Markus 2,11
Andachten
Jesus sprach zu dem Gichtbrüchigen: stehe auf und gehe heim.
Auch jetzt spricht der HErr Jesus zu vielen Kranken: stehe auf, ob Er sie gleich nicht so plötzlich gesund macht, wie den Gichtbrüchigen. Neben dem Gebrauch dienlicher Arzneimittel vermag hierin das Gebet des Gerechten viel, wenn es ernstlich ist; wenn nämlich der Geist Gottes zu diesem Gebet einen Antrieb gibt, und es selber in der Seele wirkt. Das Gebet das Glaubens kann dem Kranken helfen, dass ihn der HErr aufrichte, Jak. 5,15.16. Gott handelt aber hierin nach Seinem hohen und unbegreiflichen Majestätsrecht. Er lässt auch Kranke genesen, um deren Genesung Niemand betet. Ja Er lässt auch solche Leute zuweilen wieder gesund werden, welche Anderen zur Plage leben, und über deren Tod sich Viele freuten. Hinwiederum lässt Er Gerechte bald sterben, um deren Genesung andere Gerechte zu beten versucht haben, die aber durch das Beten nichts haben ausrichten können, weil sie nur nach einer guten menschlichen Neigung und nicht im Glauben beten konnten. Auch lässt Er zuweilen gottlose Leute schnell und ohne ein Zeichen der Buße und Begnadigung dahin sterben, ehe sie alt werden, und ehe das Maß ihrer Sünden, wenn man es nach der Zahl der Jahre schätzen sollte, voll zu sein schiene. Andere Gottlosen haben eine längere Gnadenzeit. Warum? Niemand kann diese Frage beantworten. Warum mussten Saul und sein wackerer Sohn Jonathan zugleich sterben? Warum der König Manasse, der viel Böses tat, lange leben und regieren, und der fromme Josias, der noch viel Gutes hätte anrichten wollen, als ein junger König sterben? Warum wurde der Apostel Jakobus bald nach der Himmelfahrt Jesu getötet, und sein Bruder Johannes bis zu einem hohen Alter erhalten? Wer kann diese Frage zur Genüge beantworten? Genug ist’s, wenn man mit Moses sagen kann: die Werke des HErrn sind unsträflich, Alles, was Er tut, das ist recht. Treu ist Gott, und kein Böses an Ihm; gerecht und fromm ist Er. Auch ist aus solchen Wegen und Gerichten Gottes zu schließen, dass ein langes Leben nicht durchaus für ein großes Gut zu halten sei, weil es Gott sonst allen Gerechten angedeihen ließe, und dass es zur ewigen Wohlfahrt nicht darauf ankommen, wie lange, sondern wie wohl Einer lebe. Lasst uns die Gnadenzeit wohl anwenden, alldieweil sie da ist, weil wir ihre Dauer nicht wissen, und das ewige Leben zum Ziel unserer Wünsche machen. Wenn ein Gerechter auf dem Krankenbett liegt, und bei sich selbst wahrnimmt, dass der HErr diesmal nicht zu ihm sagen werde: stehe auf und gehe hin an deine Arbeit: so kann er sich der Rede Petri Matth. 14,28. erinnern, der zu dem HErrn Jesu, da Er auf dem Wasser lief, sagte: HErr, bist Du es, so heiß mich zu Dir kommen; wie auch der Antwort Jesu, der zu Petrus sprach: komm her. Ei nun, wenn der HErr Jesus zu einem Gerechten sagt: komm her, so ist’s erfreulicher, als wenn Er zu ihm spricht: stehe auf und gehe. Durch jenes Wort beruft Er den Arbeiter zur Ruhe, durch dieses weist Er ihn wieder an die Arbeit. (Magnus Friedrich Roos)