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Matthäus 8,2

Matthäus 8,2

Andachten

In diesen Versen sehen wir die Erzählung der Heilung, die Christus an einem Leprakranken durchführt, der kommt und ihn anbetet wie einen mit göttlicher Macht. Diese Heilung weist uns nicht nur darauf hin, dass wir uns an Christus wenden sollen, der Macht über körperliche Krankheiten hat, damit diese geheilt werden, sondern sie lehrt uns auch, auf welche Art und Weise wir ihn bitten sollen. Wenn wir nicht sicher sind, was Gottes Wille ist, so dürfen wir uns doch seiner Weisheit und Gnade sicher sein. Keine Schult ist so groß, dass sie nicht durch Christi Blut gesühnt wird; keine Verderbtheit ist so stark, dass sie nicht durch seine Gnade unterdrückt werden kann. Um gereinigt zu werden, müssen wir uns seiner Gnade anbefehlen; wir können es nicht wie eine Schuldigkeit verlangen, sondern wir müssen demütig um eine Gunst bitten. Diejenigen, die durch den Glauben Christus um Gnade und Erbarmen bitten, dürfen sicher sein dass Er ihnen gerne die Gnade und das Erbarmen zukommen lässt, die sie so suchen. Und die Schwierigkeiten sind gesegnet, die uns dazu führen, Christus kennenzulernen und sie veranlassen uns, Hilfe und Rettung von Ihm zu erbitten. Lass diejenigen, die von ihrer geistlichen Leprakrankheit geheilt werden, zu Christi Dienern gehen und ihren Fall darlegen, damit diese sie anweisen, trösten und für sie beten. (Matthew Henry)


Wenn du willst, kannst du mich reinigen.
Die helfende Macht Jesu ist wunderbar; aber auch das, was der Aussätzige tat, ist ein strahlendes Wunder und enthüllt Gottes herrliches Wirken. Wenn ein Aussätziger stumm wird und sich willenlos in sein Schicksal ergibt, so ist das kein Wunder, sondern Natur. Auch das ist kein Wunder, wenn er in seiner Verzweiflung nach jedem Strohhalm greift und sich an den herandrängt, der ihn vielleicht retten kann; auch das ist Natur. Wenn er, weil die Wunderberichte von Mund zu Mund liefen, nach dem Unmöglichen haschte und mit stürmischer Bitte Jesus anriefe: du kannst mich reinigen, du musst es tun, so bliebe auch dies noch in den Grenzen der Natur. Darin wäre nur das menschliche Fühlen und Begehren wirksam. Nun sagt aber der Aussätzige: „Wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Das ist Glaube, nicht Zweifel und nicht Trotz; das ist Bitte, nicht Befehl und nicht Klage. Der Glaube kann aber niemals in anderer Weise entstehen als so, dass unser Blick auf Gott gerichtet ist. Darum ist er ein Wunder, weil unser Blick nur dann auf Gott gerichtet ist, wenn Gott ihn auf sich lenkt. Keiner erkennt Gott anders als so, dass er von Gott erkannt ist. Nun entsteht die völlige Beugung: du verfügst über mich und dein Wille bestimmt mein Los; niemand zwingt dir deinen Willen ab; nur wenn du willst, geschieht das, was ich erbitte. Mit der Beugung entsteht aber zugleich die völlige Zuversicht: du kannst, wenn du willst; dein Wille ist durch nichts gebunden; deine Hilfe kennt keine Schranken und deine Liebe sinkt nie in die Ohnmacht hinab. Darum hat Jesus diesen Aussätzigen seinen Zeugen genannt, weil nicht nur die heilende Macht Jesu in ihm sichtbar ward, sondern auch das für den Priester und für jedermann ans Licht trat, wer die Hilfe Jesu erlangt, der Glaubende.
Deine Zeugen, lieber Herr, sind die, die du glauben lehrst. Sie machen nicht ihre eigene Kraft sichtbar, sondern die deine; denn sie leben aus deiner Gnade, nicht aus ihrem eigenen Vermögen. Das ist der Beruf deiner ganzen Christenheit, die selige Pflicht aller, die deinen Namen nennen. Schenk auch mir, dass ich dein Zeuge sei als Glaubender. Amen. (Adolf Schlatter)


