Und welcher unter euch will der Vornehmste werden, der soll aller Knecht sein. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse; sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Bezahlung für viele!

Es gibt nur Einen allervornehmsten Adel hier auf Erden, das ist der „von Christo“ heißen und sein, dessen Wappen sind die Fußstapfen des Menschensohnes, und dessen Würde das Dienen ist. Unsers Herrn Leben ist von der Krippe an nichts als Dienen gewesen. Er war ja der Knecht Gottes, das ist Sein vornehmster Name. Sein Dienen ist schon im Zimmermannshause in Nazareth nicht leicht gewesen, ist aber immer schwerer geworden, bis Ihm das Herz dabei brach. Was war dagegen Jakobs 20jähriger Dienst in der Fremde? was Israels Frondienst in Ägypten? Seine Blutstropfen, die zur Erde flossen, Sein Seufzen: ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Sein Zusammenbrechen unter der Kreuzeslast, Sein Dürsten und starkes Geschrei, Alles, Alles beweist uns, wie schwere Lasten Er getragen und wie saure Mühe Er gehabt hat. Und doch hätte Er wohl mögen Freude haben und behalten in der Klarheit, die Er bei dem Vater hatte, ehe denn die Welt war. Glaubst Du das Alles, Seele? betrachtest und erwägst Du es oft und viel in dieser Gnadenzeit Seiner heiligen Passion? Nun, so hast Du Dich denn wohl auch in den Adelstand erheben lassen und bist ein Vornehmster geworden, Einer „von Christo“, so ist Dein Wappen wohl auch in den Fußstapfen des Menschensohnes und Deine höchsten Ehren und Würden das Dienen? Ach, wie müssen wir uns doch schämen erstens unserer Torheit und sodann unserer Trägheit. Wie sind wir doch eitler Ehren so geizig, wie entrüsten und hassen wir unter einander, wenn mans uns nicht geben will, was uns gebührt! wie steckt uns doch Trachten nach hohen Dingen so tief in verdorbenem Geblüt! welch' eine Torheit! Und dann, wo ein wirkliches, echtes Dienen von uns verlangt wird, wie schändlich träge, lässig, unlustig sind wir doch! es ist zum Erbarmen! Du heiliger Gottesknecht, Jesus! präge und brenne uns doch tief in Herz und Leben Deine Knechts- und Kreuz-Gestalt ein, damit wir nicht in heißer Schamröte erglühen müssen vor Dir in Deines Leidens und Sterbens schwerstem Dienst. (Nikolaus Fries)

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