Psalm 27,9
Andachten
Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn Deinen Knecht, denn Du bist meine Hilfe!
So fleht David in unserem Psalmspruch zu seinem Gott. Und es ist wahr, es gibt Zeiten im Leben, wo es ist, als hätte der barmherzige Gott Sein Antlitz vor uns verborgen. Wenn die Sonne der göttlichen Güte sich gleichsam für uns lange versteckt, wenn Wolken von Sorgen, Schatten der Trübsal, Ströme des Missgeschickes über uns heraufziehen, einmal ums andere; wenn bei unserer Arbeit kein Segen und Gedeihen ist, wie wir uns auch mühen und plagen; wenn selbst bei unserem Gebet kein rechter Mut und kein rechter Trost sich spüren lässt; wenn selbst Gottes Wort feine seligmachende Kraft nicht mehr an uns zeigen will, wie sonst, ach: da ist uns, als hätte sich Gott von uns gewendet. Da haben wir Ursache, mit dem Psalmisten zu bitten: Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn Deinen Knecht! Da, meine Lieben, sieht es aus, als hätte Gott Sein Antlitz vor uns verborgen, als sähe Er nicht mehr so gnädig herab auf uns. Und doch, sieht es nicht vielleicht nur so aus? Liegt vielleicht der Fehler nicht darin, dass wir uns von Ihm gewendet, Ihn aus den Augen und aus dem Herzen verloren haben? „Verbirg Dein Antlitz nicht vor mir.“ So rufen wir heute zu Gott empor. Aber könnte nicht die Antwort von oben lauten: Verbirg nur du dein Antlitz nicht vor Mir, wende nur du dich nicht ab von deinem heiligen Gott, deinem barmherzigen Vater, in Unglauben, Undank und Ungehorsam! Amen. (Karl Gerok.)