Aber von den Tagen Johannis des Täufers, bis hierher, leidet das Himmelreich Gewalt; und die Gewalt tun, die reißen es zu sich.
Das Himmelreich ist die Gemeinschaft aller an Jesum gläubig werdenden Seelen. Von des Täufers Zeit an öffnet sich der Menschheit gleichsam eine neue Pforte, und durch diese enge Türe werden nun Viele eindringen, von Jahr zu Jahr, von Jahrhundert zu Jahrhundert, um selig zu werden. Es ist wie eine geistige Strömung, die in das Meer der Gnade, welches in Christo sich eröffnet hat, von Johannis Zeit an sich ergießen wird. Das Himmelreich leidet Gewalt. Obgleich man den Himmel nicht anders, als geschenkt bekommen kann, so gibt es doch auch ein geistiges Sturmlaufen. Sagt die Schrift nicht auch anderswo: Jagt nach dem vorgesteckten Ziel; wendet allen Ernst an; kämpft, ringt danach, einzugehen durch die enge Pforte. Man kann Gott nichts abtrotzen, aber man kann den Strömungen der Gnade folgen, wenn sie mit aller Macht uns herausreißen wollen aus dem Weltgeist und uns tüchtig machen wollen zum Erbteil der Heiligen im Licht. Ein rechter Gottesernst, das ist es, was Christus sucht, und dann lässt sich der Himmel erobern. Wer ins Gebet getrieben wird, wer sein altes Leben hassen kann, wer Jesu Alles unter das Kreuz legt, der gehört zu den Gewaltigen, die das Himmelreich an sich reißen. Gott widersteht nicht, wenn man die Himmelstüre belagert, ihm seine Verheißungen vorhält und wie ein hungriger Bettler beide Hände ausstreckt. Sagt er doch selber: Ich werde gesucht von denen, die nicht nach mir fragten; ich werde gefunden von denen, die mich nicht suchten; - wie viel mehr von denen, die ihn von ganzem Herzen suchen werden! Denen gibt er die Verheißung: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. (Johann Friedrich Lobstein)