Matthäus 13,33
Andachten
Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist einem Sauerteige gleich, den ein Weib nahm, und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehls, bis dass er gar durchsäuert ward.
Das Wunderbare des Sauerteigs ist seine Verwandlungskraft. Er bringt den Teig in ein Gären, das fortdauert, bis die ganze Masse durchsäuert ist. Das ist auch das Eigene des Evangeliums. Paulus nennt es eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben. In dem Evangelium teilt sich uns Christus mit als der Herzensveränderer, der durch seinen Geist und sein Leben uns zu neuen Kreaturen umschaffen will Ist Jesus wirklich im Glauben aufgenommen worden, so gehen auch im inwendigen Menschen neue Bewegungen und Gärungen vor. In das fleischliche Wesen dringt eine geistliche Gesinnung, in die Ungebrochenheit des Willens eine helfende Gottesmacht, in die Lüste, die wider die Seele streiten, eine Kraft, zu verleugnen das ungöttliche Wesen, und züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt. Ist das Inwendige erst herumgeholt worden vom Verderben, so gehen dann auch im äußern Leben Veränderungen vor. Es kommt zu andern Gewohnheiten, zu einem andern Wandel; ist man ein Kind des Lichts, so wandelt man auch als ein Kind des Lichts und gibt Zeugnis von der Hoffnung, die in einem ist. Ja, auch der Leib empfindet das Wohltuende des Evangeliums. Die Glieder, die vorher als Waffen der Ungerechtigkeit gebraucht wurden, werden nun Waffen der Gerechtigkeit, und man lässt die Sünde nicht mehr herrschen in dem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten. So werden die drei Scheffel Mehl, oder die drei Teile des Menschen, Geist, Seele und Leib, durchsäuert, oder durch und durch geheiligt und unsträflich bewahrt auf den Tag der Erscheinung Christi. Das Weib, das den Sauerteig in Händen hat, ist die Kirche, die das Evangelium zu verwalten hat. Nur dann sind wir Glieder der Kirche Christi, wenn etwas Göttliches in uns gekommen ist, das den falschen Grund in uns verändert hat, das uns auf unsern Heiligungswegsucht und mit unaussprechlichen Seufzern erfüllt, bis wir das Ziel unserer Wünsche erreicht haben, und wir Christo gleich geworden sind, wie Er Eins ist mit dem Vater. (Friedrich Lobstein)