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Lukas 1,28

Lukas 1,28

Andachten

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßt seist du Holdselige, der Herr ist mit dir, du Gebenedeite unter den Weibern.
Das Wort versetzt uns in die Tage, da heilige Engel hin und her schritten durch die Landschaften Israels, um hier und dort wunderbare Ahnungen und neue selige Gottesbotschaften auszubreiten. So kam auch ein Lichtbote aus der anderen Welt in das geringe Stüblein eines Mädchens, die in dem galiläischen Ackerstädtchen Nazareth wohnte. Die Kunde aber, die er brachte, lautete, kurz gefasst, also: „Du, Jungfrau aus Davids Stamm, sollst die Mutter des Heilandes der Welt werden!“

Welch eine Botschaft war das! wer denkt sie aus? welch einen Sturm musste sie in dem Herzen der kindlich-demutsvollen Maria wecken! „Ich arme Jungfrau soll die Mutter Dessen werden, den alle Gläubigen sehnsuchtsvoll erharrten von Abel bis auf Abraham, von Abraham bis auf David und bis auf diesen Tag? Ich soll Den unter dem Herzen tragen, der aller Welt Sünde auf sich nehmen und abtun will, Ihn, der den Tod überwinden wird in der Menschheit, ja einen neuen Himmel und eine neue Erde ans Licht bringen, den soll ich als mein Kindlein herzen, pflegen, ziehen, der soll mein Sohn sein und zugleich mein Heiland und Erretter?!“ - Wie musste es bei solchen Gedanken im Herzen der Maria auf- und niederwogen von Entsetzen und von Entzücken, von edler Scham und heiligem Hochmut!

Nur eine so hochbegnadigte, geheiligte Seele, wie Maria war, konnte solche Würde und Bürde tragen, ohne innerlich Schaden zu nehmen. In der römischen Kirche hat man freilich die Maria zu einer Göttin gemacht, die keines Erlösers bedarf, ja die selbst eine Miterlöserin des menschlichen Geschlechtes ist. Aber darum sollen uns die Römischen die Freude und den Segen an der Maria nicht verleiden. Wenn sie auch allerdings der Entsündigung und der heiligenden Gnade bedurfte, - wenn auch sie nachher nichts anderes sein kann und will als eine stille Jüngerin Dessen, der zugleich ihr Sohn und ihr Heiland ist, so ist sie doch andererseits auch gewiss die edelste und reinste Blume des menschlichen Geschlechts. Was von heiligem Lieben, Glauben und Hoffen je und je in der Menschheit gefunden wurde, das feiert in ihr seine schönste Offenbarung.

Von vorne herein können wir's nicht anders erwarten, als dass der neue Mensch Gottes, der vollkommen, heilig und rein ist, auch in der reinsten edelsten Hütte, die auf Erden gefunden wurde, erscheinen musste. War auch Der, der der Sohn der Maria heißen sollte, wunderbar in seiner Entstehung und in seinem Wesen, war er auch eine göttliche und nicht eine menschliche Schöpfung, - so konnte doch die Mutter dieses „Wunderbar“ (Jes. 9) nur eine in seltener Weise gottgeweihte Persönlichkeit sein. Darum wird sie auch von dem himmlischen Boten in so ehrender Weise angeredet, wie nie ein anderer Mensch weder vorher noch nachher. So schreibt sich auch von den Tagen dieser glaubensvollen Jungfrau an eine ganz neue Geschichte des vorher so verachteten weiblichen Geschlechts.

Fragt man aber: „was war es denn, wodurch sie so groß war?“ so antworten wir für heute nur: Es war die heilige Einfalt, die von sich selbst nichts weiß noch wissen will, die von sich selbst und von der ganzen Welt absieht und unverwandt den suchenden Blick hinaufrichtet zu dem Lichte Gottes, wie die Lilie zum Sonnenstrahl gewendet ist. Hier ist die Kunst, die keine Kunst ist, hier ist der Hochmut, der eitel Demut ist, hier ist die Grundweisheit, der Alles offenbart wird, weil sie nichts von sich selber weiß. Selig, wer darnach ringt, Dem wird's nimmer fehlen.

Wie die zarten Blumen
Willig sich entfalten
Und der Sonne stille halten,
Lass mich so,
Still und froh
Deine Strahlen fassen
Und dich wirken lassen. (Otto Funcke)

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