Lukas 8,15
Andachten
„Das auf dem guten Lande, sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld.“
Viererlei ist das Ackerfeld, wie wir wissen. Gutes Land ist ein solches, das nicht hart getreten ist, das keinen steinigten Grund hat, das nicht mit Dornen oder Unkraut übersäet ist. Wo diese drei Sachen fehlen, da ist ein gutes Land. Das Hartgetretene also, worunter das im gewöhnlichen Leben entstandene stumpfsinnige und unempfängliche Wesen zu verstehen ist, muss umgebrochen werden, - die Steine (verstehe das harte, gefühllose Wesen darunter) müssen heraus, - und die Dornen, d. h. die Sorgen und Wollüste dieses Lebens, sollen ausgerauft werden. Denn nach diesen drei Seiten hat der Feind gar viele Herzen so verderbt, dass sie kein gutes Land sind, also das Wort wohl hören, aber nicht behalten und keine Frucht bringen. Da sehen wir's, wie wir des Lückenverzäuners und Wegeverbesserers bedürfen.
Wo wir aber das Land nicht gut finden, wollen wir nicht gleich den Mut aufgeben, als ob nichts mehr geschehen könne, weil das Wort nicht bleibe. Wir können den HErrn bitten, das Land unsrer und Anderer Herzen gut zu machen, d. h. erstlich es umzuackern und weich und locker für die Aufnahme des Samens zu machen, - sodann es von Steinen zu befreien, damit nicht durch verfrühtes Wachstum, weil's am innersten Grund fehlt, alles wieder zu Grunde gehe, - und endlich es von Dornen zu reinigen oder von den bösen Lüsten, welche aufkommendes Gutes wieder ersticken. Denn dann wird’s ein gutes, feines Herz. Das vermag der Herr zu machen, dem's an Mitteln und an Wegen nicht fehlt. Ist aber das Herz gut, dass es das Wort sorgfältig bewahrt, so kann mit der Zeit, - denn Zeit braucht es, - auch die Frucht zu Tage kommen. Dazu bringe es der treue und gnädige Gott und Erbarmer mit uns und unsern Kindern, und allen, die uns nahe am Herzen liegen, zuletzt weithin durch die ganze Welt. (Christoph Blumhardt)
Das aber auf dem guten Lande, sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.
Lerne, o Mensch! wer du immer bist, das Wort Gottes, das du vernimmst, mit gutem, wohlbereitetem Herzen auffassen und über das aufgefasste nachsinnen, bis du das Geheimnis von dem Reiche Gottes verstehst und immer besser verstehst. Denn wenn das Samenkorn des ewigen Lebens nicht mit gutem Herzen aufgefasst und in stillem Nachsinnen nicht erforscht, verstanden worden: wie soll es in dir ein Wachstum gewinnen, und was soll es aus dir machen können? Hast du denn überall nur für das Zeitliche Herz und Verstand, und für das Ewige überall nicht Herz und Verstand? Sieh, wenn das Weizenkorn nicht in ein gepflügtes, wohl bereitetes Erdreich geworfen und in der Erde zugedeckt, gesichert wird: wie soll es da verwesen und eine neue Gestalt gewinnen können? Das willige Herz ist in uns das wohlbereitete Ackerfeld, und das stille Erwägen ist es, was das Samenkorn im Herzen sichert, bis wir es verstehen. Es muss Alles, was werden soll, seinen Anfang nehmen. Es muss also auch das ewige Leben, das aus dem Worte Gottes erwachsen soll, seinen Anfang haben, und wie soll das Gewächs hervorkommen, wenn das Samenkorn kein gutes Erdreich findet, oder sich darin nicht halten kann?
