Markus 16,6
Andachten
Fürchtet euch nicht, ich weiß, dass ihr Jesum sucht, den Gekreuzigten; Er ist nicht hie, sondern von den Toten auferstanden.
Dieses ist je so viel gesagt, als spräche der Engel: Was seid ihr doch für alberne, einfältige Leutlein, dass ihr euch entsetzen und fürchten wollt? Lebt doch Christus und ist von den Toten auferstanden! Deshalb gebührt euch, dass ihr fröhlich seid und euch gar nicht besorgen sollt. Denn das Christus lebt, das lebt Er euch zu gut, dass ihr sein genießen und von Ihm beschützet und vor allem Jammer soll behütet werden. Denn das gibt je der Sprache Art, wer sich nicht fürchten soll, der soll fröhlich und guter Dinge sein, das Beste hoffen und gewarten; wer sich aber fürchtet, der muss eines Ärgeren gewarten, des er lieber entraten wollte. Also sieht man, wer sich vor dem Henker, vor dem Tode, vor Sünden und dem Zorne Gottes fürchtet, da ist keine Freude, keine Hoffnung, sondern eitel Klagen und Trauern, Sorge und Unruhe. Solches soll nicht mehr sein bei euch, spricht der Engel, weil Christus ist erstanden. Will damit anzeigen, wir sollen der Auferstehung Christi uns trösten wider den Teufel, Sünde, Tod und Hölle; denn wo diese Feinde sollten, oder könnten weiter Schaden tun, wäre es unmöglich, dass wir uns nicht fürchten sollten. Das ist der erste Befehl nicht allein an die Weiber, sondern an alle getaufte und gläubige Christen, die da wissen und glauben, Christus sei auferstanden, dass sie sich nicht sollten fürchten. (Martin Luther)
Er ist auferstanden und ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten. Gehet aber hin und saget es seinen Jüngern und Petrus.
Das Weib, das der Versuchung der Schlange zuerst unterlag, darf der erste Zeuge der Auferstehung, des Sieges über alle Macht der Sünde und des Todes fein. Das Grab ist leer; der, welcher der Schlange den Kopf zertrat, lebt. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, sagt der Engel. Nichts darf der Tod behalten, auch den Leib nicht; aller Raub wird ihm genommen. Was geheiligt war, durch den Geist der Herrlichkeit, kann nicht verwesen. Was dreiunddreißig Jahre lang vereinigt war, zum heiligen Dienste des Vaters, kann nicht getrennt bleiben; es muss wieder vereinigt werden zum hohepriesterlichen Dienst im obern Heiligtum, Allen zu gut, die ihm dem Erstgeborenen von den Toten nachfolgen sollen, auch in der Auferstehung. Er ist nicht hier, soll es einst auch bei uns heißen, wenn der Herr hernieder kommen wird, mit der Posaune Gottes vom Himmel, 1. Thess. 4,16. Das leere Grab unseres Heilands ist uns Pfand und Bürgschaft unserer Auferstehung. Bei dieser seligen Hoffnung bleiben unsere Augen aber nicht am leeren Grab hängen, sie sind auf den Auferstandenen gerichtet. Er ist unser Heiligtum und nicht das Grab. Auch der Engel weist die Weiber vom Grab hinweg; sie sollen hingehen und es den Jüngern und Petro sagen, dass der Herr lebe; sie sollten Zeugen der Auferstehung sein. Fast könnte es scheinen, als seien wir jetzt in ähnlicher Lage, wie diese drei Weiber: Das leere Grab hatten sie wohl gesehen, aber der Auferstandene war ihnen noch nicht erschienen. Sie sollten es den Jüngern und Petrus, zunächst auf des Engels Wort hin bezeugen, der Herr lebe. Ihr Zeugnis war also noch nicht das, was nachher das Zeugnis der Apostel war, nachdem sie den Auferstandenen gesehen und seine Auferstehungskraft an ihren Herzen mächtig erfahren hatten. Der Herr hat jetzt viele Zeugen der Auferstehung; aber wenn wir ehrliche Leute sein wollen, so müssen wir sagen, dass wir vielfach die Auferstehungskraft vermissen; es ist mehr ein Zeugnis auf das Wort hin, als aus der lebendigmachenden Erfahrung heraus. O, wir bedürfen sehr der lebendigen Zeugen der Auferstehung Jesu Christi, und wenn wir sehen, wie es dem Heiland am Herzen lag, dass der traurige Petrus höre, er lebe, und ihn auch bald selber sehe, so merken wir, dass er sich denen, die jetzt trauern über dem allgemeinen Mangel an Auferstehungskraft in der Kirche auch gerne mehr offenbaren möchte.
