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Markus 14,12

Markus 14,12

Andachten

Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und bereiten, dass du das Osterlamm isst?
Aus dem Passahmahl, also aus einem wirklichen Mahl, ist das Sakrament des Altars entsprungen, ja es wurde auch von allem Anfang her als ein rechtes Mahl gefeiert. Jesus will also nicht nur, dass der einzelne Jünger esse, sondern, dass er mit Anderen bei einem gemeinschaftlichen Mahl esse. Wir wissen, dass unser Heiland von der traulichen Tischgenossenschaft sehr hoch gehalten und die Einladung zu einem Mahl, selbst bei den Feinden, niemals ausgeschlagen hat. Wir sollen von ihm lernen, das Mahl nicht als eine bloße Befriedigung unserer sinnlichen Bedürfnisse anzusehen, sondern es zu einem Akt der trautesten Gemeinschaft, zu einem Gottesdienst, zu erheben. Die Menschen, die vor- und nachher durch ihre Geschäfte in allerlei Werken und Wegen zerstreut waren, sie finden sich beim Mahl und rücken dicht zusammen. Hier ist Einer gleich dem Andern und alle Unterschiede hören auf. Alle freuen sich derselben Erquickungen, die ihnen für Leib und Seele bereitet sind. Sie wischen vorher den Schweiß von der Stirn und den Staub von ihren Füßen und schmücken sich mit dem Besten, was sie haben. Ein jeder bringt mit und teilt mit, was sein Herz bewegt und was ihm in seinen Wegen vorgekommen ist. Jeder gibt zum Besten, was er hat; Sang und Klang sind die Würze des Mahles. Einer schaut dem Andern ins Auge und freut sich der reichen Genossenschaft. Die Herzen werden warm und schließen sich einander leicht auf. Des Lebens Mühe und Leid werden vergessen und Alle genießen der Frucht ihrer Arbeiten und Kämpfe. Kurzum: die Gemeinschaft des Mahles ist ein Abbild des himmlischen Lebens.

So hat denn auch unser Heiland oftmals und immer wieder das Leben im Himmelreich mit einem großen Abendmahl oder mit einer königlichen Hochzeit verglichen. Auch die Heimkehr des verlorenen Sohnes - darin die bußfertige Menschheit abgebildet ist - schließt mit einem nimmer endenden Freudenmahl, da Musik und Reigen ertönen in vollen Klängen. „Selig sind, die zu dem Abendmahl des Lammes berufen sind!“ so tönt es durch die neutestamentlichen Schriften. Mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch zu sitzen, ist die Verheißung, die Christus den Seinen gibt. Dass Er mit ihnen „neu trinken werde vom Gewächs des Weinstockes in seines Vaters Reich,“ ist eines seiner letzten Worte, ehe er vom Abendmahlstisch aufbricht und in die Nacht seiner Leiden hineinschreitet.

Sage nicht: „Ja, das ist aber ja doch des bildlich gemeint!“ Hüte dich mit dem „bildlich! bildlich!“ so schnell bei der Hand zu sein, sonst wandeln sich dir schließlich alle Verheißungen Gottes in blauen Dunst! Freilich haben ja jene Gleichnisse auch eine bildliche Seite. Aber das Bild ist doch nicht das Gegenteil, sondern grade die Abschattung des Wesentlichen, vollends ist es nicht mehr wie die Wirklichkeit, sondern weniger. Nicht aufzulösen und zu entleeren ist Jesus gekommen, sondern grade zu erfüllen. Alle die Freuden und Genüsse des Erdenlebens werden ja freilich ihre grobsinnliche Seite abgestreift haben, aber sie werden nicht bloß geistlich gemacht, sondern auch verleiblicht werden in einer verklärten, das ist, in einer heiligen geistigen Leiblichkeit. Ob wir uns das jetzt vorstellen können oder nicht, kann selbstverständlich in der Sache nichts verschlagen.

Auch das Passahmahl, das Jesus regelmäßig mit den Seinen feierte und das Abendmahl, das er setzte in dem Passahmahl, war nur eine Vorfeier des himmlischen Abendmahles. Jesus war bei dem Passahmahl der Wirt der Seinen. Indem er aber unter dem Passah das „Sakrament des Altars“ stiftete, zeigte Er ihnen, dass Er nicht nur Wirt, sondern auch Speise und Trank der Seinigen sei.

Schon in jener Erlösungsnacht, da Israel zum ersten Mal das Osterlamm aß, da schon war der rettende Gott die eigentliche Würze und Kraft des Mahles. Aber jenes Blut an den Türpfosten im Land Gosen wies hinaus auf ein anderes Blut, das fließen musste, wenn dem Volk Gottes wahrhaft geholfen werden sollte. Jene Erlösung aus Ägypten konnte die Menschen nicht von der Herrschaft der Sünde befreien und darum konnte sie auch das Volk Gottes noch nicht zur äußeren Glückseligkeit führen. Im heiligen Abendmahl enthüllt nun Jesus den Seinen, dass er selbst, leiblich und persönlich, das wahre Osterlamm sei, und das den Gläubigen aus der Vergießung seines Blutes die vollkommene Gottesgemeinschaft und Lebensherrlichkeit fließen würden. Wir wollen das morgen genauer ins Auge fassen. So viel aber sehen wir: das Abendmahl weist nicht nur rückwärts, sondern auch vorwärts, es weist hinaus auf das große, selige Abendmahl des Himmelskönigs. Es soll den echten Jesus-Jüngern die Versiegelung geben, dass sie zu jenem Mahl kommen werden. Aber nicht nur eine feierliche Weihe zu jenem Mahl soll es sein, sondern auch eine wesentliche Heiligung dafür, ja eine Mitteilung der Gaben und Gnaden des Geistes und der Liebe, die zu der himmlischen Abendmahls-Gemeinschaft erforderlich sind. - So schaue dir einmal das heilige Sakrament an und dann freue sich wie ein Kind.

O dass wir solche Seligkeit
Erwarten möchten allezeit
In Hoffnung und Vertrauen;
Und folgends aus dem Jammertal
Eingehen in den Himmelssaal,
Da wir Gott werden schauen;
Tröstlich, Köstlich
Uns als Gäste
Auf das Beste
Bei Ihm laben,
und ganz volle G'nüge haben. (Otto Funcke)

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