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Matthäus 19,17

Matthäus 19,17

Andachten

Niemand ist gut, denn der einige Gott.

Dies Wort bekommt man gewöhnlich schon zu hören, wenn man noch gar nicht einmal mit der Predigt des Evangeliums, sondern erst mit der Verkündigung des Gesetzes an den Menschen herantritt. Will man ihn auf die Schäden seines Lebens, auf seine Lieblingslust und Sünde aufmerksam machen, so ruft er uns zu: „So genau dürfen wir's nicht nehmen; wir sind allzumal Sünder, Niemand ist gut, denn der einige Gott.“ Es begegnet uns hier eine Erscheinung, die bei der Beobachtung des sittlichen Lebens nicht selten ist. Man misst dasselbe nicht nach dem Maßstabe des Guten, wie es in Gott ist, sondern nach seiner Gestaltung bei den Nebenmenschen. Der Mensch beruhigt sich in seinem sündlichen Zustande damit, wenn er sieht, dass Andere nicht besser sind; so betrachtet er das obige Wort als eine ihn völlig sicher stellende Entschuldigung. Wie ungereimt! Geh' in ein Lazarett, wo viele Totkranke sich befinden; sollte da die Hoffnung der Genesung und das Verlangen nach ihr bei der Bemerkung ersterben: Ich bin nicht allein krank, sondern alle, welche hier sich finden! - Überdies liegt doch immer der Anwendung jener Entschuldigungsrede die Einsicht zum Grunde, eigentlich solle es nicht so sein. Es gehört aber zum menschlichen Leichtsinn, dass man sie fast mit lachender Miene vorbringen kann. - Ja, es ist wahr: „Niemand ist gut, denn der einige Gott,“ aber das ist eine Tatsache, wie sie ist, nicht wie sie sein soll; denn Gott spricht: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“ Christus ermahnt uns vollkommen zu sein, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist (Matth. 5,48. 3 Mos. 11,44). - Ein ernsteres Gemüt aber könnte fragen: „Wie kam Christus dazu, dieses Wort auszusprechen?“ Dem sei folgende Antwort.

Ein reicher Jüngling, der das Gesetze gehalten zu haben meinte, der aber durch ein hierüber hinausgehendes Tun Gottes besonderes Wohlgefallen erlangen wollte, fragte den Herrn: „Guter Meister, was soll ich Gutes tun, dass ich das ewige Leben möge haben?“ Er betrachtete Christum als einen gewöhnlichen Rabbi und redete ihn „guter Meister“ an nach dem leichtfertigen Gebrauche, den man im täglichen Leben von dem Worte „gut“ zu machen pflegte und pflegt. Das will Christus zuvörderst berichtigen; darum sagt er: „Niemand ist gut, denn der alleinige Gott.“ Er sagt damit keineswegs: Ich bin nicht gut“ sondern: „Du nennst mich, wie Du mich noch gar nicht erkannt hast; willst Du das Wort „gut“ gebrauchen, so gebrauche es von dem, den Du als solchen erkannt hast, d. i. Gott.“ Auch uns sei dies eine Mahnung, des ganzen Inhalts stets eingedenk zu sein, den dieses Wörtlein hat; ferner sei es ein Wink, als einigen Maßstab des Guten den zu betrachten, von dem der Heiland diesen Ausspruch tut. Auch der Sohn ist nur insofern gut, als sein Wille der Wille des Vaters, als er Sohn ist; daher darf derjenige Christo dieses Beiwort nicht geben, der seine Sohnschaft leugnet. (Heinrich Matthias Sengelmann)


“Willst du in das Leben eingehen, so halte die Gebote.“ Da sprach er zu ihm: „Welche?“ Jesus aber sprach: „Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben. Ehre Vater und Mutter und du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.“

Gottes Gebote, sagt Jesus dem Jüngling, sind der Weg ins Leben; denn Gott ist gut. Er spricht, als seien die Gebote allen bekannt und jedem deutlich. Dem widerspricht aber der Jüngling. Seiner unruhigen Seele scheint es, Gottes Wille sei undeutlich und schwer erkennbar und es wäre ein großer Gewinn, wenn ihm Jesus ein neues, besonderes Gebot gäbe, bei dem man gewiss sein könnte, dass es zum ewigen Leben ausreichend sei. Nun zählt ihm Jesus die zweite Reihe der zehn Gebote auf, die der Fragende schon in der frühesten Kindheit gelernt hat, die er nie angezweifelt, sondern immer für heilig gehalten und nie übertreten hat. Jesus sprach mit ihm nicht von den Geboten, die der Gemeinde den Gottesdienst gaben, nicht von der Anbetung, die Gott allein gebührt, vom Namen und vom Tag Gottes, die geheiligt werden sollen. Diese Gebote leuchten wie ferne Sterne in der Höhe. Es gibt aber göttliche Gebote, die in das alltägliche Leben hineinreichen und das feste Fundament jeder menschlichen Gemeinschaft sind, und diese Gebote sind nicht weniger heilig als jene und sind die erste und sichere Antwort auf die Frage: was soll ich tun? Das sollst du, was du kannst, und du kannst dem Nächsten geben, was ihm gehört. Gott hat ihm das Leben gegeben; verdirb es nicht; die Volksgemeinschaft ist zerrissen, wenn das Leben nicht gesichert ist. Gott hat ihm die Frau gegeben; verdirb sie nicht. Wer die Ehe zerstört, zerreißt die Volksgemeinschaft. Gott hat ihm sein Eigentum gegeben; nimm es ihm nicht; du zerreißt die Volksgemeinschaft, wenn du das Eigentum angreifst. Gott hat ihm seine Ehre und sein Recht gegeben; verdirb es nicht durch dein falsches Zeugnis. Wer die Wahrheit bekämpft, zerreißt die Volksgemeinschaft. Gott hat die Eltern gegeben; von ihnen empfingst du das Leben; ehre sie. Sie wurden für dich zum Vater und zur Mutter durch göttliches Wirken. Gott führt dich beständig mit den anderen zusammen; sie sind dir Nächste, von derselben Art wie du und haben dieselben Rechte und dieselben Bedürfnisse wie du. Stelle dich nicht über sie, sondern gib ihnen dieselbe Schätzung, die du dir gewährst. Das unvergleichliche Meisterstück der zehn Gebote stellt Jesus vor den Jüngling hin, das jedem Volk zeigt, wann seine Gemeinschaft besteht und wann es sie verdirbt. Nun weißt du, sagt Jesus, was für ein Werk dir befohlen ist.
Ja, Herr, ich weiß es und wir wissen es alle; aber wir fürchten Dein Gebot und widerstreben dem, was wir wissen. Du aber bist gut und zeigst uns dies durch die Gnade Deines Sohnes und durch die Gemeinschaft Deines Geistes und nun wird uns Dein Gebot lieb und wir glauben es Dir, dass es uns zum Leben führt. Amen. (Adolf Schlatter)

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