Herr! Offenbare Dich auch mir noch mehr, als der Auferstandene, damit man nicht nur von mir höre, sondern auch an mir sehe, dass Du lebest. Amen. (Elias Schrenk)
Fürchtet euch nicht. Ihr sucht Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, und ist nicht hier.
Da der Heiland am Kreuze sterbend hing, da ward eine Finsternis über dasselbe ganze Land, und die Sonne verlor ihren Schein. Aber die Freudenbotschaft des Osterfestes beginnt mit den Worten: Früh, am Morgen, da die Sonne aufging. O so gehe heute auch in unsern Herzen auf, du Ostersonne, du Siegesfürst und Todesüberwinder, und leuchte siegreich durch alles Dunkel, das uns umfängt. Ihr Osterglocken, tragt die Botschaft hin zu Allen, die in Finsternis und Schatten des Todes sitzen! Hin zu Denen, die in Anfechtungen seufzen: Hüter, ist die Nacht schier hin? Hin zu Denen, die verlassen fragen: Wo ist nun dein Gott? Hin zu Denen, die im Finstern wandeln und der Sünde leben. Verkündet ihnen Allen: Wach auf, o Herz, die Nacht ist hin, die Sonn' ist aufgegangen. Die Sonne des Lebens über aller Nacht des Todes: Jesus lebt, mit ihm auch ich. Tod, wo sind nun deine Schrecken? Die Sonne der Gerechtigkeit über allem Dunkel der Sünde: denn gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten, also sollt auch ihr in einem neuen Leben wandeln. Die Sonne der Freude und des Trostes über aller Angst: Fürchtet euch nicht. Denn der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Die Sonne ist aufgegangen am Ostermorgen. Vergebens haben die Pharisäer nach einem Schleier der Lüge gesucht, den Glanz der Ostersonne zu verhüllen. Vergebens suchen noch heute die Feinde des Herrn mit ihrem Unglauben sie wegzuleugnen. Sie steht doch leuchtend am Himmel. Und ob ihr Berge aufeinander türmt, sie läuft doch ihre Bahn zum Sieg wie ein Held. Was zagt ihr Jünger des Herrn vor der Macht und dem Zorn des Feindes? Der Herr ist auferstanden. Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. Die Rechte des Herrn behält doch den Sieg, auch heute noch und bis in Ewigkeit. (Adolf Clemen)
Der Engel aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht. Ihr sucht Jesum von Nazareth, den Gekreuzigten: Er ist auferstanden, und ist nicht hier.
Das ist der ewige Ostertext. O dieser reichen, tröstlichen Predigt! Wenn er hier wäre, hier auf seinem Friedhofe im Garten Josephs von Arimathia, hier im Grabe, dann blieben wir auch ewig hier. Wenn das Grab den Gottesmenschen gehalten hätte, dann hielte es auch uns. Wenn Gott ihn, seinen Sohn, der Menschheit Krone, nicht wert geachtet hätte der Auferstehung, wie wären wir ihrer wert. Wenn er das reine Gold nicht aus dem Staube aufgehoben hätte, wie sollte er die Schlacken aufheben, durch die sich kaum hie und da ein Goldäderchen zieht. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euern Sünden, so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. Aber er ist auferstanden und ist nicht hier. Und wir wollen uns an ihn hängen mit aller Kraft des Glaubens und der innigsten Liebe. Die Bänder und die Flächsen, die die Glieder mit dem Haupte verbinden, sollen sich stärken von Tage zu Tage, sollen sich recht stärken am heutigen Tage, dass wir rühmen können: Ich bin durch des Glaubens Band Zu genau mit ihm verbunden, Meine starke Glaubenshand Wird in ihm gelegt befunden, Dass mich auch kein Todesbann Ewig von ihm trennen kann. Er ist nicht hier, und wir werden auch nicht hier sein. Freue dich, du Christenherz: in diesem hast du die Zusicherung deiner eignen Auferstehung und Erneuung.
Du einiger Heiland, Siegesfürst über Grab, Hölle, Teufel und Tod, wir stehen heute an deinem offenen Grabe und feiern Ostern. Wir preisen dich, wir danken dir, dass du dem Tode die Macht genommen und auch für uns Leben und Auferstehung aus dem Grabe mitgebracht hast. Lass uns das nie verachten noch vergessen; lass uns in solchem Glauben nie irre werden. Dein offenes Grab soll unsere Zuflucht sein in den letzten Todesnöten. Gib Glauben, dass wir als deine Glieder allezeit mit dir verbunden bleiben; dass die innere, geistliche Auferstehung alle Tage vorwärts schreite, und wir endlich an dem großen Ostertage auch Teil haben an der gnadenreichen Auferstehung, der du unser König und unser Haupt und unsere einige Hoffnung bist unter den Schrecken des Todes. Amen. (Friedrich Ahlfeld)