Matthäus 13,22
Andachten
Der aber unter die Dornen gesät ist, der ist es, wenn jemand das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und Betrug des Reichtums erstickt das Wort und bringt nicht Frucht.
Dornen und Disteln, das sind die Feinde alles guten Gewächses auf dem Felde, die bringen ihm den Erstickungstod. Sorge dieser Welt und Betrug des Reichtums - das sind die Feinde des Wortes vom Reich, die ersticken es im Menschenherzen. Da sitzen sie auf den Schul- und Konfirmanden-Bänken die jungen Seelen, Knaben und Mägdlein, und wird so viel edles, kostbares, lebendiges Wort vom Reich ausgesät und mit vollen, betenden Händen ausgestreut; mag auch wohl hie und da Einer oder Eine sein, wo das Wort haften bleibt und aufgeht und lässt sich die junge Saat hoffnungsvoll an. Aber nun gehen sie ihre Wege in die Welt hinaus. Die Einen müssen sich plagen um das tägliche Brot unter beständiger Sorge dieser Welt, verlieren darüber ihre Sonntage und ihren Feier-Abend; vergessen das Beten und Aufschauen nach oben und das inwendige Leben erstickt in ihnen. Den Andern fällt's zu im Überfluss, sie haben Alles, was ihr Herz begehrt, was brauchen sie da noch das Wort vom Reich? was soll ihnen das Jenseits, da sie das Diesseits mit aller Herrlichkeit haben, so werden sie betrogen um das ewige Erbteil im Licht, durch den schändlichsten Betrug! O, wahrlich! wenn über Einen Sünder, der Buße tut, Freude ist vor den Engeln Gottes, wie viel Wehklage mag wohl sein über den Tausenden, welche durch Sorge dieser Welt und Betrug des Reichtums verloren gehen. - Der dies liest an diesem Abend, der hat gewisslich auch sein Teil an Welt-Sorge oder an Welt-Schätzen, und steht damit auch in der Gefahr, dass das Wort vom Reich, welches in ihm ist, erstickt werde und keine Frucht bringe. Darum frage sich Jeder: wo ist meine Frucht? wo sind die Ähren? und wo die Körnlein in den Ähren? wo ist die Geduld und der Glaube der Heiligen? wo Sanftmut und Demut? wo Welt- und Todes-Überwindung? wo ist das Alles? ein Ansatz muss doch da sein, wenn's noch zu Etwas kommen soll! die Ähren sehen schon im Vorsommer an und kommen heraus; und wie lange mag's wohl schon sein, dass das Wort vom Reich Dir in Dein Herz gesät ist? es dürfte gewiss an der Zeit sein, dass die Ähren sich zeigten am Halm! Hütet euch vor dem Erstickungstode! (Nikolaus Fries)