Lerne, o Mensch! wer du immer bist, das Wort Gottes, das du einmal willig aufgefasst und erwägend verstanden hast, in gutem Herzen noch ferner bewahren, dass es in seinen göttlichen Wirkungen nicht gehemmt, nicht gestört werde. Denn wie sollte aus dem Samenkorn des ewigen Lebens das ewige Leben wirklich erwachsen, wenn die Pflanze, wenn die Blüte, wenn die Fruchtknospe nicht behütet, bewahrt wird? - Das Reich Gottes, in dir keimend, sprossend, blühend, ist ein Heiligtum, und dies Heiligtum hat viele Feinde, und unter den vielen Feinden nenne ich dir bloß drei mächtige: die Sinnlichkeit, die das göttliche Gewächs mit wildem Fußtritt zertreten kann; den irdischen Verstand, der es von dem Sonnenlichte und der freien Luft abschneidet, und ihm Sonne und Luft und alles sein will; den Weltgeist, der es mit seinem giftigen Hauche tötet. Lerne also beten und wachen, dass die tobende Sinnlichkeit, dass der irdische Verstand, dass der giftige Weltgeist dem göttlichen Gewächse nicht schade! Lass, o Mensch! wer du immer bist, das Wort Gottes, das du vernommen, so wie du es treu bewahrst und immer besser verstehst, auch in beharrender Geduld Frucht bringen. Denn die Aussaat ist gut, das Wurzeln und Keimen ist gut, das Sprossen und Blühen ist gut - aber wenn die Fruchtbildung nicht gedeiht, die Frucht nicht reift: so ist die Aussaat, das Wurzeln und Keimen, das Sprossen und Blühen, und selbst die anfängliche Fruchtbildung verloren. Nur die reife Frucht wird in die Scheuer des himmlischen Vaters getragen; nur der beharrenden Geduld ist die Krone beschieden! Selig, wer bis ans Ende beharrt!
Also das willige, gute, bereitete Gemüt, welches das Samenkorn des ewigen Lebens aufnimmt und das Geheimnis Gottes still erwägend erkennt, also das treue Beharren des gegebenen und verstandenen, also die beharrende Geduld, bis die Frucht gereift sein wird, und das geduldige Mitwirken an der Frucht selber, das ist es, o Mensch! was dich mit den schönsten Erntefreuden belohnt. (Sailer)
Das aber auf dem guten Land, sind die das Wort hören und bewahren in einem feinen guten Herzen, und bringen Frucht in Geduld.
Die der Herr unter dem guten Land versteht, sind das idealische Menschen? Es gibt oft Leute, die an einem fremden Christentum hinausblicken, wie an einem Berg, und sagen: So weit werde ich's nie bringen, ich mag machen, was ich will. Hört man hingegen jene Heroen selber, so sind das gerade die allerärmsten Sünder. So wenigstens kommen sie sich vor, und das sind sie auch in Gottes Augen. Es ist nicht etwas Eigenes, eine privilegierte Natur, geistliche Glückskinder, was der Herr unter dem guten Land versteht; er will auch hier sagen, wie anderswo: Selig sind, die geistlich arm sind, die Leid tragen über sich selber, die da hungern und dürsten nach Gerechtigkeit; da hat der Same seinen Grund und Boden gefunden. Ein Generalbankrott ist die beste Vorbereitung für Aufnahme des Wortes Gottes. Wer am gründlichsten vor sich selber ist zu Schanden geworden, der kann dann auch die Gnade mit Scheffeln auflesen. Dazu gehört nur Aufrichtigkeit, tagtägliche Einkehr in das Gewissen, ein Tilgungskrieg gegen alles unlautere Wesen und gegen jede Regung, die eine Wurzel werden könnte; und dazu kann Jeder kommen, der da wachet und betet, es brauchen sich hiezu keine privilegirten Naturen. Das feine, gute Herz ist jedes Herz, das die feinen, guten Gottesstimmen nicht überhört, nicht in Ungerechtigkeit aufhält und dann dafür büßen muss. Solch ein Herz bringt dann auch Frucht hervor, nämlich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütig, keit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit, alle diese Tugenden können dann mit einander aufkommen. Der Eine ist freilich hierin weiter, als der Andere, aber wer treu ist im Kleinen und heute dreißigfältig trägt, wird bald sechszigfältig und hundertfältig tragen. Nur beharrlich roran, die Gnade verlässt Keinen; wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe. (Friedrich Lobstein)