Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, darinnen ich das Osterlamm essen möge mit meinen Jüngern?

Der Heiland steht vor Jerusalem, der Stadt, die er so geliebt und so gesegnet hat. Aber er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Die Stadt verschloss ihm ihre Häuser. In Wehmut und Trauer muss er fragen: Wo ist die Herberge, da ich Ostern halten kann? Braucht nun der Heiland heute nicht mehr also zu fragen, wenn er in dieser Fastenzeit wieder mit seinem Kreuze bei seiner Christenheit einkehren will? Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge, da ich Ostern halten kann? Findet er in deinem Hause die willkommne Herberge? O wie manche Herzen, die erschrecken, wenn er bei ihnen einkehren will, weil sie Sünde und Laster beherbergen! Wie manche Herzen, in denen kein Raum für ihn ist, weil die Welt darin ihr Wesen treibt, und weil sie daran genug haben und haben gar satt und bedürfen nichts. Wie manche Herzen, in denen er nicht einkehren kann! Denn sie stehen wohl im Christentum, aber es fehlt an der Wahrheit und der Heiligung. So steht der Herr vor den Herzen und muss noch immer mit Wehmut fragen: Wo ist die Herberge? Der Meister lässt es dir sagen. So frage und prüfe dich: Wie ist es in deinem Hause, kann Christus da wohl eine Herberge finden, darf er eintreten? Brauchst du dich nicht zu fürchten, wenn er deine Ehe sieht und deine Kinder und deine Arbeit und deine Ergözungen? sieht es so in deinem Hause aus, dass er darin Ostern halten kann? Ist das Kreuz da nicht bloß ein Schmuck an der Wand, sondern der göttliche Lebensgrund, auf dem Alle im Hause zusammen stehen in Einem Glauben und in Einer Liebe? Ist es still genug in deinem Hause, dass man darin die ernsten Worte vom Kreuze in dieser Zeit hören kann? (Adolf Clemen)