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Matthäus 27,57

Matthäus 27,57

Andachten

Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia, der hieß Joseph, welcher auch ein Jünger Jesu war. Der ging zu Pilato und bat ihn um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm ihn geben. Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in eine reine Leinwand und legte ihn in sein eigen neu Grab, welches er hatte lassen in einen Fels hauen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.
Dort schlummert er. Wohl uns, dass er auch noch diesen dunklen Gang für uns hat gehen wollen! Nichts hinderte ihn, schon am Kreuze sein Leben wieder zu nehmen und von dort unmittelbar zu seinem Vater zurückzukehren. Aber hätte er dies getan, so wären wir in unsern Gräbern allein gelassen, und wir wissen, wie fast mehr noch, als vor dem Tode selbst, vor dem Grabe uns zu grauen pflegt. Hier, wo die Verwesung waltet, gewinnt es so ganz den Anschein, als ob der Fluch der Sünde noch auf uns laste, und eine Erlösung überhaupt gar nicht geschehen sei. Um nun diese Schauer zu zerstreuen und vermittelst seines eigenen Vorgangs uns zu überzeugen, dass auch mit der Versenkung unserer Leiber in die dunkle Gruft eine Gefahr für uns nicht mehr verknüpft, sondern auch aus diesem finstern Zwinger ein Ausgang zum Leben uns eröffnet sei, hat er, der mit mehr als Mutterliebe alle unsere Bedürfnisse in Anschlag brachte, vor unseren Augen sich selbst ins Grab legen lassen. Freilich war er der Verwesung nicht unterworfen, weil er zurechnungsweise nur, nicht aber zuständlich, ein Sünder war. „Du wirst nicht zugeben“, sprach, getrieben vom Geist der Weissagung, schon David (Ps. 16,10), „dass dein Heiliger verwese“. Unser Fleisch dagegen, das von der Sünde vergiftete, muss vor der Verklärung in seine ursprünglichen. Elemente sich auflösen, wie das Samenkorn verwesen muss, ehe es keimen kann. Dieser Unterschied zwischen unserm Lose und demjenigen unseres göttlichen Hauptes ist aber kein wesentlicher. Die Hauptsache bleibt die, dass wir wissen, es sei auch unser Leib im Grabe nicht verloren, sondern ruhe daselbst nur auf Hoffnung. Dies wurde uns durch Christum versiegelt und verbürgt. Den Weg, den wir ihn gehen sehen, gehen auch wir. Was sein Gehorsam ihm, als dem Menschensohn, verdiente, verdiente und erwarb derselbige auch uns; denn Christus leistete ihn an unserer Statt. War denn die Grabesruh des andern Adam nur eine friedliche Sabbatrast, so kann und darf die unsere nichts anderes sein. Wurde er am dritten Tage aus dem Kerker, in den der Schreckenstönig ihn verschlossen, wieder hervorgerufen und mit Preis und Ehre gekrönt, so steht unserem Leibe ein Gleiches bevor, vorausgesetzt, dass wir glaubend und liebend in seine Gemeinschaft eingegangen sind. Sagen wir hinfort, dass Christus durch sein Begräbnis unsere Gräber geweiht und gelichtet habe, so ist dies ungleich mehr, als eine dichterische Redensart. Schauen wir in unsere Grüfte hinunter als in stille, feierliche Ruhekammern, so träumen wir nicht, sondern sehen wesentliche und wahrhaftige Dinge. Dem Apostel ist es so gewiss, dass auch unsere Leiber wieder auferstehen werden, dass er behauptet, es könne, falls es nicht geschähe, auch Christus selbst nicht auferstanden sein. Wer wird es nun noch in Abrede stellen wollen, dass unsere Kirchhöfe mit vollem Rechte den Namen „Gottesäcker“ tragen? Ja, die mit dem Blute des Lammes Erkauften ruhen auch in ihren Gräbern unter Gottes Flügeln, und auf ihr vermoderndes Gebein noch wirft der Tempelleuchter einer göttlich besiegelten Hoffnung verklärenden Lichtesglanz. (Krummacher.)

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nt/40/matthaeus_27_57.txt · Zuletzt geändert: von aj
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