Markus 14,18
Andachten
Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und sie wurden traurig, und sagten zu ihm, einer nach dem anderen: Bin ichs? Und der andere: Bin ichs?
Gott helfe uns doch, dass wir ebenso aufrichtig uns selber prüfen und recht fragen: Herr, wer bin ich vor dir? Stehe ich zu deiner Rechten oder zu deiner Linken? Bin ich auf dem Wege des Lebens oder auf dem Wege des Verderbens? Das ist doch die wichtigste aller Fragen. Und wohl uns, wenn auch wir bei der Frage ernst und still und traurig werden. Die Jünger wurden alle traurig bei des Herrn Klage: Einer unter euch wird mich verraten. Nur Judas nicht; der bleibt hart und fest. Wohl uns, wenn wir bei der Selbstprüfung ernst und traurig werden. Es ist doch das Zeichen, dass wir den Herrn noch lieb haben. Gott schenke uns doch darum Etwas von der göttlichen Traurigkeit, die die Jünger dort ergreift; Etwas von der Angst um unserer Seelen Seligkeit. Gott bewahre uns davor, dass wir fest und ruhig bleiben, da wo der Herr klagt: „Einer unter euch wird mich verraten.“ Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Denn wenn wir uns also vor dem Herrn prüfen: Herr, bin ichs? dann müssen wir wohl mit Trauer bekennen: Ja, Herr, ich bin ein sündiger Mensch, ein ungetreuer Jünger; aber im Vertrauen auf sein Verdienst dürfen wir uns auch dessen getrösten: Ich bin bei Gott in Gnaden.(Adolf Clemen)