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Markus 14,22

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Andachten

Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte, und brach es und gab es ihnen, und sprach: Nehmt, esst; das ist mein Leib. Und nahm den Kelch, und dankte, und gab ihnen den; und sie tranken Alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für Viele vergossen wird.
Ohne Zweifel enthalten die Wörtlein „für euch“ den eigentlichen Hauptschlüssel zum Verständnis des heiligen Mahles. Für euch wird mein Leib in den Tod gegeben, für euch wird mein Blut vergossen; für euch gebe ich mein ganzes Ich hin, um mich euch als Speise und Trank zum ewigen Leben wiedergeben zu können. Das ganze Leben und Wirken Jesu war ja auch nur für uns. Jeder Odemzug, jeder Gedanke, jedes Wort, all sein Tun, lassen, Lieben und Leiden, es war nur für uns. Niemals und nirgends hat er für sich etwas begehrt, weder an äußerem noch an innerem Gut. Zu dienen, uns zu dienen, das war, nach des Vaters Willen, sein Beruf und diesem Beruf blieb er allewege und unerschütterlich treu. Sein ganzes Leben ist eine große Hingabe für uns. Das Todesleiden ist nicht etwas Neues und Besonderes, sondern nur die Fortführung und Vollendung seines bisherigen Lebens. Wenn Jesus ruft: „Es ist vollbracht,“ so bezieht sich dieses Triumphwort auf sein ganzes Geschäft und Werk in dieser Welt und Zeit, also nicht nur auf sein Leiden und Sterben. Aber so gewiss das Leiden schwerer ist, als das Wirken, so gewiss der Tod für ihn das Schrecklichste aller Schrecken war, so gewiss hier sein Glaube und Gehorsam auf die bitterste Probe gestellt wurde, so gewiss kam auch hier erst sein Werk zur Vollendung. Ohne Tod und Leiden wäre sein Leben kein versöhnendes gewesen; die neue heilige Menschheit in Jesu wäre, ohne diese höchste Probe, nicht vollkommen gewesen und das Erlösungswerk wäre unvollendet geblieben. Darum spitzt sich das ganze Heilswerk Jesu zu in den Worten: „Mein Leib für euch gebrochen, mein Blut für euch vergossen“.

Zweierlei ist uns Menschen nötig, wenn wir selig sein sollen. Die Hölle unserer Schuld muss ausgelöscht, unsere Sünde muss vergeben, das heißt, gesühnt und vernichtet werden. Das würde uns aber noch nicht selig machen, wenn uns nicht zugleich ein neues Leben, ein neuer Sinn, ein neuer Geist, der zu Gottes Gemeinschaft und Herrlichkeit tüchtig macht, verliehen würde. Diesen Forderungen entsprechen genau die Worte Christi, der den Seinen Brot und Wein reicht: „Mein Leib für euch gebrochen; mein Blut für euch vergossen, zur Vergebung eurer Sünden.“

Wäre Jesus nur unser Vorbild gewesen, wahrlich, er hätte nicht so reden können, ohne Gott zu lästern. Der Vorgänger kann durch seine Tugenden nicht die Sünden des Nachfolgers tilgen, auch sonst in seiner Grundnatur nichts ändern. Wer so spricht, wie hier Jesus redet, der muss der Versöhner und zugleich der Neubeleber der Menschheit sein.

Die Aneignung der Versöhnung aber, die Christus für uns vollbracht hat, soll in der Feier des heiligen Abendmahls geschehen. Es ist wahr, sie kann auch geschehen und geschieht auch durch die Vereinigung der Seele mit dem geisterfüllten Wort des Evangeliums. Wer aber darum in selbstkluger Weise das heilige Sakrament verachtet und seiner entbehren zu können meint, der würde seinen Heiland und König meistern und darüber selbst übel zu Schanden werden. Er, der den Menschen in seinen tiefsten Tiefen kennt, hat aus unendlicher Barmherzigkeit verordnet: „Solches tut zu meinem Gedächtnis“. Es soll also diese Feier oft wiederholt werden und zwar bis ans Ende der Tage. Wir sollen dabei des Herrn und seines Todes gedenken; aber nicht nur, wie man auch sonst eines lieben Toten gedenkt, sondern so, dass wir sehnend, betend, glaubend, liebend, die Kräfte seines Todes ergreifen und uns zu eigen machen.

Die sichtbaren Elemente aber, Brot und Wein, sollen unserem schwachen Glauben zu Hilfe kommen, uns das Versöhnungswerk gleichsam vor unsere sehenden Augen stellen und uns versichern, dass eben jetzt, da wir Brot und Wein leiblich empfangen, auch Jesus Christus selbst sich mit uns vereinigt, und so gewiss wir Brot und Wein leiblich schmecken, eben so gewiss auch der Einwohnung Christi uns getrösten können, allem Gefühl, Gefühllosigkeit, Angst, Unruhe, Zweifel und Teufel zu Trotz.

Hier ist also jede Art der Gemeinschaft mit Christo auf ihrer Höhe; - die Gemeinschaft durch das glaubensvolle Gebet, durch das unsichtbare Wort, durch die sichtbaren Elemente und die Gemeinschaft durch die Schwestern und Brüder, die, als Glieder eines Leibes, in Christo, dem Haupt sind. Die irdische Gemeinschaft geht hier über in die himmlische, der zeitliche Genuss in den ewigen.

In solchen Gedanken von der Sache könnten alle wahren Jünger Christi Eins sein. Alles Andere ist Nebending und Außenwerk. Mag Jeder darüber seine Gedanken haben, wie das Wörtlein „ist“ („das ist mein Leib“) zu fassen sei; ferner, ob und wie der zukünftige Auferstehungsleib mit dem Genuss des Abendmahls in Verbindung stehe; - ferner, ob auch der Ungläubige im Abendmahl etwas wirkliches empfange usw. Halte davon jeder nach seinem Verständnis. Aber eine Torheit ist's, ja es ist ein Frevel gegen den heiligen „Leib des Herrn“, darüber zu streiten und gar Andere zu verketzern. Die Brüder lieben, sich selber richten und Christum ergreifen, das sei unser Sinn, wenn wir zur Tafel des Herrn treten.

Sei gesegnet, ew'ge Liebe,
Dass du mir aus treuem Triebe,
Da der Unglaub' mich vergiftet,
Solch ein Denkmal selbst gestiftet:
Dass ich einen Heiland habe,
Der den Gang zum Kreuz und Grabe,
Ja den Schritt ins Todes Rachen,
Gern getan, mich los zu machen. (Otto Funcke)

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