Matthäus 18,23
Andachten
Das Himmelreich ist gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte.
Er will immer rechnen und abrechnen; er zeigt den Menschen in ihrem Gewissen eine Schuld um die andere an; er bringt sie in größere oder geringere Verlegenheit darüber; er sucht sie dazu zu bewegen, dass sie sich zur ganzen Abrechnung über ihren Haushalt hergeben. Die Menschen aber weichen dieser Abrechnung aus, so lange sie können, sie ist ihnen unangenehm. Es geht ihnen, wie es Allen geht, die viele Schulden haben. Solchen Leuten ist es wohl, wenn sie nicht an ihre Schulden gemahnt werden; es ist ihnen lieb, wenn sie lange nicht ins Klare darüber kommen; sie rechnen deswegen ihre Schulden nicht gern zusammen; sie bekommen nicht gern einen Überblick; sie bereden sich gern, ihre Schuld sei nicht so groß, als sie doch wirklich ist. So geht es auch im Geistlichen: der Abrechnung weicht man gern aus. Gott mahnt zwar einmal um das andere; er meldet sich im Gewissen an: er spricht: Mensch! wollen wir nicht auch ins Reine kommen mit einander? Aber der Mensch hat seine Entschuldigungen: wenn ich gelegenere Zeit habe, ich habe nun Anderes notwendig zu tun; wenn ich einmal keine Schuld mehr mache; auf meinem Totenbett, zwei Tage, ehe ich sterbe, da wird es Zeit genug zu dieser Abrechnung sein. Er fürchtet sich davor; er ahnt, dass die vielen Schuldposten, die unzähligen kleinen Schuldposten, deren er sich heimlich bewusst ist, eine gar zu starke Summe ausmachen werden, eine unübersehbare, eine unbezahlbare, eine unnachlassbare Summe, eine Summe, bei deren Anblick er sich allzu sehr entsetzen müsste, wo ihm das leichtsinnige Leben, die Lust zum Schuldenmachen auf einmal verginge. Aber das hilft nichts, der Abrechnung können wir nicht ausweichen; gibt man sich nicht dazu her in dieser Welt, so wird man in jener Welt gewiss dazu genötigt; denn der König will eben einmal rechnen; es ist einmal festgesetzt im Rat seines heiligen Willens; es ist einer heiligen Ordnung, den Rechten seiner Gerechtigkeit gemäß. (Ludwig Hofacker)
Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der mit seinen Knechten rechnen wollte.
Gott der Herr, der König des Himmelreichs, wird verglichen mit einem menschlichen Könige, der mit seinen Knechten rechnen will. Dieser hat dazu bestimmte Zeiten, bei ihm gibt es Quartale und Jahres-Abschlüsse; Gott rechnet zu aller Zeit. Bei jenen braucht man nur dafür zu sorgen, dass die Rechnungen am Ende des Quartals oder am Jahresschluffe in voller Ordnung sind; aber unsere Rechnungen vor Gott müssen täglich und stündlich in Ordnung sein.
Gerechnet kann nur werden, wo uns gewisse Güter zur Verwaltung zugewiesen sind. Wir finden die Aufstellung derselben in den drei Artikeln. Gott hat uns erschaffen, und Leib und Seele gegeben, und uns in Christo zu seinen Kindern gemacht. Er hat uns endlich sein. Wort geschenkt, seinen Geist in uns wohnen lassen, und uns begnadigt mit den seligsten Verheißungen. Das ganze zweite Hauptstück ist ein Register der uns anvertrauten Gnaden. Diese sollen wir verwalten. zur Ehre Gottes. Was von ihm gekommen ist, soll auch wieder zu ihm gehen. Es soll ein steter Kreislauf sein: Gott gibt hernieder und wir geben wieder hinauf. Und je treuer wir uns und unsere Güter wieder hinaufgeben, um so reichlicher gibt er die seinen wieder Hernieder.
Herr, barmherziger Gott. gib auch heute reichlich deine Gaben hernieder an deine Christenheit und erfülle die Herzen der. Deinen mit der Wahrheit deines Wortes. Hilf uns aber auch, dass wir dir dafür in inniger Dankbarkeit unsre Herzen schenken. Nur dann sind wir bereit, wenn du kommst, Rechnung zu halten. Wir können ja nichts anderes bieten als das Herz, und du hast ja um dasselbe gerungen mit aller Liebe. So nimm es denn hin, und erfülle es mit deinem Frieden. Amen. (Friedrich Ahlfeld)