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Lukas 9,29

Lukas 9,29

Andachten

Und da er betete, ward die Gestalt seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glänzte.
Hier, auf der sonnenbeglänzten Höhe des Tabor, geschieht etwas, was nie zuvor geschehen war und auch nie zuvor geschehen konnte, so gewiss Jesus der erste Menschensohn war, der, unbefleckt von der Sünde, über den Staub der Erde wandelte. Wenn uns also in diesem Ereignis Manches unbegreiflich ist, so ist gerade diese Unbegreiflichkeit sehr begreiflich, ja selbstverständlich. Dennoch braucht uns das, was hier vorgeht, nicht so ganz fremdartig zu bleiben, wenn wir es auch mehr ahnen wie verstehen.

Nicht um verklärt zu werden, sondern um anzubeten war Jesus auf den Tabor gestiegen, und über dem, dass Jesus anbetete geschah das, was geschehen ist. Vor den Augen Jesu stand die furchtbare Nacht des Leidens und Er eilte sehnsuchtsvoll, um in der Stille der Bergeshöhe sein beschwertes und geängstetes Herz vor dem Vater auszuschütten. Wenn Er sich also hier seinem Vater mit einer besonderen Glut und Innigkeit nahte, so wundert es uns nicht, dass auch der Vater sein Kind in einer besonderen Weise durch seine Liebe und Gegenwart erquickte. Darum, wenn wir hören würden, dass der Geist Jesu in absonderlicher Weise erfreut und erhoben worden sei, so würden wir darin gewiss nichts Auffallendes finden. Ferner erfahren wir Sünder sogar, dass auch der Leib bis auf einen gewissen Punkt Teil nimmt an dem, was in der Seele vorgeht. Wie verstellen sich die Gebärden des Menschen, in des Herz Neid, Hass und Zorn geschäftig sind! Wie widerlich können die schönsten Angesichter werden, wenn zum Beispiel unreine, unheimliche Lust den Menschen erfüllt! Andererseits sagt man von einem hocherfreuten Menschen: „Man kennt ihn gar nicht wieder; er ist wie verklärt“. Und wie kann der Friede Jesu oft ein hässliches Gesicht anziehend machen! Ja es kommt vor, dass die fahlen, spitzen, schauerlichen Todeszüge eines sterbenden Gottesmenschen wie durchleuchtet sind und eitel Freude und Frieden ausströmen. Ja, hier schon ist's anfangsweise wahr, dass Leib und Seele sich freuen in dem lebendigen Gott.

Aber bei Jesu ist doch etwas viel Höheres gemeint. Seine Verklärung geschieht von Innen heraus und ist so gewaltig, dass selbst die Kleider im Silberglanz leuchten. Jesus ist also nicht von Außen angestrahlt, wie Moses, da er vor Gott gestanden hatte und nun eine Decke über sein Haupt hängen musste, weil diesen Abglanz des Gottesglanzes kein Menschenauge ertragen konnte. Nein, hier ist mehr; der Vater lässt etwas, was in Jesu ist, wirksam werden, daher diese wunderbare Herrlichkeit, daher diese entzückende Geistesatmosphäre, die den Petrus jubilieren macht: „hier ist gut sein!“ Was das aber nun war, was hier mit Jesu vorging, das wird uns in dieser Welt nie ganz enthüllt werden. Unsere Buchstaben können keine Worte dafür bilden, unsere Weisheit ist hier zu Ende. Aber wie man auch die Sache versteht, das muss nie vergessen werden, dass Jesu Leib ein wirklicher, reeller Menschenleib war, so wie er ein echter Mensch war, der unser Fleisch und Blut an sich trug. Jede Auffassung dieser Geschichte also, die den Leib Jesu als einen Scheinleib hinstellt, ist als sehr gefährlich zu verwerfen. Auf der anderen Seite haben wir Sünder, deren Leib nur eine elende Ruine ist gegen das, was er sein sollte vom Anfang her, und was er werden soll durch den Erlöser, - ich sage, wir haben keinen Begriff davon, welcher Verwandlungen ein Leib ohne Sünde fähig ist und wie das innere heilige Geistesleben ihn durchleuchten kann, ohne ihn zu zerstören. Was in der Auferstehung und Himmelfahrt auf eine bleibende Weise geschah, dass nämlich das heilige Geistesleben auch den materiellen Leib verklärte und durchgeistete, dies geschah hier zeitweilig, als eine freudenreiche Verheißung aufs Zukünftige, zu einem beseligenden Trost im finstern Leidenstal. In der Tat, wer von der vollkommenen Heiligkeit und Sündlosigkeit Jesu innerlich überzeugt ist, wer davon überzeugt ist, dass Jesus um seines vollkommenen Glaubens und Gehorsams willen ein ganz einziges Verhältnis zu Gott hatte, wie vor ihm und nach ihm nie ein Mensch, - für den hat auch dieses Ereignis nichts Fremdes mehr. Er findet hier nur das, was Johannes bezeugt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“. Und wenn über dem also verklärten Christus die Stimme des nahen Vaters ertönt: „Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören!“ (V. 35.) so ist mit dieser Stimme nur in Wort und Ton ausgedrückt, was in der Verklärung schon tatsächlich dargestellt war.

Rechten Nutzen und rechte Freude hat aber von dieser Geschichte nur Der, dem dabei das Wort Christi durch die Seele leuchtet: „Wo ich bin, da sollt ihr auch sein und wie ich bin, so sollt ihr auch sein. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden und den Tod überwunden in Allen, die an mich glauben“. - Ja, Gott Lob, ob wir auch Gottes Kinder sind dem Geistesanfang nach, so ist doch noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, werden wir ihm gleich sein in seiner Herrlichkeit.

Schönster Herr Jesu,
Herrscher aller Enden,
Gottes und Marien Sohn;
Dich will ich lieben,
Dich will ich ehren,
Du meiner Seelen Freud' und Kron'.

Schön leucht't die Sonne,
Schöner leucht't der Monde,
Als die Sternlein allzumal;
Jesus leucht't schöner,
Jesus leucht't reiner,
Als alle Engel im Himmelssaal. (Otto Funcke)

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