Lukas 22,32
Andachten
„Wenn du dermaleinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“
O Petrus, wann bist du denn bekehrt? Der sollte doch schon lange bekehrt sein!
Und jetzt heißt es noch:“ Wenn du dermaleinst dich bekehrst“, d. h. wenn die Zeit kommt, dass du dich bekehrst, „so stärke deine Brüder“. Da sollten wir uns nicht so bald „Bekehrte“ heißen!
Der HErr aber redet mit Bezug auf des Petrus nahe bevorstehende Verleugnung. Demnach würde seine Bekehrung darin bestehen, dass er anders wäre, um nicht mehr zu verleugnen, nicht mehr sich zurückzuziehen, sondern frei zu bekennen. Es ist, wie wenn der HErr zu ihm sagen würde: „Bist du einmal soweit, dass dir das Bekennen näher steht als das Verleugnen, dann stärke deine Brüder.“ Denn gleich darauf sagt Er ihm sein Verleugnen voraus. Ein Verleugnender nämlich kann niemand stärken, kann nur andern schaden, andere zurückhalten, ärgern und fernhalten vom Reich Gottes. Deswegen ist überhaupt das Verleugnen, je nachdem es ist, von so ernster Bedeutung und eine so schwere Sünde, weil nämlich andere, oft auch Brüder, durch dasselbige herunterkommen von ihrem Glauben- keineswegs gestärkt werden. Alle, die es hören, stutzen und treten zurück; und so wird ein Verleugner Urheber von großem Schaden, den andere nehmen. Das ist die Frucht des Verleugnens. Ein solches war's vielleicht weniger bei der Verleugnung Petri. Indessen könnten immerhin manche von jenen Leuten hintennach gesagt haben: „Saubere Jünger Jesu, die so feige Memmen sind und so Den verleugnen mögen, mit dem sie doch täglich im Umgang gestanden sind! Und was für einer wird ihr Meister sein?“ Man kann wirklich nicht wissen, wie für die eine oder andere Seele die Verleugnung Petri zum Schaden oder zum Abhalten geworden ist. Jener Magd, der Petrus so frech ins Gesicht hinein sagte: „Ich kenne den Menschen nicht!“ ist es später sicher schwerer geworden, an den HErrn Jesus zu glauben. Und wenn auch die andern Knechte den Petrus später wieder haben zeugen hören, so werden sie immer noch den Kopf geschüttelt und gesagt haben: „So, das ist der!“ Mit seinem Verleugnen hat also Petrus niemand gestärkt. Und deswegen soll er sich bekehren und bekennen lernen, damit er fortan die Brüder stärke. Sein Bekennen konnte ja bewirken, dass andere auch bekannten und Mut bekamen, dasselbe zu glauben und anzunehmen. Und diese wurden dann also „gestärkt“.
Steht aber einmal einer so, dass er bekennen kann, so soll er frisch dran, um Seelen zu stärken, die ins Reich Gottes kommen sollen. Das aber werden wir sagen können, dass einer nicht bekehrt ist, solange er verleugnen mag, namentlich verleugnen, wenn er ausdrücklich gefragt wird.
Der HErr bewahre uns vor allem Selbstbetrug! (Christoph Blumhardt)
“Ich habe für dich gebeten.“
Wie ermutigend ist der Gedanken an des Heilandes unaufhörliche Fürbitte für uns. Wenn wir beten, so bittet Er für uns, und wenn wir nicht beten, dann vertritt Er unsere Sache gleichwohl und schützt uns durch Sein Flehen vor allen ungesehenen Gefahren. Achtet wohl auf das Trostwert, das Er an Petrus richtet: „Simon, Simon, siehe der Satanas hat euer begehret, dass er euch möchte sichten wie den Weizen: aber“. was denn? „Geht hin und betet für euch selber?“ Das wäre wohl ein guter Rat, aber so heißt's nicht. Auch spricht er nicht: „Aber ich will euch wachsam erhalten, damit ihr bewahret bleibet.“ Das wäre eine große Gnade. Nein, es heißt: „Aber ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Wir wissen gar wenig davon, wie viel wir den Gebeten unseres Heilandes verdanken. Wenn wir einst die Höhen des Himmels erreichen, und zurückschauen auf alle die Wege, auf welchen uns der Herr unser Gott geleitet hat, wie werden wir Ihn preisen, der vor dem ewigen Gnadenthrone all das Unheil gut machte, das der Satan auf Erden verübte. Wie werden wir Ihm danken, dass Er sich nie Ruhe gönnte, sondern Tag und Nacht auf die Nägelmale in Seinen Händen hinwies und unsere Namen auf Seinem Brustschildlein trug! Schon ehe der Satan seine Versuchung begonnen hatte, war ihm der Herr Jesus zuvorgekommen und hatte Seine Bittschrift vor dem Gnadenthrone eingereicht. Die Gnade überflügelt die Bosheit. Siehe, Er spricht nicht: „Satan hat dich gesichtet, und darum will ich für dich beten,“ sondern: „Satan hat euer begehret.“ Er schlägt den Satan schon in seinen Wünschen und erstickt seine Absicht schon im Keim. Er sagt nicht: „Aber ich habe begehret für dich zu bitten.“ Nein, sondern: „Ich habe für dich gebeten; ich habe es schon getan, ich bin vor den Gerichtsstuhl getreten und habe eine Verteidigungsschrift eingelegt, schon bevor nur die Anklage ausgesprochen wurde.“ O Jesu, welch ein süßer Trost ist's doch, dass Du für unsere Schuld eingetreten bist gegen unsere unsichtbaren Feinde; Du hast ihre Gruben untergraben und ihre ränkevollen Anschläge aufgedeckt. Ja wahrlich, da ist Grund zur Freude, zum Dank, zur Hoffnung, zur Zuversicht! Lobe den Herrn, meine Seele! (Charles Haddon Spurgeon)