Markus 10,51
Andachten
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst Du, das ich Dir tun soll? Der Blinde sprach zu Ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin, Dein Glaube hat Dir geholfen. Und alsbald ward er sehend und folgte Ihm nach auf dem Wege.
Am Tore von Jericho saß ein Blinder und bettelte, und da er hörte den Herrn Jesum Christum vorübergehen, begann er zu schreien und zu rufen: Jesu, Du Sohn Davids, erbarme Dich mein!
Das Volk aber bedrohte ihn und hieß ihn schweigen. Er aber hörte nicht darauf, sondern rief um so lauter: Du Sohn Davids, erbarme Dich mein!
Da dringt die Stimme an Jesu Ohr, Er lässt den Blinden rufen: Sei getrost, stehe auf!
Er ruft Dich! Da wirst der Blinde sein Kleid eilends von sich und drängt sich hin durch das Volk zu dem Herrn, und als ihn Jesus fragt: Was willst Du? da antwortet er mit gläubiger Zuversicht: Herr, dass ich sehend werde! Jesus aber spricht: Dein Glaube hat Dir geholfen! Und alsbald war er sehend und folgte Ihm nach auf dem Wege.
Blind sind wir Alle, so lange uns das Licht des Evangelii nicht sehend gemacht hat. Blind, arm und elend sitzen wir an des Lebens Wege, keine Hoffnung in uns, keine Rettung menschlicher Weise! Da geht der Heiland vorüber! Seele, Er geht täglich, stündlich an Dir vorüber. O horche auf Seinen Schritt! Bist Du denn zur Blindheit auch noch taub geworden? Da ist Er, der Heiland, der Tröster, der Seligmacher! Er naht wieder und wieder! O glaubst Du nicht, Seele, dass Er Dir helfen kann? Sehnst Du Dich nicht nach Seiner Hilfe? „Ach, ich möchte wohl aber wird Er mich hören?“ So glaube und rufe Ihm: Ach Herr, erbarme Dich erbarme Dich! Nun aber kommt die Welt mit Spott und Hohn und heißt Dich schweigen: Wie, willst Du auch einer von den Heiligen werden? Sei kein Tor und genieße
Dein Leben, statt Dich um Jenen zu kümmern. Oder es kommen die strengen Richter und donnern Dir ihr Verdammungswort entgegen, dass Du verloren seist auf immer und ewig! - Seele, lass Dich nicht irren, ermüde nicht - glaube nur! glaube: Herr, erbarme Dich meiner! Siehe, da hat der Herr Dich gehört, Er streckt Seine Hand nach Dir aus, Er will, dass Du kommst! O so komme nun auch! Wirf ab von Dir Sünde und Weltlust, Hochmut, Geiz, Lieblosigkeit und Zweifel, die Dich am Gehen behindern! Dringe durch die Welt, durch Staub und Wust der Erde, falle nieder zu des Herrn Füßen. Und der Herr neigt sich zu Dir mit Vatermilde: Was willst Du, dass ich Dir tun soll?
Willst Du nicht sprechen, kannst Du nicht sprechen: Herr, dass ich sehend werde, dass ich gesund und heil werde in Dir und bereit zum ewigen Leben! Wenn Du nur Glauben hast, festen, unerschütterlichen Glauben, - da hast Du schon, um was Du batest, und auch Dir tönen die Worte: Gehe hin, Dein Glaube hat Dir geholfen! Und der Blinde ward sehend und folgte Ihm nach auf dem Wege! Amen. (Burghard von Cramm)
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll? der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsobald ward er sehend, und folgte ihm nach auf dem Wege.
Wenn dieser Heiland Dich nach Deinem Wollen und Wünschen fragte, was würdest Du Ihm wohl als Deinen innersten Herzenswunsch aussprechen? Die Kranken wollen gesund werden, die Blinden sehend, wie Bartimäus, die Tauben hörend, die Armen reich, usw. Damit ist's nun aber vorbei. Dergleichen Wunder, wie damals bei Jericho, tut der Herr nicht mehr, weil Er jetzt noch viel größere und herrlichere tut, nämlich an den unsterblichen Seelen, dass Er sie selig mache. Dass aber die Menschen sich Etwas für diese ihre armen Seelen wünschten, dass sie als das Eine und Allernotwendigste begehrten, Jesum zu sehen, mit Augen, die so scharf sind, dass sie durch Wolken sehen können, nämlich durch die Wolfe, welche Ihn aufnahm, da Er von hinnen schied auf dem Ölberge, das findet man nicht leicht. Aber wer ist denn so blind, dass Er Jesum nicht sähe? Nun, Lieber, da steht vor Dir in dieser Zeit das Leidensbild des Herrn, die Kreuz-Gestalt mit der Dornenkrone, was siehst Du denn an Ihm? siehst Du wirklich Deine Sünde, Dein Verderben, Dein Elend? und siehst Du Seine einzige, unbegreifliche Liebe, die ihres Gleichen nicht hat im Himmel und auf Erden? siehst Du das? - ach, Gott erbarme sich unserer Blindheit! bei Taufenden sitzen sie da am Wege, wie Bartimäus, die armen, blinden Leute! Die Reichen, die Alles haben, und doch nichts haben, weil ihnen das Gesicht fehlt! und die Armen, die nichts haben und Alles haben könnten, wenn sie nur Augen hätten zu sehen. Und ebenso bereit, wie Er damals war, jenem leiblich Blinden zu helfen, ebenso bereit ist Er noch heute, uns die Augen aufzutun, welche Ihn sehen, wie Er ist; und damit wäre uns dann geholfen für Zeit und Ewigkeit. Was wollt ihr, dass ich euch tun soll? frägt Er jetzt in unser Aller Herz. Ach, dass es einstimmig hieße: Herr, dass ich sehend werde! (Nikolaus Fries)