Sie befinden sich hier: Andachtsbibel » nt » Lukasevangelium » Lukas 9,31
Zuletzt angesehen: Lukas 9,31

Lukas 9,31

Lukas 9,31

Andachten

Die erschienen in Klarheit, und redeten von dem Ausgang, welchen er sollte erfüllen zu Jerusalem.
Es ist ein echt menschliches, durch und durch gesundes Bedürfnis, Gemeinschaft und Freundschaft zu haben und zu üben. Wer dieses Bedürfnis nicht hat, wer sich selbst genug ist, soll darin wahrlich keinen besonderen Vorzug, keine besondere sittliche Vollendung erkennen. Nein, in den allermeisten Fällen wird solche Selbstzufriedenheit ihre Quelle in einem dummen und stolzen Hochmut haben und sich bitter rächen. Selbst der heilige und vollkommene Jesus hatte das Bedürfnis der Freundschaft. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass zum Beispiel Johannes, „der Jünger, den Jesus lieb hatte“ und „der an der Brust des Herrn lag“, nicht nur sein Jünger, sondern zugleich sein Herzensfreund war. Vornehmlich aber ist es einem gesund fühlenden Menschen in solchen Zeiten, da seine Seele von hoher Freude und Hoffnung oder von tiefer Angst und Bangigkeit bewegt ist, Bedürfnis, sich gegen Vertraute und innerlich teilnehmende, verständnisvolle Freunde auszusprechen, um, wie man auch sagt, dem gepressten Herzen „Luft zu machen“. Nun war eben jetzt, da Jesus auf den Tabor stieg, seine Seele ganz erfüllt von dem Grauen vor dem kommenden Leiden. Kurz vorher hatte er zu den Jüngern von seinem Todesweg geredet. Es hatte sich aber sofort gezeigt, dass auch diese Edelsten und Besten, die auf Erden waren, kein Verständnis für dies höchste Heiligtum des Werkes Christi hatten. Derselbe Petrus, der Ihn soeben als den Sohn Gottes erkannt und bekannt hatte, derselbe warnte im Namen aller Jünger den Herrn vor solchen Leiden und wurde so zum Satan an Ihm, ohne das selbst zu ahnen. Wir sehen dasselbe später; sogar in Gethsemane, wo der leidende Jesus so herzbeweglich fleht: „bleibt hier und wacht mit mir!“ lassen ihn die Jünger alleine ringen und zittern; sie fassen seine Leiden nicht, sie ärgern sich an Ihm, verlassen ihn erst innerlich, um ihn dann auch bald äußerlich zu verlassen.

Weil also unter sämtlichen auf Erden lebenden Menschen keiner gefunden wurde, der mit Jesu fühlen, geschweige der ihn stärken und trösten konnte, - deswegen sandte ihm der fürsorgende Vater zwei Glieder der verklärten Gemeinde aus der oberen Welt, dass er mit ihnen Gemeinschaft haben, mit ihnen über sein bevorstehendes Leiden sich aussprechen könne. „Moses und Elias erschienen in Klarheit und redeten mit ihm von dem Ausgang, den er nehmen sollte zu Jerusalem.“ Wie in Gethsemane, wo die Jünger schmählicher Weise schliefen, ein Engel kam und ihn stärkte, so kommen auch hier zwei verklärte Himmelsbewohner, gleichsam. mit Grüßen aus dem Vaterhaus, mit Tröstungen und Liebesbotschaften, aber auch mit dem Zeugnis, dass der Sterbensweg der einzig-mögliche Weg zum Heil der Welt sei. Was diese Verklärten zu Jesu und was Jesus zu ihnen gesagt hat, wie sie sich ausgetauscht haben, - das im Einzelnen zu bestimmen, wäre vermessen, aber gewiss ist Jesus mit neuer Kraft gerüstet aus dieser Gemeinschaft hervorgegangen. Dass aber grade Moses und Elias, die gewaltigsten Säulen des alttestamentlichen Gesetzesbundes, hier erscheinen, soll uns bezeugen, einmal, dass dieser Jesus, der nun bald von der Sünde der Welt beladen zusammenbrechen wird, dass er trotz dem ober vielmehr grade deswegen größer ist wie die Größten und Heiligen der Vorzeit; denn sie kommen, um ihm zu dienen; es soll uns aber auch ferner damit offenbar werden, wie innig das Neue, was nun kommt, mit dem Alten, was nun sein Ende und seine Erfüllung erreicht hat, verbunden sei.

