir nicht meinen, dass die Verklärung Jesu durch den Geist der Wahrheit nur den Aposteln verheißen worden sei. Bei ihrem Vorzug, den wir gern eingestehen, haben sie selber gezeugt, dass wer selig werden wolle, Jesum Christum erkennen und an Ihn glauben solle. Sie haben aber auch gelehrt, dass dieser Glaube nicht durch vernünftige Worte einer menschlichen Weisheit, sondern durch den Geist der Wahrheit vermittelst des Evangelii hervorgebracht werde. Wir wollen also den himmlischen Vater bitten, dass Er Seinen Sohn durch Seinen Geist noch mehr in uns offenbare und verkläre; wir wollen auch den Sohn Gottes, Jesum Christum, bitten, dass Er den Vater noch mehr in uns offenbare und verkläre, wozu Er Sich selbst Joh. 17,1. anheischig gemacht hat. (Magnus Friedrich Roos)
Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird Er es empfangen und euch zeigen.
Der Heilige Geist selber kann den Herrn Jesus nicht besser verklären, als indem Er uns das zeigt, was Christus ist. Jesus ist sich selbst die beste Empfehlung. Er kann nicht anders geschmückt werden, als mit seinem eignen Golde.
Der Tröster zeigt uns das, was Er von unsrem Herrn Jesus empfangen hat. Wir sehen niemals etwas richtig, bis Er es offenbart. Er hat eine Weise, unser Verständnis zu öffnen und die Schrift zu öffnen, und durch dieses beides stellt Er uns unsren Herrn dar. Es liegt viel Kunst in der Darstellung einer Sache, und diese Kunst ist im höchsten Grade dem Geist der Wahrheit eigen. Er zeigt uns die Dinge selbst. Dies ist ein großes Vorrecht, wie diejenigen wissen, welche sich der heiligen Vision erfreut haben.
Lasst uns die Erleuchtung des Geistes suchen; nicht um unsre Neugierde zu befriedigen, nicht einmal um uns persönlich Trost zu bringen, sondern um den Herrn Jesus zu verklären. Niedrige Vorstellungen verunehren unsren teuren Herrn. O, dass wir so lebhafte Eindrücke von seiner Person, seinem Werk und seiner Herrlichkeit empfingen, dass wir mit Herz und Seele jauchzten zu seinem Preise! Wo ein durch des Heiligen Geistes Lehren bereichertes Herz ist, da wird ein über alle Worte hinaus verklärter Heiland sein. Komm, Heiliger Geist, himmlisches Licht, und zeige uns Jesus, unsren Herrn. (Charles Haddon Spurgeon)