Willst du rein werden? Und siehe, ein Aussätziger kam und betete Jesum an und sprach: Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will es tun, sei gereinigt. Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein.
Dieses Bibelwort stellt uns als in einem Vorbilde vor Augen unsere Krankheit und unsere Heilung; der Sündenaussatz ist unser aller todbringende Krankheit, ein Aussatz, der an uns haftet als die Sündenschuld, in uns sein Wesen treibt als die Sündenmacht und um uns seine verderblichen. Wirkungen ausübt als das Sündenelend, das aus der Sünde hervorgewachsen in allerlei Leiden besteht, das uns ans Herz greift, uns verzagt und trostlos macht. Jesus aber ist der einige Arzt, der diesen verzweifelt bösen Aussatz heilen, uns von ihm reinigen kann. Es kommt nur darauf an, ob Jesus rein machen will; er will aber denjenigen helfen, die ihrerseits wollen sich helfen lassen; „so du willst, Herr, kannst du mich wohl reinigen“, bat der Aussätzige, und Jesus, der Herzenskündiger, erkennt in diesem Gebet das ernstliche Verlangen nach seiner Hilfe; dieses Wort „so du willst“ dürfen auch wir zum Heiland sprechen im festen Vertrauen auf seinen gnädigen und guten Willen, aber er spricht dann auch wieder zu uns „so du willst“; und ist diese Bedingung erfüllt, dann bekommen wir als Erhörung unserer Bitte die Kraft des Wortes zu erfahren: ich will es tun, sei gereinigt. Auf den Willen kommt es an, wenn es gilt, rein zu werden, solcher Wille ist die Lebenskraft des Glaubens; im Reiche Jesu, im Himmelreich herrscht Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geiste, das ist Reinheit, aber nur, die Gewalt tun, reißen das Himmelreich an sich, die den ernstlichen Willen haben, rein zu werden. Ja das Gebet um die Güter des Himmelreichs muss, wenn es erhört werden soll, hervorgehen aus dem Willen, die betreffenden Gaben zu erlangen, muss sich daher auch bewähren im Tun oder im ernstlichen Streben nach diesen Gaben. „Ihr bittet und kriegt nicht, darum dass ihr übel bittet“ (Jak. 4, 3), diese traurige Erfahrung beruht auch darauf, dass wir bitten, ohne dasjenige, was wir bitten, im tiefsten Grunde des Herzens wirklich zu wollen. So steht es auch mit der Herstellung der Reinigung; das Herz ist lau, darum heißt es nun in seinem Gebet, ich wünsche, ich möchte, ich sähe gern, aber nicht: ich will, Herr, dass du mich reinigst. Es gibt aber gewisse Merkmale, an denen wir erkennen mögen, ob der rechte Wille, rein zu werden, in uns vorhanden ist; der Wille äußert sich nicht nur im Worte, sondern auch in der Tat und im Wandel; es werden nicht alle, die Herr, Herr, oder ich will, ich will dich zu meinem Herrn machen, sagen, ins Himmelreich kommen, sondern die ihren guten Willen zeigen darin, dass sie tun des Vaters Willen. So offenbart sich in dem sittlichen Streben des Menschen nicht seine Reinheit, wohl aber sein Wille rein zu werden und daraus folgend seine innere Berechtigung, um Reinheit zu beten. Nach der fünften Bitte des Vaterunsers vergibt derjenige, welcher Vergebung begehrt, auch seinen Schuldigern. Willst du also wirklich, dass Jesus dich rein mache von der Sündenschuld, so muss sich dieser dein ernstlicher Wille bewähren in Versöhnlichkeit und Bereitwilligkeit, deinem Nächsten zu vergeben, in dem Trachten und Streben Frieden zu halten mit deinen Mitmenschen. Wir sagen: ich will rein werden von dem befleckenden Aussatz, von der Sündenmacht; wohlan, zeigen wir unseren Willen darin, dass wir trachten das Fleisch zu kreuzigen samt den Lüsten und Begierden, dass wir kämpfen gegen die Sündenmacht nach außen und nach innen. Wir seufzen und beten um Reinigung und Befreiung von dem Sündenelend, von aller Hoffnungslosigkeit und Trostlosigkeit; dabei versenken wir uns mit unserem Grübeln und Sorgen und Grämen immer wieder in unser Leid, dass es uns zur verdorrenden Wüste oder zum niederdrückenden Joch wird; das ist kein rechter Wille rein zu werden. „Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht“, oder „sei getrost und unverzagt und fürchte dich nicht“, solche Worte sich ins Herz schreiben, sich aufraffen, in Geduld sich fassen, daran gedenken, dass die Verzagten außerhalb des Himmelsreichs bleiben, auf die Hilfe des Herrn harren, den Mut bewahren, der sich in der allerschlimmsten Lage dennoch nicht brechen lässt, das sind Erweisungen des Willens, rein zu werden. Wenn wir also in Wahrheit auf die Frage des Herrn, die er einmal an einen Blinden richtete und die lautete: was willst du, dass ich dir tun soll? antworten könnten: Herr, dass ich rein werde; dann spricht er: ich will es tun, sei gereinigt; dann nimmt er von uns die Last der Sündenschuld durch Vergebung; dann gibt er uns seinen Frieden und in demselben Stärke genug, täglich je mehr und mehr die Sündenmacht zu überwinden; dann tröstet er uns in unserem Leid also, dass wir nicht ins Sündenelend versinken, sondern vielmehr es erfahren als die Traurigen und doch allezeit Fröhlichen, wie Leid verbunden. sein soll mit einer Freude, die Niemand von uns nehmen kann. So beginnt das Wort sich an uns zu erfüllen: und alsobald ward er von seinem Aussatz rein, und der völligen Reinigung gehen wir entgegen zuversichtlich hoffend: der Herr wird mich erlösen von allem Übel und aushelfen zu seinem himmlischen Reich. (Thomas Girgensohn)

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nt/40/matthaeus_8_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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