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Matthäus 5,46

Matthäus 5,46

Andachten

Denn so ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und so ihr euch nur zu euern Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also?
Was sollen diese Sprüche hier, mitten in den freudigen Adventsklängen? fragen etliche Leser. „Welch ein moralistischer Ton in dieser heiligen Gnadenzeit!“ hätten sie fast gerufen; aber sie brechen schnell ab, denn sie besinnen sich, dass kein Geringerer als Jesus selbst diese Worte geredet hat. Anderen aber schlägt bereits das Gewissen; sie merken, dass hier eine Weihnachtsbitte für die Verlassenen und Traurigen folgen wird. Weihnachten ist ja das Fest, da Gottes wunderbare Lindigkeit, ja seine freie Gnade und Menschen erschienen ist. Nicht abstoßen, sondern grade anziehen ließ er sich dadurch, dass wir so unliebenswürdig und unrein, so armselig und undankbar waren. Trotz alledem gab Er die höchste Gabe, die auch Er, der Allmächtige und Heilige, zu geben hatte, die Gabe, darin aller, aller Gaben Fülle für Zeit und Ewigkeit beschlossen ist. So ist denn auch kein Fest, wenigstens nicht in unserer deutschen Christenheit, da die Wellen des Liebesmeeres Gottes so weithin rauschen und schlagen, hinein bis in die finstersten Kellerwohnungen, hinein bis in die gottentfremdetsten Paläste, hinein auch bis in das Herz des Spötters, des Finsterlings, des Mammonsknechtes. Ein linder Hauch, ein Zug wehmutsvollen Heimwehs und heiliger Sehnsucht berührt Millionen Herzen, die sonst kalt bleiben, möchte dieser Zug auch nur geweckt sein durch die Weihnachtslieder der Kindlein oder durch die schmerzliche Erinnerung an die eigene verlorene Kindheit. Und allenthalben, wohin man schaut und lauscht, ist jetzt ein Sinnen und Sorgen, ein Rühren und Schaffen, dass man will Freude bereiten Denen, die man liebt, - dass man will ihre geheimen Wünsche entdecken und am Weihnachtstage freudig überraschen mit der Erfüllung. Könige und Kaiser haben solche Gedanken, aber das ärmste Mütterchen bewegt's nicht minder in ihrem Herzen, wie es die zerlumpten Kinder erfreuen will, sei's auch nur durch zwei Äpfel und drei Nüsse an einem Fichtenzweig. Und wahrlich, solch Sinnen und Schaffen ist ein lieblich Abbild des Liebens, womit Gott selbst um Weihnachten uns arme Menschen umfangen hat.

Es ist auch sehr schön und löblich, wenn wir da auf Freude und Überraschung sinnen für Die, mit denen wir durch Bande des Blutes und der Freundschaft so innig verbunden sind. Freilich das Ding geht meistenteils zu weit. Was Gott getan hat an diesem Tage, wird in unzähligen Familien schier vergessen über dem, was die Menschen einander tun. Es ist zu befürchten, dass etwa eine chinesische oder ägyptische Reisegesellschaft, die das deutsche Weihnachtsfest in ihren Tagebüchern beschreiben würden, dass sie von nichts als von Christbäumen und Christgaben und Kinderjubel zu erzählen wüssten. So sehr tritt der eigentliche Kern der Sache an den meisten Orten zurück. Das ist schlimm, ja eigentlich widersinnig. An und für sich jedoch ist's gar lieblich, wenn die Liebe der Menschen untereinander an diesem Tage sich beweiset; aber ein göttlicher Lohn ist darum, wie unser Heiland sagt, Denen nicht beschieden, die da lieben Die, von denen sie geliebt werden, die da Freude machen Denen, die sie wieder erfreuen.

Göttlich ist es, Derer zu gedenken, die in bitterer Armut, tiefer Leidensnacht, Trauer und Trostlosigkeit sitzen. Ach, es gibt Solcher so viele, (und oft da, wo man sie am wenigsten sucht,) für die keine liebende Hand sich rührt, für die kein sorgendes Herz schlägt, und die doch so traurig und elend sind; - Solcher so viele, die trostlos sprechen: Wer denkt an mich? Ach, ich bin schier verlassen. Wer tröstet mich? Ach, mir leuchtet kein Weihnachtsstrahl!

Wie wäre es, wenn wir einmal Solchen nachspüren, uns auch ihnen mit himmlischer Lindigkeit nahen wollten und ihre Traurigkeit in Freude wandeln? Ob du viel oder wenig zu geben hast, das macht's nicht. Nur muss es kein gnädiges Almosen sein, sondern eine Offenbarung deiner Liebe, darin du dich selber bringst. Siehe, dann würde erst die Weihnachtsfeier auch im Kreise deiner Lieben wahrhaft licht und freudenreich; ja, das würde dann ein Weihnachten, worüber auch Gottes Engel sich freuen würden und dessen du im Himmel noch genießen könntest, da, wo Jesus Christus austeilt nach dem Satz: „Was ihr getan habt Einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Drum Jesu, schöne Weihnachtssonne,
Bestrahle mich mit deiner Gunst;
Dein Licht sei meine Weihnachtswonne,
Und lehre mich die Weihnachtskunst,
Wie ich im Lichte wandeln soll
Und sei des Weihnachtsglanzes voll. (Otto Funcke)

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