Matthäus 9,20
Andachten
Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blutgang gehabt, trat von hinten zu ihm, und rührte seines Kleides Saum an.
Lukas, der Arzt, der uns die Geschichte vollständiger erzählt als Matthäus, sagt: „Sie hatte viel gelitten von den Ärzten und hatte alles ihr Gut darob verzehrt. Aber es hatte Alles nichts geholfen, es ward vielmehr ärger mit ihr.“ Sie hatte an manches Arztes Tür gepocht, aber den rechten Arzt vergessen. Sie hatte manches Holz von den Ärzten bekommen, aber nach dem Baume des Lebens, dessen Blätter dienen zur Gesundheit der Heiden, hatte sie noch nicht gefragt. Es ist ein sonderlich Ding mit allen Arzneien, sie helfen eben nur, wenn sie Gott helfen lässt. Ob wir denn wohl, da wir krank lagen, und den Arzt kommen ließen, auch zu seiner Arznei beteten: „Segne sie, Vater, an meinem armen Leibe zu meiner Gesundheit?“ Mag sich Jeder selbst Antwort geben. Das Weib mochte es wohl versäumt haben. Sie dachte: „Ich kann es bezahlen, und endlich wird es helfen.“ Aber es half nicht, es ward vielmehr ärger, und ihr Säckel ward immer leerer. Wie dieser aber leerer ward, legte Gott in den Säckel ihres Herzens einen himmlischen Goldgulden, den Glauben an seinen lieben Sohn, und sie sucht ihn auf und geht hin zu ihm. Er sieht sie im Getümmel nicht einmal, sie tritt von hinten herzu und rührt seines Kleides Saum an. Aber seine Hilfe wird ihr doch.
Herr Jesu, du rechter Arzt aller Kranken, hilf du auch uns, wenn wir krank und elend sind. Du kannst helfen, wo menschliche Hilfe keine Mittel und Wege mehr weiß. Dir befehlen wir alle Leidenden und Angefochtenen. Behüte sie und uns vor Kleinglauben und Verzweiflung. Richte vielmehr unseren Blick immer inniger auf dich, dann wird uns auch alles Leid, wenn es kommt, nur zu dir führen. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Und siehe, ein Weib, das zwölf Jahre den Blutgang gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an. Denn sie sprach bei sich selbst: Möchte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und das Weib ward gesund zu derselbigen Stunde.
Ist das nicht eine ganz neue, kluge und kühne Art, von dem Herrn Hilfe zu erlangen! Das Weib fragt ihn nicht, ob er es haben will; sie kommt auch nicht vorn ins Haus, mit Wissen des Hausherrn ihr Almosen zu holen. Hinten steigt sie ein, bei Nacht und Nebel, und nimmt, was sie kriegen und greifen kann. Sie ist gewissermaßen eine Diebin, und doch gelingt ihr der Diebstahl. Der Herr lässt sich sein Eigentum entwenden, als hätte er das Seine übel bewacht. Wie ist das zugegangen? Steckten vielleicht in dem Mantel Christi besondere Kräfte? Das muss wohl der Fall gewesen sein; nur nicht, weil der Mantel für sich die Kräfte hatte, sondern weil Christus in dem Mantel steckte. Hättest du den Mantel jetzt noch, er würde dir nicht mehr helfen als dein eigener Mantel, denn Christus hat seine Hilfe und Verheißung an keinen Mantel oder Rock gebunden.
Dennoch haben wir Rock und Mantel Christi noch bis auf den heutigen Tag, nicht jenen, den ihm die Weiber gewirkt haben, sondern den, welchen er selbst gewirkt hat, den keine Kriegsknechte unter sich teilen, und den keine Motten verzehren. Das ist sein heiliges Evangelium und seine Sakramente, in welchen allen Sündern umsonst und aus Gnaden Vergebung der Sünden, Gerechtigkeit und ewiges Leben angeboten, dargereicht und zu eigen gegeben wird. In diesem Gewande findet sich der Herr Jesus sicher und allezeit, und er hat seine Verheißung dazu getan, dass von demselben Kräfte des Lebens ausgehen sollen. Das ist ein großes Heiligtum, ein Gewand im Himmel gewirkt, mit so vielen goldenen Sternen der Verheißung besät, aus himmelblauen Fäden zusammengewoben, wie das treue Auge des Herrn. Wenn der Tod kommt in seinem schwarzen Kleide des Gesetzes, worin mit blutroten Fäden der Gerichtsstuhl gewirkt ist, so lasst das Kleid Christi kommen, sein Wort und seine Sakramente, dass es seine Wunder beweise.
Ihr ängstigt euch vor dem bitteren Tode; euch macht das Drohen des ewigen Richters bange. Ihr hättet gern, dass der Herr Jesus noch, wie vormals, also zu euch spräche: Sei getrost, dir sind deine Sünden vergeben. Dann wolltet ihr es wagen mit dem Tode und freudig eure Fahrt antreten. Ist das nötig? Hat der Herr verheißen, dass er das immer und bei jedem tun will? Dies Weib beschämt euch. Es hat in seiner Kreuzesschule bessere Weisheit gelernt. nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund, spricht sie. nötig, dass der Herr ihr erst eine besondere Zusage gibt. tut's ohne Zusage, und das Wort des Herrn wird dasselbe tun, wenn nur jemand Glauben hat. Gebrauche sein Wort und Sakrament im Glauben, so wirst du zu derselbigen Stunde gesund werden von den Schrecken der Sünde und des Todes. Wer mein Wort wird halten, spricht der Herr, der wird den Tod nicht sehen ewig. Wo Gottes Wort und rechter Glaube zusammenkommen, da ist auch der Herr und spricht sein Amen zu dem Begehren des Herzens. (Kornelius Münkel)