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Matthäus 6,17

Matthäus 6,17

Andachten

“Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht.“
Was eine Wirkung auf Gott oder deinen eigenen inneren Menschen haben soll, ist dein Geheimnis; das gehört nicht ins Schaufenster der Seele, oder vor ein großes Publikum. Wer seine erschütterndste Beichte vor vielen Zeugen auskramt, wer seine zartesten religiösen Geheimnisse sofort in der nächsten Versammlung zum besten gibt, will mit seinen Gefühlen oder Erfahrungen prahlen; dann ist der Schmelz fort; als hätten schmutzige Hände einen weißen Lilienkelch angefasst; als wären viele harte Fußtritte über dein blühendes Blumenbeet gegangen. Der bitterste Schmerz, das schwerste Opfer, die schmerzlichste Selbstverleugnung, der einschneidendste Verzicht auf Erdenglück - das sind Dinge für die Sakristei deines Lebens - nicht für die Öffentlichkeit. Zwei Wirkungen solcher Sachen soll es nur geben: entweder segnen sie dich in der Stille vor Gott, oder sie schmücken dich in der Zeitung und dem Gerede der Menschen. Die eine Wirkung kann anhaltend sein, wie die Ewigkeit, die andere ist kurzlebig wie eine Eintagsfliege. Deshalb schließe solche Erlebnisse in dein Herz hinein, damit sie dich segnen können.

Du sollst mein Beichtvater sein, Herr Jesus! Vor dir darf ich all mein geheimes Entbehren und Selbstverleugnen aussprechen. Lass an deinem Herzen mich ausweinen, dass du mich tröstest, wie einen seine Mutter tröstet. Die draußen brauchen nichts von dem zu wissen. Da mach mich stark! Amen. (Samuel Keller)


Wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, auf dass du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher verborgen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.

Kunstfertig sind wir Menschen, dass wir sogar aus dem, was unsere Trauer und unsere Busse sichtbar macht, uns einen Ruhm bereiten. Das ist ein seltsames Kunststück. Ist nicht für den, der sich als schuldig richtet, die Öffentlichkeit verschärfte Pein? Sucht nicht die echte Träne die Verborgenheit? Allein das Kunststück, von dem Jesus spricht, ist uns sehr geläufig und findet sich bei allen, die nichts anderes sind als das, was die Gesellschaft aus ihnen macht. Sie stellen nicht nur ihre Kraft, sondern auch ihre Schwachheit aus, lassen sich ihre Tüchtigkeit und ihre Busse von den anderen bestätigen und bedürfen auch für ihre Trauer die Zuschauer. Da uns Jesus von der Knechtschaft unter die Menschen frei macht, stellt er auch den Fastenden allein vor Gott. Dadurch erhält unsere Busse Wahrheit und wird wirklich zur Beugung unter Gottes Gericht und unsere Trauer bekommt Heilsamkeit; nun reinigt sie unsere Seele. Ist es aber nicht gegen die Wahrhaftigkeit, wenn der Fastende sich jene Haltung gibt, die der annimmt, der sich zum frohen Fest begibt? Nur dann würde daraus eine Vorstellung, wenn es möglich wäre, dass uns ein Schmerz widerführe, der jede Freude in uns erstickt. Wir treten aber nach der Vorschrift Jesu mit dem gewaschenen Angesicht und dem geordneten Haar in die Gemeinschaft hinein und diese ist Gottes reiches Geschenk. Wenn wir die anderen mit dem belasten, was uns peinigt, verkennen wir den von der Gemeinschaft uns gegebenen Beruf. Wenn das Auge des Bruders deine Tränen sieht, so lass ihn mit dir weinen, wie er sich mit dir freuen soll, wenn er deine Freude sieht; aber um das Mitweinen der anderen zu werben, ist nicht brüderlich. Was aber unsere Gemeinschaft als ihr gemeinsames Gut besitzt und verwaltet, das ist Gottes Gnadengabe, an der ich auch im tiefsten Leid und bittersten Fasten Anteil habe. Auch dann gehöre ich zu den Hochzeitsleuten, die der Bräutigam deshalb zu sich geladen hat, damit sie mit ihm feiern. Wir waschen darum unser Gesicht nicht für die Menschen, sondern wenden uns mit aufgedecktem Angesicht dem zu, der uns die Herrlichkeit Gottes zeigt.

Was soll ich mehr begehren, als dass Du, Vater, weißt, was mir fehlt, und siehst, was mich beugt? Bist Du auch der verborgene Gott, so bist Du doch in Deiner Verborgenheit gegenwärtig. Dir bringe ich mein Geständnis und erfasse Deine Verheißung, dass Du dem verzeihst, der vor Dir seine Schuld bekennt. Amen. (Adolf Schlatter)

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nt/40/matthaeus_6_17.txt · Zuletzt geändert: von aj
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