Lukas 14,16
Andachten
Er aber sprach: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu.
Dies Gleichnis hat ebenso eine Bedeutung für unsere, wie für alle und jede Zeit. Unsere Zeit, christliche Freunde, hört kaum eine andere Predigt so gern, als die Predigt von Gott, als dem Gott der Liebe. Aber sie will häufig die Spuren der göttlichen Liebe nur erkennen in dem herrlichen Schmuck der Natur, in der wunderbaren Ausstattung des menschlichen Geistes, in der weisen und gnädigen Leitung der Schicksale der Menschen; sie will wohl gerne hören, wie die Lilien, herrlicher angetan denn Salomo in aller seiner Pracht, die Vöglein, die nicht säen und ernten und doch von dem himmlischen Vater erhalten werden, wie die Höhe und Tiefe menschlichen Wissens, die großartigen Werke menschlichen Geistes und menschlicher Hand die Liebe Gottes verkündigen, die also gnädig walte und den Menschen zum Könige der Schöpfung gemacht habe. Aber jenen Gott der Liebe, der als Gastgeber ein seliges Abendmahl Seinen Kindern bereitet, d. h. in Christo Heil und Leben und Seligkeit ihnen darbietet, den mag sie nicht versündigen hören, und will es nicht eingestehen, dass diese Liebesoffenbarung die höchste und herrlichste sei, und dass ein Glaube, der nicht die Liebestat Gottes in Christo zu seinem unwandelbaren Grunde hat, für Zeiten äußerer und innerer Anfechtung, für die Stunde des Todes keinen Trost und Frieden darbiete. Amen. (L. Bäckmann.)
Es war ein Mensch, der machte ein groß Abendmahl und lud viele dazu. Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, zu sagen den Geladenen: Kommt; denn es ist alles bereit!
„Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl!“ „Ein Mensch.“ Wir wissen, wer das ist. Die Liebe Gottes ist Mensch geworden in dem eingeborenen Sohne Jesu Christo. Von ihm geht alle Schrift aus, auf ihn bezieht sie sich zurück; er ist der lebendige Mittelpunkt aller Heilswahrheiten. Und dieser Mensch wachte ein großes Abendmahl. Groß war es angelegt. Es sollte Raum haben für alle. So weit der Himmel sich über die Erde wölbt, so weit Gott der Herr seine Sonne scheinen und seinen Segen träufeln und Brot wachsen lässt aus der Erde, die Menschenkinder damit zu speisen: so weit hat er auch seinen Abendmahlstisch gedeckt und Raum gemacht für alle, die da satt werden wollen an den Gütern seines Hauses. Er machte ein großes Abendmahl. Es ist wunderbar, dass der Herr alle Herrlichkeiten, alle geheimen Wonnen seines Reiches, alle Lieblichkeiten und Segnungen des Christenlebens, deren seine Kinder schon hier auf Erden froh werden sollen, unter dem Bilde eines Mahles darstellt. Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, nicht ein Genuss irdischer Güter, nicht sinnliches Wohlleben, es ist vielmehr ein Kreuztragen, ein Kämpfen und Dulden, ein Dienen und sich selber Verleugnen, es ist ein tägliches Sterben, und doch ist es ein seliges Genießen, ein wahrhaftiges Leben, ein wirkliches Besitzen und Frohwerden der bleibenden unvergänglichen Güter, denn es ist Gemeinschaft mit dem Herrn. Der Herr, der die Gäste geladen hat, sitzt selbst mit ihnen zu Tische und bedient sie. Sie sind die Seinen, er ist der Ihre. Was sie haben und nehmen, seine Hand ist es, die es ihnen darreicht. Und wäre es auch der bitterste Kelch der Leiden, und wäre es das lastendste Kreuz, das sie nehmen müssten: hat er es doch dargereicht; Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch“; denn er legt seine Hand darunter, dass wir sie tragen können. Er sitzt mit den Seinen zu Tische; er ist bei ihnen allezeit; sie können allerwege seiner von Herzen froh werden. Das erfüllt sich in eines rechten Christen Leben in ganz buchstäblicher Wirklichkeit. In dem Leben der Kinder Gottes gibt es keinen Tag, kaum eine Stunde, da sie nicht zu dem Bilde ihres Gottes aufschauten, da sie sich nicht unter das Licht seines Angesichts stellten, dass es ihnen den Grund ihrer Herzen offenbare, oder das Dunkel ihrer Wege aufhelle, oder in die Tiefen seiner gnadenreichen Erbarmung ihnen hinableuchte: es ist kein Tag, da sie nicht ihr Herz ihm ausschütteten in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung, und sein Wort, seines Geistes Zug ihnen Zeugnis gäbe, dass er ihnen nahe sei. Darum ruft der Herr auch so lieblich und herzeindringlich - und er ruft auch uns: „kommet, denn es ist alles bereit“; an meinem Abendmahlstische findet ihr, was ihr bedürft für Leib und Seele: kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Julius Müllensiefen.)
Jesus sprach: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl, und lud Viele dazu.
Unter diesem Abendmahle versteht der Herr das große Mahl der Gnade, das durch seine Ankunft in die Welt allen Gläubigen bereitet ist. Der große Saal, in den sie sich sammeln sollen, ist die Kirche. Der weite Tisch, um den sie sich reihen sollen, ist der Taufstein, Altar und jede Stätte, wo Gottes Wort recht geteilt wird. Auf dieser Tafel tischt der Herr seine Güter auf. Der Heilige Geist ist der Wirt, der jedem zuteilt, was seinem Herzen nötig ist. Alle bedürfen eines neuen Herzens, festen Glaubens, der Vergebung der Sünde, der Kindschaft Gottes und des ewigen Lebens. Das sind die Gerichte, die der reiche Wirt für Alle aufstellet. Ein reicheres Mahl wird es in der Welt nie geben können. Wenn die Welt Alles auftischt, was sie hat, wenn sie mit Speise und Trank, mit geistreichem Gespräch und bezaubernder Musik das Herz erfreut, wenn sie ihre Kinder darunter alle Sorgen vergessen lässt, es ist doch Armut und Hunger gegen dieses Gnadenmahl. Er mag es besonders ein Abendmahl genannt haben, weil er uns am Abend seines Lebens den besten Teil davon erworben hat, weil wir den besten Teil davon empfangen, wenn es Abend geworden ist, wenn unser Tag sich geneigt hat. Groß aber nennt er es, weil es der König der Könige selbst bereitet hat, weil unser Gott von Ewigkeit her daran gerüstet hat, weil Gott alle Völker dazu einlädt. Und ob sie sich sammeln von Morgen und Abend, vom Mittag und Mitternacht, immer wird es heißen: „Es ist noch Raum da.“
Herr, wir danken dir, dass du auch uns zu deinem Gnadenmahl geladen hast. Auch heute willst du uns und deiner ganzen Christenheit wieder den Tisch decken in deinem Hause und Brot ewigen Lebens spenden. Gib uns den rechten Hunger nach dieser Himmelsspeise, die nie verzehrt wird. Und wenn es hier einmal zu Ende geht, wenn hier einst die Lichter ausgelöscht werden, und die bange Stunde kommt, wo du uns von dem Platz, den wir hier an deiner Gnadentafel einnehmen, wegweist, o dann zünde uns dort in deinem Freudensaal die Lichter umso heller an und lass uns teilnehmen an deinem ewigen Freudenmahle. Amen. (Friedrich Ahlfeld)