Matthäus 6,5
Andachten
Es ist sicher, dass all diejenigen, die Nachfolger Jesu sind, beten. So schnell wie Du einen Lebenden finden wirst, der nicht atmet, wirst Du einen lebenden Christen finden, der nicht betet. Wenn ohne Gebet, dann ohne Gnade. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten in zweifacher Hinsicht Schuld beim Beten auf sich geladen: Prahlerei und vergebliche Wiederholungen. „Wahrlich, sie werden ihren Lohn empfangen;“ wenn in einer so wichtigen Angelegenheit, wie sie es zwischen uns und Gott ist, während wir im Gebet sind, wir auf solch eine geringe Sache achten können, wie es das Lob der Menschen ist, so soll es so sein, dass es unser ganzer Lohn sein soll. Es gibt zwar kein geheimes, plötzliches Atemholen hinter Gott her, aber er bemerkt es. Es wird Lohn genannt, aber aus Gnade, nicht wegen Schuld; denn welchen Verdienst kann es beim Bitten geben? Wenn Er seinen Kindern nicht das gibt, worum sie ihn bitten, ist es, weil er weiß, dass sie es nicht brauchen, und dass es ihnen nicht gut tut. Gott ist so weit entfernt davon, sich an der Länge oder den Worten unserer Gebete zu ärgern, dass die wirkungsvollsten Fürbitten die sind, die mit Seufzern getan werden, die nicht ausgesprochen werden können. Lasst uns gut erforschen, was aus dem Gemütszustand zu erkennen ist, in dem unsere Gebete dargeboten werden sollen und täglich von Christus lernen, wie man beten soll. (Matthew Henry)
Wahrlich Ich sage euch: sie haben ihren Lohn dahin.
Dieses sagte der heilige und gerechte Richter von denjenigen, die bei ihrem Almosengeben und Beten Ruhm bei den Menschen suchen, und von diesen gilt der Schluss auf alle diejenigen, welche das eitle Lob, die Gunst der Menschen, und den großen Namen bei den Nachkommen zum Zweck ihrer Werke machen. Solche Menschen erlangen oft, was sie suchen. Sie werden von den Menschen als andächtige, guttätige, kluge, gelehrte Leute, als Patrioten und Helden gerühmt; ihre Namen werden zum Teil in die Geschichtsbücher eingetragen: wenn sie aber nicht dem HErrn in aller Demut gelebt haben, wenn ihre Tugenden nicht Früchte des Geistes gewesen sind, wenn der Ruhm das Ziel war, nach dem sie gelaufen sind, so haben sie, wenn sie diesen erlangt haben, ihren Lohn dahin, und empfangen am jüngsten Tage keinen mehr; weil alsdann der allwissende und gerechte Richter der Lebendigen und der Toten ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen war, und den Rat der Herzen offenbaren. Wenn aber der Herzensrat dieser ist, dass der Mensch sich selber zum Gott machen will, der geehrt und bewundert sein soll, so ist er böse, und alle Werke, die aus demselben fließen, sind ungeachtet des guten Scheins, den sie haben, und des Nutzens, den sie vielleicht in der Kirche oder Polizei schaffen, auch böse: folglich kann kein Gnadenlohn darauf folgen. Ist’s wahr, dass der Richter der Welt es so genau nehme? Ist’s möglich, dass ein Beter, ein Wohltäter der Armen, ein Patriot, ein Prediger usw. seinen Lohn auf Erden dahin nehmen kann? Ja, denn Christus sagt’s, und bestätigt Seine Rede noch dazu mit einem Wahrlich, damit die Menschen sich desto weniger erkühnen möchten, ihre Vernünfteleien ihr entgegen zu setzen. Wer kann dann selig werden? Derjenige kann selig werden, der sich die Tücke seines bösen Herzens aufdecken, der sich über seiner Heuchelei vom Geist Gottes durch Sein Wort bestrafen lässt, der seinen eigenen Stolz kennen lernt und verabscheut, und der Gnade und die Gabe des Heiligen Geistes erlangt, Demjenigen zu leben, der für ihn gestorben und wieder auferstanden ist. Bei einem Solchen geht es durch Ehre und Schande, durch böse und gute Gerüchte. Er lebt nicht sich selbst, sondern Gott in Christo Jesu. Er tut nicht weniger Gutes, wenn er Undank, als wenn er Dank dafür bekommt. Er begehrt nicht, dass ihm Alles in dieser Welt vergolten werde. Er betet im Verborgenen, und wenn er gibt, so lässt er die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut. Er prangt nicht mit seiner geistlichen Erkenntnis und Erfahrung, bleibt dabei auch gern unbekannt, und lässt es auf Gottes willen ankommen, wie viel dabei zu seiner Ehre vor den Menschen offenbar werden soll. Es geht auf dem geraden Weg nach dem vorgesteckten Ziel, dem Kleinod zu, welches ihm die himmlische Berufung Gottes in Christo vorhält. Der HErr Jesus schaffe und erhalte einen solchen lautern Sinn in uns, damit wir am Tage Seiner Zukunft Freudigkeit haben mögen. (Magnus Friedrich Roos) (Magnus Friedrich Roos)