Dass aber der heilige Jesus trotz alles Dessen, was er auf Tabor erlebte, schaute, fühlte, hörte, dennoch, als die Stunde und Macht der Finsternis hereinbrachen, in solch' Zittern und Zagen geriet, - das soll uns ein starker, fröhlicher Trost sein. ja; so ein Heiland der ist uns wirklich nah; der wird uns verstehen, der wird uns nicht leicht wegwerfen, der wird uns auch in den größten Schwachheiten, Anfechtungen und Schwankungen erfahren lassen, was ein heiliger Sänger schon vor dreitausend Jahren rühmte: „Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst du mich und hilfst mir mit deiner Rechten“. (Psalm 138, V. 7.)

Du bist mein Gott, dich will ich loben,
Erheben deine Majestät,
Dein Ruhm, mein Gott, sei hoch erhoben.
Der über alle Himmel geht!
Rühmt, rühmt den Herrn! schaut, sein Erbarmen
Bestrahlet uns in trüber Zeit, und seine Gnade trägt uns Armen
Von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Otto Funcke)


Die erschienen in Klarheit, und redeten von dem Ausgang, welchen er sollte erfüllen zu Jerusalem.
Wer in Betreff der Fragen, welche die zukünftige Welt und das ewige Leben angehen, kein göttliches Zeugnis kennt und anerkennt, wer nur auf seine Spekulation, Phantasie, Philosophie, Bildung und Einbildung angewiesen ist, - der wird grade, desto länger und schärfer er über jene Dinge nachdenkt, immer mehr in die Irre geraten und zu der verzweifelten Erkenntnis kommen:

„Ich sehe, dass wir nichts wissen können!
Das will mir schier das Herz verbrennen.“

Allein das Nachdenken über das, was Ewigkeit ist, kann Einen nahezu unsinnig machen. Je mehr man sich dahinein versenkt, desto mehr flimmert es Einem vor den Augen. Geht man vollends tiefer in das Einzelne hinein, so versteht man, wie Schiller sagen konnte:

„Steh', du segelst umsonst! vor dir Unendlichkeit,
Steh', du segelst umsonst! Pilger, auch hinter dir;
Senke nieder,
Adlergedanke, deine Gefieder!
Kühne Seglerin Phantasie,
Wirf ein mutlos Anker hie!“

Trotzdem und alledem spricht unser Heiland es mit der größten Gelassenheit aus und immer wieder aus, dass das sein Ziel mit seinen Jüngern sei, „dass er das ewige Leben gebe Allen die an Ihn glauben, und dass er uns aufwärts führen will zu den Wohnungen und zu der Herrlichkeit in seines Vaters Haus“. Wenn dir das noch zu hoch ist, gut, so trauere darüber und setze dich so viel kindlicher zu Jesu Füßen, bis Er dir das Dunkel hell macht. Aber verdrehe ihm nicht seine Worte, sage nicht, Er hat etwas Anderes gewollt. - Auch seine Jünger, die durch Ihn den Vater gefunden haben, sprechen von jenen großen, menschlich zu reden unsinnigen Dingen, mit einer Ruhe, Sicherheit und Einfachheit, als gäbe es nichts Selbstverständlicheres in der ganzen Welt. Dass Die, die in den lebendigen Gott eingepflanzt sind, nicht sterben können, ob auch Leib und Seele durch den Tod zerrissen werden, ist ihnen eben so gewiss, als dass Gott, der das Leben ist, selbst nicht stirbt. So notieren auch die Evangelisten mit der größten Gemütsruhe, dass Moses und Elias, diese Männer, die in längst vergangenen Zeitläufen in göttlicher Heldenkraft auf Erden wandelten, auf dem Berge Tabor erschienen seien. Sie finden darin nichts Schwieriges, geschweige etwas Anstößiges, und selig der Mann, der also in seinem Gott lebt, dass es ihm eben so zu Mute ist.

