Lukas 8,5
Andachten
Es ging ein Säemann aus zu säen seinen Samen; und indem er säte, fiel Etliches an den Weg und ward vertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf.
Wenn der Säemann seinen Samen auf den Weg wirft, springt er auf dem harten Boden zunächst hoch in die Höhe, und dann bleibt er auf der Oberfläche liegen. Es ist dem Wege ganz einerlei, ob ein Same auf ihm liege oder nicht; er nimmt ihn nicht in sich hinein. Da kann es uns denn nicht wunder nehmen, dass die Darübergehenden ihn zertreten, und die Vögel des Himmels ihn weglesen. Wo ist der Weg, wer ist Weg unter den Menschen? Es gibt Herzen, von denen das Wort auch hoch emporspringt, wenn man es auf sie wirft. Es springt aber nicht allein, weil der Boden hart ist, sondern weil es die Seele von sich stößt. Wo es auch an sie komme, heißt es: „Weg damit, es ist mir eine Torheit, ich will mich nicht stören lassen.“ Da ist geistlicher Tod, da ist harter felsenfester Weg. Doch wir kennen auch noch eine andere Art des Weges. Es ist oft keine ausgesprochene Feindschaft, aber Müdigkeit oder Trägheit gegen das Wort Gottes da. Viele kommen so ungern zur Kirche. Und wenn sie da sind, wird ihnen die Zeit so lang. Gottesdienst und Predigt dauern ihnen zu lange. Sie sind froh, wenn endlich das Amen kommt. Sie nehmen Nichts oder Wenig aus der Predigt mit. Das Wenige, was sie dann mitnehmen, liegt auch auf der Oberfläche der Seele, das Herz nimmt es nicht in sich hinein und deckt es nicht zu. Wurzeln kann es nicht schlagen. Die Vögel des Himmels, die eigenen leichten losen Gedanken, die der Teufel dann bald hinter der Predigt herschickt, lose Freuden und lose Gesellen nehmen das wenige weg, was noch daliegt und was bei Gelegenheit sich doch hätte in die Tiefe arbeiten können. Das Herz ist so leer und so kahl wie der Weg, der Tod wird vollständig.
Du lieber, himmlischer Säemann, du hast dich in den Tagen deines Fleisches unter Sturm und Wetter und Sonnenbrand deine saure Ackerarbeit nicht verdrießen lassen. Du hast auch nicht allein dein Wort, sondern auch dein teures Blut gesät. Du hast später durch deine Knechte den Samen auch auf das Feld unserer Herzen gestreut. beweise doch an denselben deine Treue. Lockere den Weg in unseren Herzen, dass deine Saat darin Wurzel schlagen und gedeihen könne. Wandle ihn um in gutes Land. Ja, segne auch heute die Verkündigung deines Wortes im Gotteshause, dass es überall Herzen finde, die bereit sind es aufzunehmen. Behüte uns auch vor aller Zerstreuung und Leichtfertigkeit, die den Sonntagssegen uns nehmen möchte. Segne uns den Tag nach deiner Barmherzigkeit. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Es ging ein Säemann aus, zusäen den Samen, und indem er es säte, fiel Etliches an den Weg und ward zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf.
Sollten nicht überall solche sein, bei welchen das große Wort von der Gnade Gottes in Christo, das Wort vom ewigen Leben und vom ewigen Tod, bloß auf die Oberfläche ihres Herzensbodens fiel, ohne von ihnen verstanden und begriffen zu werden, so dass der Teufel es wieder wegnahm und die Kraft desselben verloren ging, ehe sie sich es versahen? - Man ist etwa in der Kirche und hört ein Wort, man muss der Wahrheit Recht geben: aber man denkt nicht an sich, sondern an seinen Nachbar; man denkt: diesesmal hat der Prediger es den Leuten recht gesagt! und dann geht man davon und bleibt, was man vorher war, d. h. ein blinder, unbegnadigter, in Sünden und Übertretungen toter Mensch. O wie Vielen von uns ist es schon recht deutlich gesagt worden, wo der Weg hinausgehe nach dem ewigen Leben, nach dem neuen Jerusalem, so dass sie den Weg finden müssen, wenn sie ihn wandeln wollen: aber an vielen ist das Wort verloren; sie haben Augen und sehen nicht; sie haben Ohren und hören nicht; sie haben es noch nicht verstanden; sie haben es noch nicht auch nur oberflächlich gefasst; warum haben sie das große Wort der Wahrheit, das Wort, worüber die arme Menschheit in Staub niedersinken sollte, dankend und anbetend, bisher nicht zu Herzen genommen? Warum hat es keine Kraft an ihnen bewiesen? Warum hat es sie nicht umgewandelt? Das hat Satan nicht zugelassen; denn so spricht der Heiland: „der Arge kommt und nimmt es von den Herzen weg.“ So stehen sie in seiner Gewalt, dass er das Wort der Wahrheit in ihnen nicht kräftig werden lässt, dass ihre Ohren verstopft und ihre Augen verblendet sind, dass sie mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörenden Ohren nicht hören. Ach dass sie einmal ihre Teufelsstricke zerhauen ließen durch das Schwert des Geistes Christi! Ach dass sie einmal zum Heiland gingen! (Ludwig Hofacker)