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Matthäus 9,14

Matthäus 9,14

Andachten

Indes kamen die Jünger Johannis zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer so viel, und deine Jünger fasten nicht? Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitsleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten. Niemand flicket ein alt Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleide, und der Riss wird ärger.
So lange Jesus bei seinen Jüngern auf Erden wandelte, konnte es diesen so wenig an Freude, an außerordentlicher Freude mangeln, als es auf einer Hochzeit den Hochzeitgästen an Freude fehlt; und man konnte, wenn man nicht ungerecht sein wollte, von ihnen nicht verlangen, dass sie diese Freude verleugnen sollten, wie es ungebührend wäre, von den Hochzeitgästen zu fordern, dass sie in der Gesellschaft des Bräutigams finster und niedergeschlagen sein sollten. Da es aber nicht angeht und unmöglich ist, dass ein Mensch ohne Demütigung und Leiden unter lauter Freuden heilig und herrlich werde, so sagte Jesus, die gegenwärtige, hochzeitliche, außerordentliche Freude werde nicht immer dauern; Er, der Bräutigam, werde ihnen genommen werden; dann werde für sie eine Zeit des Fastens kommen; was sie zu ihrer Läuterung und Verherrlichung noch an Leiden und Trübsalen nötig hätten, das werde schon über sie kommen, und alles das in ihnen wirken, was sie, die Johannesjünger, durch mancherlei strenge, gesetzliche Übungen in sich zu bewirken suchten. Und so geschah es auch, und so bedurfte es für sie keines Gebotes noch Gelübdes. Die Jünger Jesu standen als solche mit Gott in einem ganz anderen Verhältnis als Johannes und seine Jünger. Sie hatten den Geist der Kindschaft, und so wandelten sie mit kindlichem Sinne vor Gott, nahmen, genossen, ertrugen fröhliche und traurige Tage, wie sie Gott gab, ohne sich selbst in eigener Wahl fröhliche und traurige Tage zu machen; sie überließen sich seiner Leitung und seinem Geiste.

Das Wesen des Christentums ist ja ein Geist kindlicher Freiheit und ein kindliches Verhalten, weil es den Menschen mit Gott in das Verhältnis des Kindes zum Vater bringt. Es bindet, fordert und gebietet nicht, sondern es erlöst, verheißt und gibt. Wenn Jesus den Jüngern Johannis auf ihre Frage, warum seine Jünger nicht fasten, wie sie und die Pharisäer? die Antwort gibt: Niemand flicke ja ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuche, so wollte er ihnen teils damit wohl sagen, es komme nicht darauf an, dass der Mensch einzelne Dinge eines heiligeren Lebens übe, indes er doch in sich der alte, ungebesserte Mensch bleibe; sondern darauf komme es an, dass der ganze Mensch neu, gut und heilig werde; sodann aber gab er ihnen damit zugleich einen Wink über den Wert ihres buchstäblich gesetzlichen Wesens ohne Glauben und ohne Geist. Er wollte ihnen nämlich sagen, es komme nicht viel mehr dabei heraus, gewähre einen ebenso geringen und bald wieder verlorenen Nutzen, als wenn man ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch flicke.

Wirklich verhält es sich so mit allen Anstrengungen und Übungen buchstäblicher Gesetzlichkeit und selbst erwählten Gottesdienstes. Es ist nicht ganz ohne Nutzen und Erfolg, nachdem mehr oder weniger Erkenntnis und Bedürfnis dabei ist, aber der Mensch kommt dabei nicht zum Ziele; der Lappen neuen Tuchs reißt wie der vom alten Kleide, und der Riss wird ärger. Die gedämpfte, aber nicht besiegte, nicht getötete Sünde und Leidenschaft bricht mächtiger und unbesieglicher wieder hervor, und der Mensch bleibt im vorigen Kampfe; er will etwas leisten mit natürlichen Kräften, wozu übernatürliche Kräfte gehören; er will mit menschlicher Kraft ein göttliches Leben führen. Wenn er sich aber durch den Glauben mit einer Kraft vereinigt, die stärker als er und mächtiger als alle Sünde ist, die seinem ganzen geistigen Wesen eine andere und höhere Richtung gibt, oder, die Sache mit Worten der Schrift, und also am besten ausgedrückt: „wenn ihm allerlei göttliche Kraft, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, geschenkt ist, durch die Erkenntnis Jesu Christi, der ihn berufen und die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt hat, dass er soll durch ihn teilhaftig werden der göttlichen Natur, so flieht er die vergängliche Lust der Welt; und er nun allen seinen Fleiß daran gewendet und darreicht in seinem Glauben Standhaftigkeit, und in der Standhaftigkeit Bescheidenheit, und in der Bescheidenheit Mäßigung, und in der Mäßigung Gottseligkeit, und in der Gottseligkeit Bruderliebe, und in der Bruderliebe allgemeine Liebe“ (2. Petri 1, 2-11), dann kann er zum Ziel kommen, zum seligsten und herrlichsten Ziel, dass er erlange die Seligkeit mit ewiger Herrlichkeit. (Gottfried Menken)

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nt/40/matthaeus_9_14.txt · Zuletzt geändert: von aj
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