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Matthäus 6,6

Matthäus 6,6

Andachten

Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließe die Türe zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen.

Der Betsaal, den die jüdischen Gemeinden an allen Orten herstellten, war eine wunderschöne Einrichtung. Weil sie sich die Betsäle bauten, erhielten sich die jüdischen in allen Ländern und jedes ihrer Glieder fand im Betsaal immer wieder die Nahrung, die ihm für sein inwendiges Leben unentbehrlich war. Auch wir können uns keine Mission denken ohne Kirchenbau und keine Christenheit ohne Räume, die für ihren Gottesdienst ausgesondert sind. Dennoch führt Jesus die Seinen, wenn sie beten, aus dem Betsaal hinaus. Wohin? Welchen Ort zeigt er ihnen, der heiliger wäre als der Betsaal? Gibt er seinen Jüngern auf, statt der jüdischen christliche Betsäle herzustellen? Die Vorratskammer, voll von irdischen Dingen, von Öl- und Weinkrügen und Getreidehaufen, beschreibt er den Seinen als den richtigen Ort für ihr Gebet. Das ist sie deshalb, weil man sie verschließen kann. Dort beten sie im Verborgenen zu dem, der im Verborgenen gegenwärtig ist und die im Verborgenen Betenden erhört. Wie jedes Wort Jesu, so beschenkt uns auch dieses mit seiner königlichen Freiheit. Der, der in seinem Vorratsraum beten kann, ist frei gemacht, frei vom verwirrenden Eindruck, den die natürlichen Dinge auf uns machen, frei auch von jeder religiösen Stütze, die seine Erinnerung an Gott beleben soll. Er braucht keinen geweihten Raum, keine ihn feierlich stimmende Umgebung, keine Hallen und Orgeln, nicht einmal die Gemeinde. Er muss nicht erst durch irgendeine Vermittlung zu Gott emporgetragen werden; er hat Gott bei sich auch an dem dem irdischen Leben dienenden Ort. Diese Freiheit ist aber eine erhabene und heilige Sache; denn sie ist der Besitz der Glaubenden, die am verborgenen Gott nicht zweifeln, obschon kein sicheres Zeichen sie an ihn erinnert. Hier in der Stille sind sie gegen das geschützt, was im jüdischen Betsaal das Gebet verdirbt. Dort vergisst der Beter nie, dass er bei den anderen ist; denn jedes Auge schaut auf den Beter und jeder beurteilt die anderen und misst ihnen die Ehre und die Schande zu nach dem Maß ihrer Frömmigkeit. Mit wem spricht der Beter? Fragt uns Jesus, und bei wem sucht er den Erfolg seines Gebets? Bei den Menschen oder bei Gott? Du willst als Beter zu Gott reden; dann geh von den Menschen weg, geh in die Verborgenheit.

Wenn ich nicht Dich, gegenwärtiger und heiliger Gott, allein vor Augen habe, gibt es für mich keine heilsame Gemeinschaft mit den Menschen, kein Wort, das Kraft hätte, keine Liebe, die wirklich hilft, keine Gemeinschaft des Gebets, bei der ich Dich anbetete. Dich suche ich und bete zu Dir, damit ich Deinen Willen erkenne und Deine Gaben empfange und mein Leben auf Dich gegründet sei, allein auf Dich. Amen. (Adolf Schlatter)


Gehe in dein Kämmerlein, und schließ die Türe zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen, und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.

