Matthäus 26,75
Andachten
Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Jetzt war das Eis gebrochen. Aus dieser Tränensaat wird eine köstliche Freudenernte kommen. Jetzt ist Petrus ein Sünder, ein begnadigter Sünder, ein neuer Mensch. Wir wollen nicht viel über diese Tränen des Petrus sagen. Jeder fühlt und weiß, dass solche Tränen dem HErrn am liebsten sind. Er ist gekommen, Sünder selig zu machen, und zu dieser Klasse zählen wir alle, wenn wir auch nicht, wie David oder Petrus, mit groben Flecken befleckt sind. Möge auch uns der HErr oft auf unserer Wallfahrt die Gnade schenken, dass wir mit herzlichem Leid über uns, die Seligkeit der Tränen schmecken dürfen, wie Petrus! Solche Tränen haben ewigen Wert und bringen ewige Freude und Wonne. (Carl Wagner-Groben.)
Da dachte Petrus an die Wort Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Und ging hinaus, und weinte bitterlich.
Petri Verleugnung hatte schon angefangen mit dem inneren Fall des Jüngers in das Selbstvertrauen. Wer sich auf sein Herz verlässt, der ist ein Narr. Wenn ich schwach bin, sagt Paulus, so bin ich stark; und umgekehrt, wer sich stark fühlt, der zittere vor seiner Schwäche. Als der Jünger so mutig ausrief: Und wenn sich Alle an dir ärgern, so will ich mich doch nicht an dir ärgern, hatte er es recht aufrichtig gemeint. Es gibt eine Liebe, die eine aufrichtige ist, die aber doch nicht Stich hält in der Stunde der Versuchung. Wir müssen zuerst unsere Menschenfurcht, unsere Kreuzesscheu, und die riesenhafte Macht unsers inneren Verderbens kennen lernen. Solche Erfahrungen machte der arme Petrus, zu seinem Schaden und Nutzen, in dem Hofe des Hohenpriesters, worein er sich so heroisch gewagt hatte. Auch wer, wie Petrus an jenem Kohlfeuer, sich mit der Welt wärmt, muss es oft teuer büßen, und kann sich die Finger verbrennen. Wenn uns der Herr in die Welt hinausschickt, nun, da können wir getrost gehen, befänden wir uns draußen auch wie Lämmer unter den Wölfen; aber wenn wir eigenmächtig uns dem Weltgeist und den Weltversuchungen preisgeben, so ist das eine andere Sache, und wir kommen nicht so leicht aus dem Hof als hinein. Was Petro wieder aufhalf, war der Blick Jesu und der Hahnenschrei des Heiligen Geistes. Wenn der Blick Jesu ein beladenes Gewissen trifft, und die Zucht des Geistes die Sünde richtet, da fallen dann die seligsten Tränen; der Verleugner Christi wird ein Bekenner Christi, und kann später seinem Herrn antworten: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. (Friedrich Lobstein)