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Lukas 2,43

Lukas 2,43

Andachten

Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesu zu Jerusalem, und seine Eltern wussten es nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten und kamen eine Tagereise und suchten ihn. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wieder gen Jerusalem.

Hast du deinen Heiland verloren, so helfe dir der Herr, dass du ihn so bald vermisst, wie Joseph und Maria. Schon nach einer Tagereise vermissten sie ihn. Ach, wir sind flugs ganze Monate, ganze Jahre, ein ganzes Jünglings- und Mannsalter gewandert und haben nicht bemerkt, dass wir unseren teuersten Begleiter verloren hatten! Frage dich doch jetzt, ob du ihn wirklich hast, ob er dir zugesellt, ob er an dich gebunden ist mit den festen Banden des Glaubens. Und wenn du ihn nicht hast, was dann tun? Kehre um wie Jene. Der selige Friede, der etwa deine Jugend und etliche geweihte Stunden deines Lebens beschienen hat, kehrt sonst nicht wieder. Drei Tage suchen ihn Maria und Joseph. Die Zeit mag ihnen lang gedauert haben. Geh, suche! Wenn du auch länger suchen musst als drei Tage, wenn er auch auf dein Bitten und Anklopfen so schnell kein Ja antwortet, suche nur, er ist des Suchens wert. Suche ihn aber nicht am unrechten Ort, nicht hier und da bei den Gefährten auf der Straße, sondern in seinem Tempel, in seinem Wort.

Herr, barmherziger Heiland, wir danken dir, dass du mit uns gehst von Tag zu Tag. Du bist auch in der vergangenen Nacht wieder unser Schutz gewesen, und hast im Schatten der Finsternis deine Hand über uns gebreitet. O gib uns wachsame Augen, dass wir auch heute allezeit nach dir ausschauen. Wo du dann nicht bei uns bist, lass uns umkehren und dich suchen. Wo du nicht mit hingehen kannst, da lass uns auch fernbleiben.

Was dein Auge nicht sehen soll, das lass uns meiden. Hilf aber auch, dass wir dich nicht suchen an falscher Stätte, dass nicht unser Verstand oder unsere Werke uns zum Heiland werden, auf den wir trauen. Und wenn es dein Wille wäre, das Antlitz deiner Gnade uns zu verbergen, wenn Sorge und Leid uns träfe, so gib uns die rechte Geduld und das feste Vertrauen, welche nicht nachlassen, bis wir dich wiederhaben und deine Segensnähe spüren. Amen. (Fr. Ahlfeld)


Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder zu Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wussten es nicht.
Man hat in alter und neuer Zeit den Eltern Jesu Vorwürfe gemacht, dass sie, leichtsinniger Weise, ihr Kind in dem gefährlichen Getreibe der großen Stadt zurückgelassen hätten. Bei der bequemen Gelegenheit sind dann viele passende und unpassende Reden darüber gehalten worden, dass Eltern ihre Kinder nicht ohne Aufsicht lassen, sie vor böser Gesellschaft, schlechten Büchern und allerlei anderem Seelengift bewahren sollten. Wie heilsam aber solche Ermahnungen auch an und für sich selber sind, so sind sie hier doch schlecht am Platz. Wenn man bedenkt, dass ein morgenländischer Knabe mit zwölf Jahren schon viel entwickelter ist, als bei uns, - wenn man bedenkt, dass in den Tagen nach dem Fest die Straße nach Galiläa mit hunderttausenden von Festpilgern bedeckt und an eine Gefahr irgend welcher Art nicht zu denken war, - wenn man bedenkt, dass der nachkommende Jesusknabe auf Schritt und Tritt Bekannte treffen musste, denen er sich anschließen konnte, - so kann man das Benehmen der Eltern leicht verstehen. Mag man immerhin sagen, Maria und Joseph hätten sich allzusehr beeilt, aus dem sie verwirrenden Getreibe und Getümmel der Stadt heraus und in die Stille zu kommen, - jedenfalls trifft sie nur der leise Vorwurf einer gewissen Übereilung.

Man hat aber eine liebliche geistliche Anwendung von dieser Geschichte gemacht, wenn man bei dieser Gelegenheit davon redet, wie leicht wir Jesum im Getümmel der Welt verlieren und ihn dann erst nach schmerzlichem, langem Suchen im Tempel wiederfinden. Jeder, der dieses liest, würde wohl einen Kommentar zu dieser Wahrheit schreiben können. Ach, wie leicht geschieht's, dass wir in dem Wirrwarr des Lebens, in dem Sorgen- und Luft-Getreibe der Welt, in dem Arbeitsgewühl, in dem übermäßigen Gesellschaftswesen unsern Herrn verlieren! Das geschieht allmählig, dass er uns abhanden kommt, und allmählig erst merken wir, dass seine Nähe uns nicht mehr erquickt, dass wir innerlich so öd und leer, dass wir aller Sammlung beim Gebet verlustig geworden sind, dass wir an der einfachen Speise des heiligen Gotteswortes keinen Geschmack mehr haben. Wohl dem, der sich das dann unerbittlich klar macht und dann in die Stille einkehrt, da Gott wohnt. In dem Heiligtum des Kämmerleins, in dem Heiligtum des Wortes und in dem Haus Gottes will dann der verlorene Christ unter Weinen, Beten und Selbstgericht gesucht sein, bis man wieder Ihn und sich selbst gefunden hat. Diese andern Gedanken spricht ein Lied von Pfeil gar erbaulich aus:

Jesus ist ein Kind,
Man verliert's geschwind:
An den Wegen, an den Straßen,
Wo mans außer Acht gelassen,
wo man sorglos ist
Um den heilgen Christ.

Wer nur einen Tag
Bleiben kann und mag,
Ohne Jesum selbst zu sehen,
Wird bald müssen Tage gehen,
Bis er wiederfind't
Das verlor'ne Kind.

Such's am rechten Ort,
Such's in Gottes Wort,
Such's im Tun und im Erfüllen
Deines ewigen Vaters Willen.
In dem Amt und Stand,
Wozu er gesandt. (Otto Funcke)

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nt/42/lukas_2_43.txt · Zuletzt geändert: von aj
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