Matthäus 22,16
Andachten
Sie sandten zu ihm ihre Jünger samt Herodis Dienern.
Die Pharisäer rufen ihre Jünger. Die Alten wollten sich die Finger nicht verbrennen. Die Jungen sollten die Kastanien aus dem Feuer holen. Wenn die Jungen vom Herrn überwunden wurden, so waren es eben nur die Jungen. Ich möchte wohl zugehört haben, wie sie dieselben zu dem Versuchswerke geworben und begeistert haben. Sicher sind sie gespeist worden mit großen Lobeserhebungen. Den Jungen schwoll der Kamm, sie schmeckten schon den Ruhm, den sie erjagen wollten. Macht man es jetzt ein Haar anders? Sitzen nicht die Hauptverführer in Kirche und Staat verborgen als geheimer Rat hinter dem Vorhang? Von da aus schicken sie ihre Boten ab. Die liebe Jugend und arme unberatene Leute müssen die Bolzen verschießen, die Jene gedreht haben. Wenn es dazu kommt, für Sünde und Frechheit zu büßen, dann sind Jene nicht mehr da, dann sind sie missverstanden und haben es so nicht gemeint. Aber die Pharisäer laden auch etliche von Herodis Dienern ein. Die Frage: „Ist es recht, dass man dem Kaiser Zins gebe, oder nicht?“ war ja so gestellt, dass der Herr mit seinem Urteil entweder das Volk Israel oder die Römer verletze. Sagt er ja, so hat er die Gunst der Juden verscherzt, so ist sein Ansehen gebrochen, sie können dann ohne Scheu die Hand an ihn legen, wenn nicht gar das Volk in wilder Wut gleich selbst Gericht über ihn hält. Sagt er nein, so laufen Herodis Diener aufs schnellste zu ihrem Herrn, ehe es Nacht wird weiß der Landpfleger um seine Antwort. Er ist ein Empörer gegen den Kaiser, und somit ist ihm sein Tod gewiss genug.
Barmherziger Heiland! Noch heute möchten gar Viele dich beseitigen, noch heute reizt man die Masse gegen dich auf. O behüte uns davor, dass wir uns durch nichts von dir abbringen lassen, und unser Ohr denen verschließen, die Deinem heiligen Namen die Ehre entziehen wollen. Senke uns vielmehr deinen Frieden immer tiefer ins Herz und mache uns so dankbar für deine Barmherzigkeit, dass unser Herz dich rühme und unser Leben deinen Ruhm verkündige. Amen. (Friedrich Ahlfeld)
Sie sprachen: Meister, wir wissen, dass du wahrhaftig bist, und lehrst den Weg Gottes recht, und du fragst nach Niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen.
Wenn man Fische fangen will, macht man zuerst das Wasser trübe. Wenn man Jemand ins Netz treiben will, trübt man ihm zuerst den Verstand. Der Verstand wird aber durch Nichts trüber als durch Hochmut. Hochmut wächst wiederum durch Nichts mehr als durch Lob. Daher ist aller Verführer uralter Kunstgriff, seine ausersehene Beute erst recht zu loben. Gerade so machen es die kirchlichen und politischen Volksverdreher heute noch. Daher traut keinem Menschen, der euch ins Gesicht lobt, der seine Rede gleich mit Komplimenten beginnt. Ihr Mund ist glatter denn Butter, und haben doch Krieg im Sinn; ihre Worte sind gelinder, denn Öl, und sind doch bloße Schwerter. Hinter der schönen Schlangenhaut steckt Gift. All' solches Lob ist Köder, mit dem du gefangen werden sollst; drinnen steckt der Haken. Hast schon oft in dir gedacht: „Ja, der soll mir nur mit seinen Anträgen kommen, ich will ihm eine gute Antwort geben. Ich will ihn schon nach Hause schicken!“ Und wie kam's? Nachdem er dein Herz mit dem geschmeidigen Öle des Lobes eingerieben hatte, fiel die abweisende Antwort viel weicher aus, oder du stimmtest ihm wohl gar bei.
Herr, mein Gott, öffne mir die Augen, dass ich sehe, wie an mir nichts lobenswertes zu finden ist, als was ich aus dir habe. Lass mich allezeit alles Lob dir zuwenden. Auch heute wieder muss ich ja dich preisen für deine grundlose Barmherzigkeit. So führe mich denn auch diesen Tag auf deinen Wegen. Im herzlichen Vertrauen auf deine Hilfe und mit der innigen Bitte um deine Kraft trete ich an meine Tagesarbeit. Vernimm das Flehen deines Kindes und ziehe deine Hand nicht von mir ab. Amen. (Friedrich Ahlfeld)