Man hat nicht mit Unrecht diese Erscheinung als „ein Guckfensterlein in die obere Welt“ bezeichnet. Manche Frage über das Leben nach dem Tode möchte hier eine andeutende Antwort finden, wie sehr auch im Ganzen Gottes Wort über diese Dinge mit keuscher Zurückhaltung schweigt. Zunächst sehen wir: Diese Männer, die vor 1500 und 800 Jahren von dieser Erde voll Kampf und Tränen geschieden sind, sie sind noch da, sie leben noch, sind also auch nicht etwa in einem „Seelenschlaf“, davon Manche faseln, befangen. Ferner, sie sind keine reinen Geister, sondern haben einen sichtbaren Leib. In welchem Zusammenhang dieser Leib mit dem früheren stand, wird nicht gesagt, wohl aber dass es ein Leib der Herrlichkeit ist. Ferner, diese beiden treuen Knechte Gottes, die in einem Geist lebten und wirkten, sie haben sich in der oberen Welt gefunden, obgleich sie hier unten durch so unendliche Schranken des Raumes und der Zeit getrennt waren. Ja, nicht nur das, dass sie sich Einer den Andern erkannt haben, nein, sie werden auch von den Jüngern Christi sofort erkannt als Die, welche sie sind, ohne dass sie ihren Namen zu nennen brauchen. - Wir sehen ferner, dass diese Bewohner des Himmels an den Angelegenheiten des Reiches Gottes auf Erden den innigsten Anteil nehmen, denn sie erscheinen ja gerade, um mit dem Heiland der Welt von seinem Tod zu reden.

Von hier aus ließe sich nun Vieles sagen, ahnen, vermuten über das Leben jenseits des Grabes. Diese Fragen, welchen Leib wir dort haben, ob man sich wiedererkennt, wie man miteinander verkehrt, ob man noch in einer Beziehung zu den Erdendingen steht usw. usw., sind uns ja Allen hochwichtig. Besonders in Zeiten, wo wir teure Angehörige von uns scheiden sahen, nehmen sie oft unsere Gedanken zu sehr in Anspruch. Wir sagen zu sehr, denn wie natürlich es auch ist, dass wir uns ganz darin verlieren, so ist's doch ungesund, denn Christus selbst muss der Mittelpunkt bleiben. „Ringt ihr danach, dass ihr eingeht durch die enge Pforte!“ antwortet Jesus seinen Jüngern, die ihn mit allerlei Kuriositätsfragen kommen; und so sagt er auch uns. Mögen wir immerhin über jene Dinge fleißig nachdenken, uns aber von Vornherein sagen, dass hier Vieles dunkel bleiben muss, so lange wir im Fleische wallen. Vor allen Dingen lasst uns sagen, dass die eine Hauptsache immer die ist, dass wir in Wahrheit Gottes Kinder werden durch Jesum Christum, dass wir von unserer Ichheit und Sünde immer mehr erlöst und von seinem Geist und Frieden, von seiner Heiligkeit und Liebe immer mehr beseelt werden müssen. Sind wir damit in der rechten Bahn, so werden sich alle jene Nebenfragen seiner Zeit zu unserer höchsten Befriedigung lösen; ja wir werden, ähnlich wie die Königin von Saba, sagen: Ich hatte viel erwartet, aber ich hatte nicht den tausendsten Teil aller dieser Herrlichkeit und Freude geahnt.

Wenn Gott einst uns're Bande bricht,
Und führt gen Zion in sein Licht,
Dann wird's wie Träumenden uns sein;
Wir gehn mit unserm Führer ein,
Und jauchzen laut in Gottes Freuden
Nach überstand'nen Pilgerleiden.
Dann staunt die ganze Welt uns an
Und ruft: „das hat der Herr getan!“ (Otto Funcke)

Predigten

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Website stimmen Sie dem Speichern von Cookies auf Ihrem Computer zu. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzbestimmungen gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
nt/42/lukas_9_31.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain