Matthäus 6,34
Andachten
Darum sorgt nicht für den anderen Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen! Es ist genug, dass ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.
(Matth. 6,34.)
Sucht was droben ist, da Christus ist sitzend zur Rechten Gottes, das ist die Eigentümlichkeit des Christenlebens. Das ist ein so wesentliches Stück seiner Eigentümlichkeit, dass wir sagen müssen: bei wem sich gar nichts von diesem Zug zum Himmel findet, wer - statt daheim zu sein bei dem HErrn, lieber hier unten bleiben, in den vergänglichen Dingen der Welt sich für ewig einbürgern und an den Träbern der Welt den Hunger seiner Seele stillen möchte, der ist noch kein Christ und hat noch vom Christenleben nichts in sich. Lasst uns, Geliebte, doch unser Leben prüfen! Freilich das Trachten des Christenlebens nach dem Himmel ist nicht und soll auch nicht sein, wie die maß- und friedlose Sehnsucht der Weltkinder, die sich in Unruhe verzehren, bis sie den Gegenstand ihres fleischlichen Begehrens in den Händen haben, sondern es ist ein stilles Warten und Eilen zu dem HErrn. Ein Christ kann es erwarten, was ihm im Hause seines Gottes vorbehalten wird, denn er weiß es sicher geborgen in treuen Händen, und er weiß auch, dass er erst innerlich dafür reif werden muss durch Übung im Glauben, im Gehorsam und in der Zucht der Selbstverleugnung. Darum lässt, wer als ein Christ nach dem Himmel trachtet, sich nicht aufhalten durch die Lust der Welt, noch niederbeugen durch die Angst der Welt, sondern zieht seine Straße fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, anhaltend im Gebet, und in dem allem stetig ausschauend zu dem himmlischen Ziel der Stadt des lebendigen Gottes, wo die Gemeinde der Erstgeborenen und die Geister der vollendeten Gerechten versammelt sind um den großen Hohenpriester zur Rechten Gottes. Amen. (Bernhard Kählbrandt)