Lukas 17,12
Andachten
Und als Jesus in einen Markt kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die standen von ferne.
Die Aussätzigen in Israel waren recht unglückliche Leute. Sobald sich die Krankheit an einem zeigte, wurde er weggetrieben von seiner Familie. Draußen vor den Städten standen Aussatzhäuslein. In ein solches musste er ziehen. Keinem Menschen durfte er nahen. So er mit Jemand reden wollte, musste er von ferne stehen, dass sein Odem den Gesunden nicht anwehte. Darum stehen diese auch von ferne. Wir sind gerade wie die zehn Aussätzigen. Die Sünde ist unser Aussatz. Wie jener morgenländische sich durch die Haut in das Fleisch hineinarbeitet, bis er die Gefäße des Lebens tötet, so arbeitet sich die Sünde in das Herz hinein, bis sie die Organe des inwendigen Lebens tötet. Sie verdirbt das Herzblut, den Glauben; sie zernagt die Liebe und den Gehorsam gegen Gott, die Liebe gegen die Brüder. Sie zerstört den Frieden Gottes und die Hoffnung des ewigen Lebens. Von jenem Aussah waren die Kranken doch im Tode ledig; wann aber werden wir von der Sünde und der Schuld ledig? Auch darin ist der Sünder wie ein Aussätziger, dass er sich nicht Hineinwagen darf in die Tore der himmlischen Stadt. Wenn er betend hinauf will, und er kommt in die Nähe der himmlischen Pforten, dann wagt er sich doch nicht hinein. Er sagt sich: „Ich habe keinen Zugang zu Gott.“ Und wie im Leben ist er auch im Tode ausgeschlossen von der heiligen Stadt. Das Gesetz liegt ihm wie Schloss und Riegel vor der Pforte.
O barmherziger Heiland, du kommst auch heute an uns vorüber, du ziehst an deinem heiligen Tage durch alle Städte und Dörfer in deinem Wort. Aber wir müssen nicht fern von dir stehen bleiben wie jene armen Kranken, wir dürfen kommen zu dir in dein Haus. Und wo einer krank liegt, zu dem willst du kommen. O lass heute deine Christenheit so recht erkennen, dass du allein der Arzt bist, der uns heilen kann. Ja, heile uns, reinige uns von unseren Sünden, dass wir dir immer näher kommen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)