Hohelied 4,9
Andachten
Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut, mit deiner Augen einem und mit deiner Halsketten einer.
Dadurch hat sie ihm das Herz genommen, dass er das, was er ihr durch sein Leiden und Sterben erworben, geschenkt hat. Die Herrlichkeit nämlich, die sie in Adam verloren hatte, die erlangte sie wieder von ihm, von der auch die Apostel sagten: Wir sahen seine Herrlichkeit. Und so geschah der Tausch, indem er ihr sein Herz und sie ihm das ihre gab. Mit deinem Auge einem rc., heißt's im Text, habe sie ihm das seine genommen; mit ihrer Einfalt nämlich, von der der Heiland sagt: Wenn dein Auge einfältig ist rc., also ganz auf Eines hingezogen, auf ihn alleine. „Und mit deiner Halsketten einer.“ Das ist die Zucht der Gnade, welche sie wie eine Kette um den Hals hatte, wo immer eine Zucht die andere ablöste, wie von den Gelenken an einer Kette immer eins in das andere geht. Die innere Zucht ist es also, wodurch die Einfalt bewahrt wird. Ohne diese kann sie nicht bestehen. Es ist aber inwendig, das einfältige Auge und die Halskette; denn euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. (Lebensabriss von Anton Egeler.)