Psalm 94,11
Andachten
Aber der Herr weiß die Gedanken der Menschen, dass sie eitel sind.
Die Eitelkeit ist der Stolz, wenn er ins Lächerliche überschlägt. Es gibt Putznarren, die nach Bewunderern schielen; Schminken aller Art, um dem Blassen und Kranken einen schönen Anstrich zu geben; ein Kokettieren in Worten und Gebärden, um sich interessant zu machen; Purpurlappen, die nicht zu zählen sind, durch deren Löcher aber die Eitelkeit immer durchblickt. Ja, die Eitelkeit ist nicht immer ein Paradieren nach außen; es gibt auch Gedanken, die eitel sind; der Herr kennt sie, ach! ihre Zahl heißt Legion. Man gehe nur den stillen Gesprächen nach, die man mit sich selber führt: welche tolle Meinung hat man da von der eigenen Person! Wie ertappt man sich jeden Augenblick wieder über einem wohlgefälligen Schmunzeln über irgendeine Gelungenheit! Wie steigt man den Andern auf die Schultern, und findet sich in Dem oder Jenem besser, christlicher als sie! Immer das Ich kann es nach außen hin nichts gelten, so nistet es sich wenigstens ein in die Gedanken; dort ist die Eitelkeit am ungestraftesten. Man kann sich einen Einsiedler denken, der Jahre lang in seiner Zelle sein eigner Bewunderer ist. Und steckt die Eitelkeit nicht auch noch in den Kindern Gottes? Sie wissen, sie werden ohne Verdienst gerecht, und haben doch noch so gern kleine Verdienste! Sie möchten nicht von sich selber reden und hören doch so gern, wenn man etwas von ihnen erzählt! Hiskias, kaum von einer tödlichen Krankheit genesen, führt die babylonischen Abgesandten in seinen Zeughäusern und Schatzkammern herum, und hat seine Herzensfreude daran, wenn sie Alles das recht bewundern. Ja, Alles ist eitel, ganz eitel, in uns, nicht nur um uns. Und was heißt eitel? Nichts anderes als leer; das, was hohl ist, was keinen Gehalt hat. Man würde sich lustig machen, wenn große, verständige Personen noch, wie kleine Kinder, mit Puppen oder Soldaten spielen wollten; aber wenn die eitlen Gedanken unsers Herzens sollten offenbar werden, die so tief bis ins Lächerliche sich verlieren, würden wir uns nicht weit mehr schämen müssen? (Friedrich Lobstein)