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Lukas 5,19

Lukas 5,19

Andachten

Sie ließen den Gichtbrüchigen hernieder auf einem Bettlein mitten unter sie vor Jesum.

Was Jes. 26,16. überhaupt von den notleidenden Menschen gesagt wird: HErr, wenn Trübsal da ist, so sucht man Dich, und wenn Du sie züchtigst, so rufen sie ängstlich, gilt insonderheit von den Kranken; wie denn durch keine Trübsal dem Menschen der Genuss der fleischlichen Ergötzlichkeit so sehr abgeschnitten und der sehr wichtige Übergang in die Ewigkeit so eindrücklich wird, als durch Krankheiten. Wenn nun Jemand unter uns krank wäre, und wüsste, dass der HErr Jesus noch irgendwo sichtbar wäre, wie Er’s im Stande Seiner Erniedrigung gewesen ist: was würde man tun? Man würde Jemand zu Ihm schicken, und Ihn bitten lassen, dass Er käme und den Kranken gesund machte, oder man würde den Kranken selber zu Ihm hintragen, wie es dem Gichtbrüchigen geschah. Diesen trugen vier Männer in seine Bettlein in das Haus, worin Jesus zu Kapernaum war. Als sie aber dahin kamen, fanden sie, dass nicht nur der Hof vor der Haustüre voll Menschen war, sondern dass noch Andere, welche der Hof nicht fassen konnte, außer demselben standen. Da sie also zu Jesu, der ohne Zweifel in diesem Hof nahe bei der Haustüre saß und die Leute lehrte, nicht hinnahen konnten, stiegen sie durch eine Stiege, die außen, und vielleicht hinten am Haus war, auf das flache und mit Ziegeln bedeckte Dach, deckten es am Rand auf, um das Geländer des Daches, 5 Mos. 22,8., aufzugraben und wegzutun, und ließen alsdann den Gichtbrüchigen mit dem Bettlein durch die Ziegel, die dort aufgehäuft waren, unter die Leute, die im Hof standen, vor Jesum hinab. Auf diese Weise wird es begreiflich, wie diese Sache habe geschehen können, denn wenn sie die Decke einer Stube aufgedeckt hätten, so wäre Jedermann, der in der Stube war, mit Schutt bedeckt worden. aus dieser Handlung leuchtet die große Begierde des Gichtbrüchigen nach Jesu heraus, es leuchtet aber auch die Treue seiner Träger gegen ihn, und ihr Glaube an Jesum heraus; denn wenn sie jene und diesen nicht gehabt hätten, so hätten sie nicht so viele Mühe angewendet. Es war freilich auch eine Dreistigkeit dabei, weil an dem Dach etwas verdorben wurde; allein das Zutrauen zu der bekannten Gütigkeit Jesu, dessen Haus es war, bewog sie zu dieser Dreistigkeit.

Jetzt ist Jesus nicht mehr sichtbar in einem Hof oder Haus, dass man einen Kranken zu Ihm dorthin tragen könnte: Er ist aber bei den Seinigen alle Tage bis an der Welt Ende. Er ist nahe denen, die Ihn anrufen, denen, die Ihn mit Ernst anrufen. Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, Er hört ihr Schreien, und hilft ihnen. Zwar macht Er jetzt nicht einen jeden Kranken, der Ihn bittet, oder für den gebeten wird, gesund, wie Er’s in den Tagen Seines Fleisches tat, da es zur Offenbarung Seiner Herrlichkeit nötig war: doch macht Er auch Viele durch ordentliche Mittel wieder gesund; noch lieber aber vergibt Er den Bußfertigen und Gläubigen ihre Sünden, und offenbart Sich ihren Seelen als ihr Licht und Leben, Arzt und Tröster. Endlich ist dieses die größte Hilfe, wenn Er sie in den Himmel aufnimmt, wo Er sie mit ewigem Leben sättigt, und ihnen Sein Heil völlig zeigt. (Magnus Friedrich Roos)

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