Zur Zeit Christi gab es viele Heuchler, welche gern standen und beteten in den Schulen, und an den Ecken auf den Gassen, auf dass sie von den Leuten gesehen würden; Christus aber sagte von ihnen: wahrlich Ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin, V. 5., und gab hernach einem Jeden den Rat, in sein Kämmerlein zu gehen, und da im Verborgenen zu beten. Nicht nur der eitle Ehrgeiz, den man bei dem öffentlichen Beten nähren konnte, sondern auch die Gefahr vor der Zerstreuung des Gemüts, und die Furcht, dass Andere durch das vertrauliche Ausschütten des Herzens vor Gott geärgert werden könnten, macht diesen Rat notwendig. Christus selbst war kurz vorher, ehe Er diesen Rat gab, auf einen Berg gegangen, zu beten, und über Nacht im Gebet zu Gott geblieben, Luk. 6,12. Ein andermal ließ Er Seine Jünger und das Volk von Sich, und stieg auf einen Berg allein, dass Er betete, Matth. 14,23. Auch am Ölberg riss Er Sich bei einem Steinwurf weit von Seinen Jüngern weg, da Er beten wollte. Doch muss man aus diesem Allem kein fleischliches Gebot machen, sondern auf den Zweck sehen, welcher oft auch durch ein öffentliches Gebet erreicht werden kann, wenn nur der Ehrgeiz und die Zerstreuung des Gemüts davon abgesondert wird. Christus hat selber das unvergleichliche Gebet, das Joh. 17. steht, vor Seinen Jüngern gesprochen, und Matth. 18,19. gesagt: wo zween unter euch Eins werden auf Erden, warum es ist, das sie (gemeinschaftlich) bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von Meinem Vater in dem Himmel. Auch ist schon zu der Apostel Zeit der öffentliche Gottesdienst nicht ohne ein öffentliches Gebet gehalten worden, wie aus 1 Kor. 11,4.14,13.14.15. 1 Tim. 2,8. zuschließen ist. Die Hauptsache bei dem Gebet ist, dass man durch den Geist der Kindschaft, welcher auch ein Geist der Gnade und des Gebets ist, angetrieben werde, zu Gott als einem Vater zu beten. Wenn man nun vertrauliche Bitten vorzutragen hat, bei welchen Andere nicht mit anstehen können, oder man schwach und blöde ist, und bei einem öffentlich verrichteten Herzens-Gebet in der Gefahr stünde, durch Ehrgeiz oder Zerstreuung die Gebetskraft zu verlieren, so soll man in sein Kämmerlein gehen, die Türe hinter sich zuschließen, und zu seinem Vater im Verborgenen beten, oder auch einen andern einsamen Ort zum Beten erwählen. Der Vater aber, der ins Verborgene sieht, wird einem solchen Beter sein Gebet öffentlich vergelten. Er wird sein Gebet erhören und gewähren. Er wird ihm geben, was er bittet, ihn finden lassen, was er sucht, und ihm auftun, wenn er anklopft. Er wird ihm als ein Vater gute Gaben, welche alle in der Gabe des Heiligen Geistes zusammen gefasst sind, geben, und diese Gabe wird alsdann durch gute Werke ihren Schein vor den Leuten von sich geben, damit der Vater im Himmel darüber gepriesen werden könne. Am jüngsten Tage aber wird Er einen solchen Beter, der sich durch die Welt durchgebetet und in den Himmel hinein gebetet hat, öffentlich rühmen, und durch die Stellung zur Rechten Jesu, und durch die Mitteilung einer überschwänglichen Herrlichkeit ehren. Auch heute will ich zu dem Vater im Himmel beten. Er wird meine Bitten um Seines Sohnes willen nicht verschmähen. (Magnus Friedrich Roos)


Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schließ die Tür zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.

Das Gebet braucht Stille, äußere und innere. Die stillen Augenblicke sind die nötigsten im Leben, von ihnen hängt unser ganzes Christentum, ja unsere ganze Ewigkeit ab. Zur Stille gehört zuerst ein verborgenes Plätzchen, und je treuer man solch einen Winkel benützt, je lieber wird er; wie viele Erinnerungen knüpfen sich nach und nach daran! Aber die geschlossene Türe muss nicht nur den Besuchen und Unterbrechern geschlossen sein, es muss auch die Herzenstüre der Welt den Eingang versagen, sonst ist man doch nicht in der Stille. Wirf hinaus alle Bilder, Sorgen und Erinnerungen, die dein Herz in das Irdische ziehen. Beten heißt mit Gott allein sein, abgeschlossen und abgeschnitten sein von allem Andern. Man kann nur auf der Schwelle der Ewigkeit recht beten. Wie oft ist im Kämmerlein der Tumult am Ärgsten, dass man über dem Vielerlei, das die Seele einnimmt, Gott weder sehen noch hören kann. Aber es gibt auch einen Geist des Gebets und der Gnade für jede unruhige Seele, der sie stille und brünstig macht. Je öfter man die stillen Augenblicke sucht, je mehr kann dieser Geist sein Werk treiben, und er ist es, der die Türe schließt, nicht wir. Er bringt uns den Vater und den Sohn ins Kämmerlein, dass sie Wohnung bei uns nehmen, und die durstige Seele sättigen und die hungrige Seele füllen mit Gutem. Und was so im Verborgenen verhandelt wird vor dem Herrn des Himmels und der Erde, das tritt dann auch ans Licht; alles Große und Herrliche, was im Reich Gottes geschieht, hat im stillen Kämmerlein seinen Anfang genommen. Auf ein stilles Beten folgt ein lautes Vergelten; man steht später, der Vater war im Verborgenen, der arme Sünder war nicht allein, und das geschlossene Kämmerlein öffnet nun der ganzen Welt seine Segnungen. (Friedrich Lobstein)

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nt/40/matthaeus_6_6.txt · Zuletzt geändert: von aj
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