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Markus 16,19

Markus 16,19

Andachten

Und der Herr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und sitzt zur rechten Hand Gottes.
Es lässt sich denken, dass die himmlischen Geister den Herrn Jesum mit Freuden aufgenommen haben. Wär' es aber nicht besser oder nötiger, dass er bei uns geblieben wäre? Ist das ein Gewinn für uns, wenn wir ihn verlieren, wo wir seiner am meisten bedürfen, bei dem schweren Werke, das wir treiben, in der harten Anfechtung, die wir leiden, unter so vielen Widersachern, gegen die nicht einmal Zeichen und Wunder helfen? Wir müssten wider unser eigen Herz reden, wenn wir nicht bekennen wollten, dass wir ohne ihn verwaist sind, wie eine Herde, die keinen Hirten hat. Wie viel besser wär' es uns, wenn er uns noch selber in Person lehrte, führte und stärkte. Das leugnet kein Christ, dass uns viel fehlt, so lange wir ihn nicht bei uns haben. Doch das ist des Herrn weise und liebevolle Ordnung, dass wir erst zu unserer Läuterung ein Leben im dunklen Glauben führen sollen, ehe wir zum seligen Anschauen gelangen. Das müssen wir nicht ändern wollen, weil er es so zu unserm Heil geordnet hat. Nur glaube niemand, dass uns darum etwas fehlt, was zum Kampfe wider die Welt oder zum Heile unserer Seele nötig ist.

Christus sitzt zur Rechten Gottes. Hast du dir auch die richtige Vorstellung davon gemacht? Die Rechte Gottes ist seine göttliche unendliche Macht, welche reicht soweit die Welt geht. Wo die Rechte Gottes nicht ist, da kann kein Grashalm wachsen, kein Mensch atmen, kein Stern scheinen, kein Engel Gott loben. Denn die Rechte Gottes erhält alles, ist in allem, und gibt allem Leben und Wesen. Sitzt denn Christus zur Rechten Gottes, so sitzt er mitten in seiner Macht, die mit den Enden der Welt noch kein Ende findet. Christus ist als Mensch aufgefahren sichtbar und thront sichtbar im Himmel über allen Kreaturen. Aber eben darum ist er uns sichtbar nahe in der Macht Gottes; er ist uns näher als das Kleid an unserm Leibe; er wohnt in uns, er waltet um uns, er wirkt und regiert durch uns. Er geht mit uns in die Gefängnisse, er verlässt uns nicht in der Tiefe, er steht uns bei, wenn die Hölle ihren Rachen weit auftut. Deine beseligende Erkenntnis! Seh' ich ihn nicht, so hab' ich ihn doch; ich brauche keine Wege zu machen, um zu ihm zu kommen.

So lasst uns laufen durch Geduld in dem Kampfe, der uns verordnet ist! Wir haben Christum noch, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. Was hat es denn mit uns für Not? Das Reich, das einen solchen König hat, steht auf einem Grunde, der nicht wankt, und wer auf demselben Grunde steht, der wird wohl bleiben. Wenn Christum seine Macht und Herrlichkeit hinaufgerückt hat über alle Himmel, wo er selbst den Engeln und vollendeten Gerechten zu hoch und unbegreiflich ist, so bringt ihn uns seine Liebe und sein herzliches Erbarmen wiederum so nahe, als wenn zu seinen vornehmsten Reichsgeschäften und zu den Hauptwerken seiner göttlichen Macht die mancherlei kleinen Angelegenheiten unseres Herzens gehörten, unserer Schwachheit aufzuhelfen und unsern Weg zu ebnen, unsern Kummer zu stillen. Denn über alle Herrlichkeit, Macht und Gewalt des Himmels gehen ihm die teuren Seelen, um die er gearbeitet und die er mit seinem Blute erkauft hat. Ihre Namen stehen alle in seinem Herzen geschrieben, und sein Auge ruhet ohne Unterlass auf ihnen. Heil uns, dass wir solch einen Heiland haben! (Kornelius Münkel.)

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