Lukas 24,15
Andachten
Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich mit einander, nahte Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen.
Wie herrlich muss es gewesen sein, als Jesus wie ein freundlicher Wanderer mit diesen Männern dahinging! Nicht wahr, dieser Weg nach Emmaus erscheint uns als einer der allerlieblichsten, als ein glänzend heller Weg, zu dessen Seiten lauter Blumen und Bäume des Lebens stehen. Aber nur getrost, wir sind nicht verkürzt, auch unsern Lebensweg will Jesus also auszieren, auch zu uns will er treten, auch mit uns will er unsere Straße ziehen. Denn er hat gesagt: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und wir dürfen zu ihm sagen, wie David zu Gott sprach: „Ich gehe oder liege, so bist du um mich, und siehst alle meine Wege, du schaffest es, was ich vor oder hernach tue, und hältst deine Hand über mir.“ Das nun ist unser höchster Trost unter allen Begegnissen des Lebens, dass wir nicht allein sind, sondern der Herr ist bei uns, wie er zu seinen Jüngern sagte vor seinem Hingang: „Ich will euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch, und ihr sollt erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch.“ Diese Worte erfüllt der Herr noch heute an allen, die ihm angehören. Ihr in mir und ich in euch das ist die rechte Begleitung Jesu durch unser ganzes Leben, ja mehr als Begleitung - in uns selbst will er ja wohnen.
Da mag es nun so traurig bei uns aussehen, als es will, der Gedanke: der Herr ist bei uns, ist ein reicher Trost, und wo er ist, da wirket er auch allmächtig. Er tröstete die beiden Jünger, zeigte ihnen, wie das, worüber sie trauern, durchaus so habe gehen müssen, und sie selbst sagen nachher, als er so auf dem Wege mit ihnen geredet habe, da habe ihr Herz gebrannt in ihnen. Das war das Feuer seines himmlischen Lichtes, seiner selig machenden Wahrheit, das Feuer seiner Liebe, das sie in sich fühlten. Und wie ganz anders wurde es ihnen dadurch! Wie verwandelte sich all ihr Kummer in Freude, ihre Finsternis in frohes Licht! So ist schon manchem Jünger Christi ein Licht aufgegangen in finsterer Nacht, und wenn er vielleicht lange um Trost geweint hatte, so kam mit einem Mal die Hilfe, weil der Herr ihm die Schrift oder das eigene Herz öffnete, oder das Gefängnis, in dem er gefangen saß, auftat. Und wenn Jesus sich stellt, als wolle er nicht mehr bleiben, sondern fürder gehen, so darf man ihn bitten; wie die Jünger im Evangelio Jesum nötigten und sprachen: „Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.“ Da ging er hinein, bei ihnen zu bleiben. ein treuer Heiland! Er weicht nicht von uns, wenn nur wir nicht von ihm weichen, und so oft es Abend werden will in unsern Herzen, dürfen wir ihn bitten, ja nötigen, bei uns zu bleiben. (Sixtus Karl von Kapff)